Beim Mattenwettkampf ist Teamwork angesagt – aber auch Spaß an der Bewegung. Foto: Beyer

Mit Bewegung aus dem Lockdown-Tief: Das ist das Ziel des neuen Sportkonzepts an der Wiestalschule in Nagold-Emmingen. Mit dabei ist der ehemalige Bundesligaprofi Eberhard Carl.

Nagold-Emmingen - Lautes Kreischen hallt von den Wänden der Turnhalle in der Wiestalschule wider. Hektisch versuchen die Kinder, eine blaue Weichbodenmatte von einer Seite der Halle auf die andere zu befördern. Die einen ziehen kräftig, andere schieben von hinten.

Zwei Mannschaften treten dabei gegeneinander an. Welche als erste im Ziel ist, hat gewonnen. Zwischen beiden Teams eilt Eberhard Carl hin und her und sorgt dafür, dass sich alle an die Regeln halten.

Der ehemalige Bundesligaprofi hat den quirligen Haufen gut im Griff. Zwischen den einzelnen Runden spricht er mit den Kindern und erklärt gestikulierend und mit strenger Mine, was sie noch besser machen können.

Denn das Spiel dient nicht nur der Bewegung, sondern hat auch eine pädagogische Komponente, wie Carl erklärt. Denn um zu gewinnen, müssen die Kinder im Team arbeiten und sich eine Strategie überlegen.

Carl arbeitet beim Integrationsmanagement des Landkreises Calw. Sein Einsatz an der Wiestalschule ist Teil eines neuen Sportkonzepts, mit dem Rektor Jochen Morlock die Folgen des letzten Lockdowns überwinden möchte. Denn diese seien gravierend gewesen.

"Es war fast so, als hätten die Kinder das Denken verlernt", berichtet Morlock. "Die Beteiligung war schwach. Es kam nichts mehr zurück von den Kindern."

Schuld daran sei der Bewegungsmangel während des Lockdowns gewesen. Schließlich sei in dieser Zeit nicht nur der Schulsport ausgefallen, sondern auch alle Vereinsangebote. "Die Kinder saßen vorm Fernseher, vorm Computer oder am Handy." Dabei sei Bewegung doch wichtig – auch für die Denkfähigkeiten der Kinder.

"#mehralssport – Wiestalschule bewegt sich"

Daher setzt Morlock jetzt auf Sport, um seine Schüler wieder fit zu machen. Dabei wird das neue Sportprogramm "#mehralssport – Wiestalschule bewegt sich" nicht als AG angeboten, sondern in den Sportunterricht integriert. Eine bewusste Entscheidung: "Sonst hätten wir nur die erreicht, die sowieso schon sportaffin sind", so Morlock.

Unterstützt wird seine Schule dabei von der Sportkreisjugend und vom Landratsamt. Während Carl im Auftrag des Landratsamtes den Schulsport unterstützt, ist die Sportkreisjugend mit dem lizenzierten Jugendleiter Jürgen Prchal an der Wiestalschule präsent. Ergänzt wird das Team von Robin Kramer, der an der Grundschule sein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert.

Dabei wechseln sich die Trainer nicht ab, sondern unterrichten die Kinder gemeinsam. Unterstützt werden sie von den Lehrern der Wiestalschule. Für Morlock ist das ein riesiger Vorteil, denn nun könnten die Lehrer auf einzelne Kinder viel besser eingehen. "Auch die Disziplinprobleme sind deutlich geringer geworden", freut sich Morlock.

Die Hilfe von außen bringt aber noch weitere Vorteile mit sich. Denn die erfahrenen Trainer haben eine Expertise, die bisher gefehlt hat. "Wir haben relativ wenig Lehrkräfte, die Sport studiert haben", erklärt Morlock. "Wenn dann jemand von außerhalb kommt, ist das noch mal eine ganz andere Kompetenz."

Auch haben die Trainer Gerätschaften im Gepäck, die es bisher an der Grundschule nicht gab. "Da steht richtig gute Ausstattung zur Verfügung", so Morlock. Zum Beispiel ein Geschwindigkeitsmessgerät, mit dem die Kinder beim Sprint herausfinden können, wie schnell sie gerade rennen. "Das motiviert die Kinder natürlich."