"Frühling lässt sein rotes Band wieder flattern durch die Lüfte..." könnte man in Abwandlung eines Gedichts angesichts des Baugebiets Haupt VI in Ringingen sagen. Aber: Naturschutzbehörde und Ortschaftsrat haben Pflöcke reingehauen, der Satzungsbeschluss fiel in der jüngsten Sitzung.Fotos: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Derzeit sollen rot-weiße Flatterbänder verhindern, dass sich noch Bodenbrüter ansiedeln und den Tiefbauplänen für Ringingens Baugebiet Haupt VI einen Strich durch die Rechnung machen. Hochfliegende Pläne können die 16 Bauplatzinteressenten auch nicht machen. Es gibt nur zwölf Plätze.

Burladingen-Ringingen - Und so war es Melanie Mayer, Sachbearbeiterin im Bauamt des Burladinger Rathauses, die zuerst noch einmal das Baugebiet per Power-Point-Präsentation erläuterte und sich dann, nach dem einstimmigen Satzungsbeschluss des Ortschaftsrats, die vielen Klagen der Bauwilligen in der Bürgerfragestunde anhören konnte. Denn bereits jetzt ist abzusehen, dass mindestens vier der Bauplatz-Interessenten wohl leer ausgehen werden. Eventuell sogar mehr, denn es könnten ja auch Neubürger hinzukommen und einen Platz beanspruchen.

In der Kritik war vor allem die Vergabeordnung, die der Gemeinderat vor einigen Jahren beschlossen hatte. Sie wird im Gremium und in den lokalen Medien schon mal gerne als "Lex Stetten" tituliert. Denn weil es in Stetten unter Holstein seinerzeit Probleme nach einer Vergabe gab, sich einige Bauinteressenten benachteiligt fühlten, schalteten sich Stadtverwaltung und Gemeinderat ein und ersannen die Vergabeordnung. Da gibt es Punkte für Familien mit Kindern, Menschen, die in Vereinen wie Feuerwehr oder DRK engagiert sind, oder Vorsitzende von Vereinen. Wer unverheiratet und kinderlos ist, fällt da durchs Raster, auch, wer nur Beisitzer eines Vereins oder bloßes Mitglied ist.

Was viele der Anwesenden ungerecht fanden: Weil sie seit Jahren auf die Erweiterung des Baugebiets drängten, weil sie sich in die Liste der Interessenten eintragen ließen, wurden die Tiefbaupläne und die Erweiterung des Baugebietes Haupt ja erst vorangetrieben. Denn ihr angemeldetes Interesse hat den Bedarf belegt. Jetzt, wo aber nicht mehr gilt: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst", könnten genau diese potenziellen Bauplatzkäufer der ersten Stunde durchs Raster fallen.

Tipp: Vergabeordnung von Trochtelfingen

Man solle sich doch einmal die Vergabeordnung der Nachbarstadt Trochtelfingen anschauen, empfahl ein junger Ringinger. "Das ist durchaus charmant geregelt", kommentierte er in der Bürgerfragestunde. Denn da zähle auch die jahrelange Mitgliedschaft im Verein. Für jedes Jahr gebe es Punkte, und das verschaffe Ortsansässigen eben einen Vorteil. Ob man denn die Burladinger Bauplatz-Vergabeordnung nicht noch nachbessern könne, wollte er wissen.

"Wir waren damals im Gemeinderat ohnehin nicht dafür", meldete sich Alt-Ortschaftsrat Karl-Moritz Kraus zu Wort. Er nimmt als beratendes Mitglied an jeder Ringinger Ortschaftsrat-Sitzung teil, ist aber nicht mehr Mitglied und hat in Ringingen kein Stimmrecht. Wohl aber im Burladinger Gemeinderat. "Wir haben das in Ringingen immer geregelt gekriegt und hätten es auch weiter so geregelt", monierte er die Probleme durch die Vergabeordnung. Er versprach aber, das Thema in der nächsten Sitzung des Burladinger Gemeinderates am 25. März anzusprechen.

Melanie Mayer sah sich in Ringingen unvermindert in der Situation, eine Vergabeordnung erklären zu müssen, die sie zwar nicht beschlossen hat, aber eben verwalten muss.

Dass die Preise der Bauplätze erst kalkuliert werden können, wenn die Rechnungen für die Tiefbauarbeiten komplett vorliegen und erst dann Verträge für die Bauplätze abgeschlossen werden können, auch das dauert einigen der Bauwilligen zu lange. "Wir können doch so lange gar nicht planen, wenn wir nicht wissen, welches Grundstück und wo es liegt", argumentierte einer.

Die Stadt steht, was den Beginn der Tiefbauarbeiten und die Erschließung mit Wasser, Strom und Kabeln angeht, Gewehr bei Fuß. Die Tiefbauarbeiten sind bereits ausgeschrieben und könnten in der Sitzung Ende März womöglich schon vergeben werden, betonte Mayer.

Und während die rot-weißen Flatterbänder, die die Naturschutzbehörde sich einfallen ließ, um die Feldlerche abzuschrecken, in Haupt VI im Winde wehen, wird vielleicht auch so mancher Ringinger Bauinteressent abgeschreckt und lässt sich ebenfalls woanders nieder.