Organspende: TSV Benzingen will zwei Mitgliedern helfen und informiert

Zwei Mitglieder des Turn- und Sportvereins Benzingen warten und hoffen auf Spenderorgane. Das hat die Vereinsführung dazu veranlasst, einen Informationsabend zu organisieren, an dem ein Facharzt über Organspende aufklärt.

Winterlingen-Benzingen. Der Organspendeausweis kann Leben retten – aber nur, wenn möglichst viele ihn bei sich haben und sich bereit erklären, im Fall ihres Todes anderen Menschen durch eine Organspende zu helfen. Nur 797 Organspenden sind nach Angaben der Deutschen Stiftung für Organtransplantation im Jahr 2017 vorgenommen worden – das ist der niedrigste Stand seit Jahren. Zwei Menschen, deren Leben eine Organspende retten respektive entscheidend verbessern könnte, sind Mitglied des Turn- und Sportvereins Benzingen (TSV): Im einen Fall geht es um einen Radsportler, der auf eine Spenderniere wartet und zurzeit ein mobiles Dialysegerät im Einsatz hat, um sein Blut zu reinigen – eine Aufgabe, die bei Gesunden die Niere übernimmt. Im zweiten Fall handelt es sich um einen früheres Mitglied der Fußballmannschaft, der seit einem Herzstillstand als Kind akute Herzprobleme hat.

Im Ausschuss des TSV Benzingen, dessen Mitgliedern der große Mangel an Spenderorganen bewusst sei, sei daher die Idee entstanden, einen Informationsabend zu organisieren, um die Mitglieder zu animieren, sich einen Organspendeausweis zuzulegen, wie Antonio Zitelli, stellvertretender Vorsitzender und Abteilungsleiter des Rad- und Lauftreffs, berichtet. "Wir haben 500 Spenderausweise inklusive Informationsbroschüren besorgt", so Zitelli. Vor allem aber wird Matthias Hunger aus Benzingen, der seit rund 25 Jahren Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin und als solcher vertraut ist mit den Grenzbereichen des menschlichen Lebens, referieren und Fragen beantworten.

Hunger war eine Zeit lang Transplantationsbeauftragter einer Klinik und als solcher verantwortlich für die Koordination von Hirntoddiagnostik, Einwilligung zur Organspende und die Behandlungskoordination mit dem Organentnahmeteam.

Während in mehr als 20 europäischen Staaten die so genannte Widerspruchslösung gilt – sie besagt, dass bei allen Verstorbenen, die nicht ausdrücklich widersprochen haben, Organe entnommen werden dürfen –, ist in Deutschland eine Organentnahme nur dann erlaubt, wenn eine Zustimmung des Verstorbenen oder seiner Angehörigen vorliegt. Eine Organspende nach dem Tod ist nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nur möglich, "wenn bei der verstorbenen Person der unumkehrbare Ausfall der gesamten Hirnfunktionen – Hirntod – festgestellt wurde", wenn also "die Gesamtfunktion des Großhirns, Kleinhirns und Hirnstammes unwiederbringlich und unumkehrbar ausgefallen ist".

"Ich stehe zu 100 Prozent hinter dieser Aktion", betont Ortsvorsteher Ewald Hoffmann, selbst aktiver Sportler, und betont: "Dazu sind wir doch alle verpflichtet, deshalb mache ich gerne Werbung dafür." Er selbst habe sich bisher noch nicht näher mit dem Thema Organspende beschäftigt, räumt Hoffmann ein. "Aber jetzt besorge ich mir sofort einen Organspendeausweis."  Der Informationsabend mit dem Mediziner Matthias Hunger beginnt am Freitag, 20. April, um 18 Uhr im Vereinsheim des TSV, Hohenzollernstraße 35 in Benzingen.