Bürgermeisterwahl: Amtsinhaber und Kandidat Michael Maier wirbt in den Teilorten für Kontinuität

Winterlingen. "Vor acht Jahren stand ich schon mal hier – da war es voller", sagt Michael Maier und vergisst nicht anzufügen, dass "gestern in Benzingen sechs Leute da saßen". Dass am Mittwochabend ein gutes Dutzend den Weg ins TSV-Stüble gefunden haben, freut den leidenschaftlichen Vereinsmeier schon deshalb, weil das Vereinsheim eigens für seinen Informationsabend zu Bürgermeisterwahl am 17. Juni geöffnet hat: "Dann soll ja auch was hängen bleiben."

Vorstellen muss sich der Amtsinhaber und Kandidat, den seine Frau Silke begleitet, nur der Form halber: "53 Jahre alt, immer noch verheiratet, immer noch zwei Kinder, immer noch evangelisch." Und: "Seit 27 Jahren Bürgermeister – mit Abstand der Dienstälteste im Zollernalbkreis, auch wenn man mir das nicht ansieht." Er wartet kurz, dann grinst er und sagt: "Jetzt sollte ein Lacher kommen."

Dann geht’s zur Sache, und unter all dem, was Maier in seiner Bilanz aufzählt, kommt die Einrichtung des Bürgerbüros im Rathaus und das Verhältnis zwischen Gemeinderat, Ortschaftsräten, Ortsvorstehern und Beschäftigten ganz zu Anfang. Das sei besser geworden, meint Maier und erntet Kopfnicken von Ortsvorsteher Emil Oswald sowie seinen Stellvertretern Roland Heck und Rainer Pfersich, der gleich wieder weg muss. "Hochwasser z’Bitz", liest der Feuerwehrmann auf dem Pieper, und Maier ruft ihm nach: "Gib’ Bürgermeister Schiele Bescheid!"

Stolz ist der Schultes darauf, dass der Schuldenstand um die Hälfte gesunken ist und die Rücklagen die restlichen Verbindlichkeiten bei weitem übersteigen. Dabei sei manches investiert worden, was keiner bemerke: in die Kläranlage etwa, oder in LED-Beleuchtung. "Vorher hat Licht gebrannt, jetzt brennt Licht", sagt Maier in seiner nonchalanten Art. "Interessiert also niemanden." Außer der Kämmerin – die spart.

Anderthalb Stunden lang sprintet der Sportler thematisch durch seine Leistungsbilanz, zählt die Unterstützung für die Grundschule Harthausen – Montessori-Pädagogik kostet die Gemeinde erst mal mehr –, die gut genutzte verlässliche Grundschule, die Urnenstelen und Rasengräber auf den Friedhöfen, Investitionen in Bauhof und Feuerwehren, die Sanierung der Vereinsräume in der Harthauser Mehrzweckhalle – sie selbst ist noch dran – und den Neubau der integrativen Kindertagesstätte Friedrichstraße für 2,8 Millionen Euro auf. "Gott sei Dank haben wir’s so gemacht", sagt er mit Blick auf die Einrichtung, mit der Winterlingen Vorreiter war im Raum Albstadt. Wie die Gemeinde überhaupt stets zeitnah "nachjustiert" habe in punkto Kindergartenplätze.

"Scoop in Sachen Ärzteversorgung"

Die Sanierung der Grund- und Werkrealschule – jetzt mit Mensa und Ganztagsbetrieb – war ihm ein Anliegen, die Neustrukturierung der Bücherei mit der Folge steigender Leser- und Ausleihzahlen sowie der Einstieg in die Akademie Laucherttal samt Einrichtung der Geschäftsstelle im Rathaus: "Da hat der Gemeinderat den richtigen Beschluss gefasst."

Dasselbe gelte für den "Scoop in Sachen Ärzteversorgung": Dass die Gemeinde Räume gekauft, zur Praxis umgebaut habe und das über langfristige Mietverträge refinanziere, beschere Winterlingen gar mehr Mediziner als vor dem Ruhestand zweier Ärzte.

Bürgerkriegsflüchtlinge habe die Gemeinde so untergebracht, dass er immer wieder gefragt werde: "Leben bei uns welche?" In Spitzenzeiten 50, "und einige sind noch da, aber inzwischen gut integriert", sagt Maier und freut sich.

Ein paar Dinge ärgern ihn aber auch: dass Gemeinden in den Breitbandausbau investieren sollen, der eigentlich Sache der Anbieter sei, und die "große Politik" Glasfaserkabel zu jedem Haushalt verspreche. "Das ist gelogen", sagt er mit Blick auf die Umsetzbarkeit. Dennoch werde Winterlingen tätig.

Sein "Frustprojekt" sei freilich die Seniorenwohnanlage in der Nähe des Freibads: "Immer wenn man denkt, man kann einsteigen, kommt wieder was dazwischen – jetzt sind wir hoffentlich so weit, dass wir es demnächst in Angriff nehmen können."

Auch andere Aufreger-Themen spart er nicht aus, die Windkraft zum Beispiel. "Aber wir als Gemeinde haben keinerlei Geld investiert und keine Fehler gemacht." Inzwischen sei ein neuer Investor am Ruder, der ein komplett neues Baugesuch eingereicht habe. Wir sehr die Folgen seiner "hemdsärmeligen" Vorgehensweise in seinem früheren Amt noch immer an ihm nagen, daraus macht Maier ebenfalls kein Hehl, hat aber daraus gelernt, wie er betont – und freut sich um so mehr über die Aussage eines Prüfers der Gemeindeprüfungsanstalt, der kürzlich bald fertig war im Winterlinger Rathaus: "Herr Maier, ich geh’ wieder. In Winterlingen find’ ich nix."

Über die Ausweisung neuer Baugebiete, um den hohen Bedarf zu decken, die Maier auf der Haben-Seite verbucht und die wie mancher Punkt fließend in die Liste der noch ausbaufähigen Projekte übergehen, wollen die Bürger dann mit ihm diskutieren, denn in den Orten stehe manches Gebäude oder Grundstück leer. Außerhalb seines Förderprogramms "Ortsmitte beleben" seien der Gemeinde da freilich die Hände gebunden, sagt Maier. "Sie gehören eben Privateigentümern, und wir können Abriss nicht mit riesigen Beträgen fördern."

Ebenfalls eingeschränkt sei seine Möglichkeit, Arbeitsplätze nach Winterlingen zu bringen: Zwar steht die Erschließung des Industriegebiets Weinstetter Straße oben auf seiner Agenda und das Interkommunale Industriegebiet Vogelherd-Längenfeld wachse bereits, doch mehr als den Platz könne die Gemeinde nicht schaffen. Der Schultes tröstet den Fragesteller, der sich einen Großbetrieb wünscht: "Von einem solchen abhängig zu sein, ist auch nicht lustig. Lieber viele Kleine: Schwächelt einer, geht’s vielleicht dem anderen besser."

Das 8:0 hätte nicht sein müssen

Ihm selbst geht es beim Blick auf den inzwischen dunklen Fußballplatz freilich gar nicht gut: 8:0 hat der TSV Harthausen dort kürzlich gegen den FC Winterlingen gewonnen, und Maier sagt schnoddrig: "Wenn ich mitgespielt hätte, hätte ich das nicht zugelassen." Dann lächelt er doch und dankt den Harthausern für ihren Sieg gegen Bitz: "Jetzt kann der FC wenigstens aus eigener Kraft den Abstieg vermeiden."