Oft kritisierte Grupp einen Größenwahn mancher Unternehmer und forderte die persönliche Haftung für alle Bosse. Foto: imago/Future Image/Hein Hartmann

Angesichts der gestiegenen Zahl an Firmenpleiten fordert Wolfgang Grupp mehr Verantwortung von den Bossen. Der frühere Trigema-Chef knöpft sich René Benko vor.

Der frühere Trigema-Chef Wolfgang Grupp betrachtet die steigende Zahl an Insolvenzen in Deutschland mit Sorge. „Es kann nicht sein, dass die Leute kassieren, solange es gut geht, und dann hinschmeißen, und dann der Steuerzahler einspringen muss“, sagte der 81-Jährige mit Blick auf die Zahlungsunfähigkeit des österreichischen Investors René Benko, dessen Signa-Firmengeflecht in Schieflage geraten ist. Signa hatte in der Niedrigzinsphase stark expandiert. Im Zuge gestiegener Zinsen, Baukosten und Energiepreise ist die Gruppe in eine Krise gestürzt.

Grupp sieht die Rolle des Eigentümers Signa und deren Gründer Benko kritisch: „Wenn ich sehe, dass die Insolvenzen im vergangenen Jahr um 26 Prozent gestiegen sind und ein Benko 14 Milliarden an Krediten kriegt und eine Insolvenz nach der anderen macht, dann habe ich Verständnis, dass man auf den Reichen rumhämmert“, sagte der ehemalige Textilunternehmer im „Spiegel“-Podcast „Spitzengespräch“.

Grupp fordert persönliche Haftung für alle Bosse

Grupp – einst einer der profiliertesten und schillerndsten deutschen Mittelständler – hatte den Chefposten in seinem Unternehmen zum Jahresbeginn abgegeben. Er übergab die Geschäftsführung nach 50 Jahren an seine Tochter Bonita und seinen Sohn Wolfgang Grupp junior. Bereits in der Vergangenheit kritisierte er einen Größenwahn mancher Unternehmer und forderte die persönliche Haftung für alle Bosse. „Wir brauchen Verantwortung und Haftung in unserem Wirtschaftsleben zurück“, sagte er.

Im „Spiegel“-Talk mit der frischgebackenen Parteivorsitzenden Sahra Wagenknecht (Bündnis Sahra Wagenknecht) und dem SPD-Politiker Ralf Stegner plauderte Grupp aus dem Nähkästchen: Er selbst sei von einem Insolvenzberater kontaktiert worden. „Er schrieb mir, ich sei in einer Branche, die nicht zukunftsfähig sei, er wolle mich beraten. Ich solle Insolvenz machen, dann wäre ich anschließend reicher als sonst“, sagte Grupp weiter. „Wenn sowas in einem Rechtsstaat möglich ist und diese Insolvenzkanzlei nicht sofort aufgelöst wird, dann tut es mir leid! Wir müssen für Recht und Ordnung sorgen.“