Thomas Kreidler, Peter Renz und Alexander Guth (von links) machen sich über das Brauchtum und die Horber Fasnetsveranstaltungen Sorge. Foto: Morlok

Corona und Fasnet – zwei Begriffe, die so gar nicht zusammenpassen wollen. Dies muss die Narrenzunft Horb, die älteste Zunft im Närrischen Freundschaftsringes Neckar-Gäu, auch in diesem Jahr wieder schmerzlichst feststellen.

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Horb - "Von der Regierung gibt es leider auch keinen verbindlichen Leitfaden", bedauerte Zunftmeister Alexander "Locke" Guth, der zusammen mit Zunftrat Peter Renz und Horbs oberstem Brauchtumswärter Thomas Kreidler deshalb zu einem Informationsgespräch in ihr Zunftstüble eingeladen hatten.

"Wir haben extra diesen recht späten Termin gewählt, weil wir abwarten wollten, was die Vertreter der schwäbisch-alemannischen Zünfte beim Gipfeltreffen mit der Landesregierung aus Stuttgart mitbringen", so Guth weiter, der aber enttäuscht feststellen musste, dass vom Froschkuttelsuppen-Fan Winfried Kretschmann und seinen Mannen nichts Greifbares kam.

Aufwendige Planung

Also mussten sie notgedrungen die gesamte Jahresplanung, deren immensen Aufwand an den vielen Ideen- und Projekt-Zetteln, die im Hauptquartier der Horber Narren an der Wand hängen, abzulesen ist, über den Haufen schmeißen und sich auf die Kernkompetenz der Zünfte, auf die ortsübliche, eigene Fasnet konzentrieren. Am Dienstag, 7. Dezember, haben sie ihr Konzept mit den Gruppenverantwortlichen der Zunft besprochen und dabei festgelegt, was in diesem Jahr überhaupt möglich ist. Hier ging ein ganz besonderer Dank der drei an Michaela Kronenbitter vom Bereich vier der Stadtverwaltung, die sich immer durch die ständig wechselnden Corona-Bestimmungen und Vorgaben kämpft und sich permanent bemüht, den Zünften wenigstens ein klein wenig Planungssicherheit an die Hand zu geben.

Kein "Spaß uff d’r Gass"

Und was geht fasnettechnisch bei Alarmstufe 2, hoher Inzidenz und mutierenden Corona-Varianten in puncto Fasnet ab? Auf jeden Fall keine Saal-Fasnet, bei der sich das närrische Volk eng an eng in die Hohenberghalle drängt. Also keine Kinderfasnet und auch kein Eröffnungsball. Auch den großen Rosenmontags-Umzug mussten die Verantwortlichen ebenso wie den umtriebigen "Spaß uff d’r Gass" absagen.

"Hier können wir nicht die Einhaltung der Coronaregeln entsprechend 2G-plus garantieren", erklärte Peter "Lego" Renz "und ein Fasnetsball mit Abstand, das macht doch keinen Sinn. Da fehlt das gewisse Etwas", lautet seine logische Schlussfolgerung.

Jubiläumsfest steht an

Das ist insbesondere vor dem Hintergrund, dass ein großes Jubiläum ansteht, ist das schade. 2023 feiert die Narrenzunft Horb ihr 100-jähriges Bestehen und die Saison 2022 war eigentlich als eine Art Einladungs- und Bewerbungs-Saison für diesem runden Geburtstag mit großem Ringtreffen gedacht. Und gerade aus diesem Grund haben sich die Gruppen schon das ganze Jahr über auf das Programm 2022 konzentriert und bereits darauf hingearbeitet.

Doch es war nicht alles für die Katz, was an Vorbereitungen lief. Am 6. Januar, dem Dreikönigstag, an dem das traditionelle Maskenabstauben stattfindet, dürfen 222 Bürger auf den oberen Marktplatz kommen, um das Spektakel live mitzuerleben.

"Der Platz ist 980 Quadratmeter groß, pro Person brauchen wir zwei Meter Abstandsfläche. Somit gehen 444 Personen auf den Platz. Eine Fläche, die wir unter den Hästrägern und den Besuchern aufteilen", erklärte Peter Renz, der sich zudem freute, dass die Altvorderen den Marktplatz vorausschauend auf Schnapszahlgröße dimensioniert angelegt haben. Auch die Rathausstürmung und Schlüsselübergabe am 24. Februar wird live stattfinden, versprachen die drei Verantwortlichen im Rahmen des Pressegesprächs.

Keine Video-Streams

"Zwei Tage später, am 26. Februar, dem Fasnetssamstag, haben wir auch wieder etwas vor" erklärten sie, wussten aber noch nicht genau was. "Auf jeden Fall wird es keine Video-Streams wie letztes Jahr mehr geben", kündigten sie an. "Das gilt im Übrigen auch für den Eröffnungsball" ergänzte Guth. Die Narrenmesse am 27. Februar ist als offene Veranstaltung genauso gesetzt wie die Fasnetsverbrennung am 1. März.

Alle Veranstaltungen werden streng nach den entsprechenden 2G-plus-Regeln durchgeführt und auch von der Zunft entsprechend kontrolliert.

"Wir wollen unser Brauchtum pflegen und nicht die Inzidenz-Zahlen nach oben treiben", sagte Thomas Kreidler dazu.

Für ihn steht fest, dass man 2022 wieder zurück zu den ursprünglichen Wurzeln der Fasnet muss, die da heißen, dass man im Ort seine eigenen Bräuche feiert. "Wir bleiben hier, fahren zu keinen auswärtigen Veranstaltungen und konzentrieren uns auf das überlieferte Horber Brauchtum", so Kreidler.

"Dieses vorliegende Programm ist von uns ein Zeichen nach außen, dass wir auch in Coronazeiten unsere Brauchtums-Fahne nach oben halten", stellten die drei Zunft-Verantwortlichen fest. Sie betonten, dass man es sich hätte einfacher machen können, indem man, wie andere Zünfte auch, die ganze Fasnet 2023 hätte absagen können. "Doch wir gehen einen anderen Weg – wir wollen auch diese Saison attraktive Veranstaltungen für Mitglieder und Maskenträger anbieten. Dies zwar unter Berücksichtigung aller Coronaschutzmaßnahmen doch entgegen allen negativen Signalen aus Berlin", betonte Zunftmeister Guth zum Abschluss des Gespräches.

Aktueller Fahrplan der Fasnet 2022

06. Januar Maskenabstauben auf dem Marktplatz

24. Februar Schlüsselübergabe vor dem Rathaus

26. Februar Fasnetssamstag – was, wo und wie, das wird noch bekanntgegeben

27. Februar Narrengottesdienst

28. Februar Fasnetsonntag – Gruppeninterne Veranstaltungen

01. März Fasnetsverbrennung