Der Rauch steigt während der Löscharbeiten meterhoch in die Luft. Foto: Pohl

Zu einem vermeintlich kleinen Brand in einem Schwenninger Wohnhaus wurde die Feuerwehr am Montag gerufen. Dieser entpuppte sich allerdings als Katastrophe, bei der 17 Menschen in höchster Not waren.

Villingen-Schwenningen - Es war 13.45 Uhr, als der Alarm bei der Feuerwehr Villingen-Schwenningen mit dem Hinweis "Brand 2" einging. Einsatzleiter Michael Reimer erläutert vor Ort, "dass es sich bei dem Stichwort um einen relativ kleinen Brand handelt". Es sollte sich um ein Feuer in einem Treppenraum im Wohnbereich über dem Netto-Markt am Schwenninger Marktplatz handeln. Doch schon drei Minuten später nahm der Einsatz an Brisanz zu, denn die Alarmstufe wurde durch eine Zweitalarmierung hochgestuft. Damit war laut Reimer klar: "Die Flammen haben bereits auf das Haus übergegriffen."

Bewohner von Flammen eingeschlossen

Am Einsatzort eingetroffen, wurden der Netto-Markt sowie das Friseurgeschäft im Erdgeschoss evakuiert, ehe die Einsatzkräfte der Feuerwehr versuchten, in den bewohnten Teil zu gelangen. "Nach ersten Informationen sollen sich zu diesem Zeitpunkt 21 Personen im Wohnbereich aufgehalten haben", schildert Reimer den Ablauf. Doch das Feuer im Treppenraum hatte sich bis dato bereits so ausgebreitet, dass das Obergeschoss für die Retter nicht zu erreichen war.

Daraufhin forderte die Feuerwehr die Drehleiter an, um vor allem eine Person, die sich ganz oben im Gebäude befand, vor den Flammen zu retten. Die restlichen Bewohner waren zwischenzeitlich auf den Balkon im hinteren Bereich des Gebäudes geflüchtet, hätten laut Reimer aber keine Chance gehabt, ohne Rettung über Leitern das Haus zu verlassen. "Aus diesem Grund kann man schon von Lebensgefahr für die Bewohner sprechen, da ihnen die Flammen den Weg nach draußen versperrten", schätzt der Einsatzleiter die Situation ein. Nach seinen Informationen handelte es sich letztlich nicht um 21, sondern um 17 Personen im Gebäude, darunter sieben Erwachsene und zehn Kinder.

Kein Zutritt für Rettungskräfte

Nachdem die Personen evakuiert und gerettet waren, begannen die Feuerwehrabteilungen von Villingen und Schwenningen mit den Löschangriffen. Während der Maßnahmen breitete sich das Feuer quer durch das Obergeschoss weiter aus. Immer wieder kam es trotz bereits gelöschter Stellen zu neuen Flammen, die durch Dach und Fenster schlugen. "Wir mussten von außen löschen, wir kamen nicht ins Innere des Hauses", berichtet Michael Reimer. Lange Zeit war der Brandherd deshalb unklar. Mittlerweile heißt es aus Feuerwehrkreisen jedoch unter Vorbehalt, ein technischer Defekt eines Elektrokastens im Treppenhaus könnte die Ursache sein. 

Nachbarn bieten Hilfe an

Zwischenzeitlich wurden die Opfer von den Betreibern des "Oriental-Grills" aufgenommen und von Rettungskräften und Notärzten medizinisch in dem Restaurant betreut. Wie die Polizei am frühen Abend mitteilte, wurde eine Bewohnerin leicht verletzt und mit dem Rettungswagen ins Klinikum gebracht.

Neben knapp 60 Kräften der Feuerwehr waren zahlreiche Rettungskräfte des Deutschen Roten Kreuzes sowie Notärzte im Einsatz. Die Polizei sperrte die Einsatzstelle aus allen vier Richtungen – von der Markt-, der Dauchinger-, der Spittel- und der Sturmbühlstraße – weiträumig ab. Auch die Kriminalpolizei, die weitere Ermittlungen aufnehmen wird, war vor Ort.

Großbrand erst vor einem halben Jahr

Gerade einmal ein halbes Jahr ist es her, seit nur wenige hundert Meter Luftlinie entfernt ein Mehrfamilienhaus an der Mutzenbühlstraße brannte. Nun wurden mehrere Familien erneut Opfer von Flammen und stehen vor dem Nichts. Denn nach dem Feuer und den Löscharbeiten ist jetzt schon klar, dass das Gebäude im Ober- und Dachgeschoss nicht mehr bewohnbar ist. "Das Wohnhaus ist einsturzgefährdet und somit nicht mehr bewohnbar", heißt es im Polizeibericht. Nach Informationen unserer Zeitung wurde in den Abendstunden noch ein Statiker erwartet, um Maßnahmen zur  Sicherung des Gebäudes  festzulegen.  Auch die Ware des Discounters sei in Mitleidenschaft gezogen worden, der entstandene Sachschaden am Gebäude beläuft sich laut Polizei auf rund 750 000 Euro. Derweil seien die Opfer bei Angehörigen untergekommen, heißt es am Abend vor Ort.