Regionale Produktion: Sommertour beschert Thomas Bareiß in Harthausen einen Termin zum Staunen

Die Corona-Krise beschleunigt die Dinge, heißt es immer wieder. Das gilt auch für das Bewusstsein der Kunden für gesunde und heimische Lebensmittel, wie Carolin und Alexander Dietz erfahren haben. Thomas Bareiß hat sie besucht.

Winterlingen-Harthausen. Nur wenige Termine auf der Sommertour von Thomas Bareiß, CDU-Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Zollernalb/Sigmaringen und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, dürften so lecker sein wie der Besuch bei Carolin und Alexander Dietz in der "Ziegenhütte Zollernalb" im Grünen bei Harthausen: Selbstgebackenes Brot und frischer Hefezopf, vor allem aber Ziegenkäse in raffinierten Varianten stehen auf dem überdachten Tisch. Alles Bio.

Und natürlich alles vom Bioland-Hof, auf dem die Agraringenieurin und der gelernte Forstwirt 2013 offiziell die Verantwortung von Caroline Dietz’ Eltern übernommen haben. Der Ziegenstall, in dem sich zurzeit 80 Milchziegen an frisch-grünem Bio-Futter laben, stand da bereits zwei Jahre. "Früher war der Hof ein konventioneller Schweinemastbetrieb", berichtet Carolin Dietz. "Als wir mit Ziegen anfingen und merkten, dass es gut funktioniert, haben wir das ausgebaut."

Was dem sympathischen Ehepaar entgegenkam: Der Ruf des Ziegenkäses hat sich gewandelt. Heute sei er aus der Spitzengastronomie nicht mehr wegzudenken, sagt Alexander Dietz. Er und seine Frau, deren Elten immer noch mithelfen, beliefern Gastronomen ebenso wie Einzelhändler und andere Hofläden. Im eigenen – derzeit mit Zeltvorbau, coronabedingt – steht die Nummer-eins-Spezialität der Ziegenhütte inzwischen in Gläschen im Kühlschrank. Die Plastik-Schälchen sind passé. Dazu gibt’s Mehl, Nudeln, Fleisch- und Wurstprodukte, Eingemachtes, Süßes und Herzhaftes. Die Rohstoffe kommen von einem der 130 Hektar Ackerland, die das Paar bewirtschaftet, und dort wachsen auch die Leibspeisen der Ziegen: "Wir kaufen keine Futtermittel zu."

Rund 70 000 Liter Milch geben die Tiere pro Jahr, verrät Carolin Dietz, "und wir könnten bis zu 200 000 Liter produzieren, aber 100 Ziegen haben wir uns als Obergrenze gesetzt", fügt ihr Mann hinzu. Nicht Quantität – Qualität steht für die umtriebigen Landwirte im Vordergrund.

Ein kleiner Urlaub vom Alltag – Eis inklusive

Das macht sich bezahlt. Der vielfach sogar auf Bundesebene preisgekrönte Ziegenkäse aus der eigenen Käserei ist gefragter denn je, geht auf Märkten und sogar in einigen Edeka-Läden weg wie geschnitten Brot. Derzeit ohnehin: Die Coronavirus-Pandemie habe das Bewusstsein der Kunden, von denen die Ziegenhütte ohnehin schon einen treuen Stamm hat, noch weiter verändert, berichtet das Paar. Viele kämen mit dem Fahrrad zum Hofladen – nicht nur um einzukaufen, sondern auch um einen kleinen Urlaub vom Alltag zu machen, ein Eis zu schlecken und den Ziegen zuzuschauen, die auf ihrem Felsen herumklettern oder sich an einer rotierenden Bürste massieren lassen, während sie eine kleine Dusche genießen. Saisonal und mit gutem Gewissen einzukaufen, was vor Ort wächst, und selbst zu sehen, wie gut es den Tieren geht, die nach neun Jahren Milchleistung auch das Gnadenbrot auf dem Hof genießen dürfen, schätzten mehr und mehr Kunden.

Um 30 bis 40 Prozent sei der Umsatz im Hofladen seit Beginn der Corona-Krise gestiegen, sagt Carolin Dietz, die früh begonnen hat, mit der Zeit zu gehen: Kontaktloses Bezahlen ist im Hofladen sogar via PayPal möglich. Über Facebook, Instagram und WhatsApp erreichen Werbung und Geschichten aus der Ziegenhütte deren Fans.

Außerdem ist der Betrieb ein "Lernort Bauernhof": Schulklassen kommen – wenn auch derzeit nicht – zur Ziegenhütte, um ihr Bewusstsein für "Lebens-Mittel" zu schärfen. Deren Wert als wichtige Voraussetzung für die Gesundheit zu vermitteln ist Alexander und Carolin Dietz ein wichtiges Anliegen. "Wir wollen der Landwirtschaft ein Gesicht geben." Dass die Politik auch mal anfangen könnte, dafür Subventionen auszugeben, Betriebe zu belohnen, die sich für Artenschutz und gute Produkte einsetzen, anstatt nur nach Fläche zu subventionieren – diesen Wunsch geben sie Thomas Bareiß mit.

"Schwein gehabt" – die Zeiten sind vorbei

"Als ich 2011 wegen des Ziegenstall-Neubaus auf dem Landwirtschaftsamt war, haben sie gesagt: ›Um Gottes Willen! Baut doch noch einen 1200er-Schweinemaststall!", erinnert sich Carolin Dietz. Die Schweinezucht hat das Paar dennoch damals aufgegeben und will nicht wieder damit anfangen, obwohl Carolin Dietz weiß: "Die Kunden würden uns das Fleisch aus den Händen reißen."

Am Ende des Rundgangs ist Thomas Bareiß beeindruckt von der Philosophie und deren Umsetzung in die Praxis, und seinen Begleitern – Bürgermeister Michael Maier und Ortsvorsteher Emil Oswald – ist förmlich anzusehen, wie stolz sie sind, einen solchen Betrieb am Ort zu haben. Zusammen mit Bareiß greifen sie gerne zu bei der Käseplatte mit frischem Gemüse, bei Hefezopf und selbst gebackenem Brot. So lecker sind politische Termine schließlich selten.