Für sozialen Wohnungsbau ist im neuen Stadtviertel auf dem ehemaligen Kasernengelände in Villingen ein großer Raum eingeräumt. Eine städtische Gesellschaft soll die Realisierung übernehmen. Foto: Zieglwalner

Die Stadt plant die Gründung einer Sozialwohnungsbaugesellschaft, um das Konzept für das Quartier Oberer Brühl in Villingen in die Tat umzusetzen.

Villingen-Schwenningen - Die Idee, das neue Quartier Oberer Brühl auf dem ehemaligen Kasernengelände in Villingen über einen privaten Investor zu realisieren, hat sich zerschlagen. Stattdessen schlägt die Verwaltung vor, eine städtische Sozialwohnungsbaugesellschaft zu gründen.

Geplant war, über ein europaweites Vergabeverfahren einem Bauträger den Auftrag zu erteilen, das Konzept mit Verwaltungs- und Wohngebäuden zu verwirklichen, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für die Sondersitzung des Gemeinderats. Eine wichtige Rolle im neuen Quartier spielt der soziale Wohnungsbau, so sollen 90 Prozent der rund 680 Wohneinheiten zur Miete zur Verfügung stehen, 126 davon mit einer Kaltmiete von 30 Prozent unter der üblichen Kaltmiete und weitere 250 Wohnungen unter zehn Prozent. Hinzukommen Auflagen wie die Schaffung von begrünten Dachflächen als Treffpunkt für alle Bewohner anstelle von Penthäusern.

Investor für Projekt schwer zu finden

Dass sich angesichts der Energiekrise und der steigenden Baukosten ein Investor für dieses Projekt findet, scheint der Verwaltung inzwischen unwahrscheinlich. Um sich aber nicht von den sozialen Komponenten für den Oberen Brühl verabschieden zu müssen, bedarf es aus Sicht der Verwaltung eines eigenen finanziellen Engagements der Stadt, um den dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. So schlägt sie vor, eine Wohnungsbaugesellschaft als 100-prozentige Tochter der Stadt zu gründen, um das Sagen für die weitere Entwicklung auf dem Gelände zu haben. Dieses Modell ermöglich es, Vorhaben ohne Vergabeverfahren umsetzen zu können. Da bei der kommunalen Wohnungsbau GmbH (WBG) eine private Kapitalbeteiligung von mehr als zwei Prozent bestehe, sei diese nicht geeignet.

Über die eigene Gesellschaft könne die Stadt sicherstellen, dass das sozial geprägte Wohnraumkonzept im Oberen Brühl tatsächlich zum Tragen kommt. Zudem bestehe auch kein Risiko, dass ein privater Bauträger mitten in der Umsetzung stecken bleibt, weil er keine Finanzmittel mehr hat oder Teile des Grundstücks verkauft.

Warteliste für kostengünstigen Wohnraum

Dass eine Wohnbauoffensive der Stadt erforderlich ist, zeige die aktuelle Situation: Allein bei der WBG gebe es aktuell eine Liste von 700 Personen, die auf kostengünstigen Wohnraum warten. Im ersten Schritt sollen so die über die Verbilligungsrichtlinie geförderten 126 Wohnungen entstehen. Zumal der geförderte Wohnraum einer Frist zur Fertigstellung von fünf Jahren ab Eigentumsübergang der Flächen von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) auf die Stadt unterliegt, dies war im Januar 2021 erfolgt.

Um diese Aufgabe zu übernehmen, muss die Stadt richtig Geld in die Hand nehmen. Zu rechnen ist für den ersten Bauabschnitt mit Gesamtkosten von 44 Millionen Euro. Die Stadt will in die Gesellschaft den Grundstückswert von 5,7 Millionen Euro einbringen, zudem die Verbilligung von 3,15 Millionen Euro. Erforderlich ist ein Barzuschuss über 10,85 Millionen Euro von der Stadtkasse. Im Anschluss geht es dann abschnittsweise an den Bau der weiteren 550 Wohnungen.

Ob die Stadt diesen Weg wirklich einschlägt, entscheidet der Gemeinderat in seiner Sondersitzung am Mittwoch, 23. November, ab 16 Uhr in der Neckarhalle in Schwenningen.