Das Beispiel machte Schule, auch im Nachbarkreis Sigmaringen, und bei Schick stand das Telefon nicht mehr still: Was Holzelfingen oder Stetten recht sei, das könne Ebingen billig sei, erklärten ihm solvente Anrufer aus Nah und Fern – was spreche denn dagegen, den Degerwandlift periodisch für Wintersportfreunde in Betrieb zu nehmen, die sich den Spaß leisten könnten?
Für die Vereine wäre es ein Verlustgeschäft
Eine ganze Menge, findet Schick – und weiß sich darin einig mit den Verantwortlichen des WSV Tailfingen, an die ganz ähnliche Wünsche herangetragen wurden. Erstens, so Liftwart Jürgen Estler, sei der Sonderbetrieb ein Verlustgeschäft für den Verein, weil mit unverhältnismäßigem Aufwand verbunden. Die Piste müsse präpariert, die Kasse besetzt, Ausweise kontrolliert und – vor allem – Lift und Gelände so abgeschirmt werden, dass die Exklusivität des Projekts gewährleistet bleibe.
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Womit man schon beim nächsten Punkt wäre: Der Liftbetrieb, so Ingo Schick, werde Außenstehenden schwerlich verborgen bleiben und unweigerlich andere Skifreunde anlocken, die mitfahren wollten. Und könnte man es ihnen verdenken? Unter den gut und gern zwei Dutzend E-Mails zum Thema, die Ingo Schick erhalten hat, waren nicht nur Aufforderungen, es Holzelfingen gleich zu tun, sondern auch Drohungen: Sollte der WSV am Skilift einen Zwei-Klassen-Zugang einführen, "dann war ich die längste Zeit Vereinsmitglied".
Die Mitglieder zahlen ja auch ihren Beitrag
Wofür Schick volles Verständnis hat – "Die zahlen schließlich auch ihren Mitgliedsbeitrag" – und sich mit Jürgen Estler einig ist: "Solidarisch wäre so ein Liftbetrieb nicht." Und auch nicht im Sinne der Anti-Corona-Strategie: "Die Infektionszahlen steigen immer noch", sagt Estler. "Ein falscheres Signal kann man sich nicht vorstellen."
Aus diesen Gründen hat Ingo Schick in der vergangenen Woche einen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann geschrieben, darin die unerfreulichen E-Mail-Notenwechsel und Anfeindungen am Telefon geschildert, die ihm das Schlupfloch in der Corona-Verordnung des Landes eingebracht hat, und darum gebeten, dieses Schlupfloch umgehend zu schließen – bei den Schwimmbädern und den Gaststätten gebe es dergleichen ja auch nicht.
Ob es jetzt Schicks Brief war oder ein anderer – das Land hat reagiert: In der am Montag in Kraft getretenen Neufassung der Corona-Verordnung taucht die Ausnahmeregelung für Einzelhaushalte nicht mehr auf. Womit Hoffnung besteht, dass Ingo Schicks privater E-Mail-Empfang demnächst wieder überschaubare Dimensionen annimmt.
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