Beim Wheelsoccer geht es bisweilen rasant und immer spaßig zu. Foto: Christian Kaufmann

Sport im Rollstuhl: Manch einer kann sich darunter möglicherweise nicht allzu viel vorstellen. Interessierte können beim Wheelsoccer-Spaßwochenende in Wiesenstetten erleben, wie befreiend das Spiel im Rollstuhl sein kann.

Gelebte Inklusion, spielerisch vermittelt, das ist es, worum es beim Wheelsoccer-Spaßwochenende im Empfinger Ortsteil Wiesenstetten geht. Wheelsoccer, oder Rollstuhlfußball, der Name ist eigentlich selbsterklärend: Ballsport, aber eben im Rolli. Ausprobieren kann man das am Samstag und Sonntag, 11. und 12. März in Wiesenstetten.

„Ziel der Veranstaltung ist zu zeigen“, erklärt Nina Klein-Wiele, „dass niemand an den Rollstuhl gefesselt ist, sondern dass der Rollstuhl frei macht.“ Nina hat, gemeinsam mit ihrem Mann, das Wochenende geplant und organisiert, unterstützt und finanziert vom Rollstuhlsport- und Kulturverein Tübingen (RSKV). Selbst sitzt Nina nicht im Rollstuhl, allerdings ihr zehnjähriger Sohn.

Beim Wheelsoccer-Spaßwochenende ist es jedoch nicht Pflicht, selbst im Rollstuhl zu sitzen. Stattdessen sind explizit auch „Fußgänger“, insbesondere Kinder, angesprochen. Rollstühle sind für die Veranstaltung zum Ausleihen zur Genüge vorhanden.

Die Veranstaltung soll möglichst inklusiv sein

„Wir hoffen natürlich, dass auch viele kommen, gerade Kinder, die nicht im Rollstuhl sitzen, dass die Veranstaltung möglichst inklusiv wird,“ sagt Nina dazu. Zum Bleiben gezwungen ist niemand. Der Eintritt ist frei, für Essen und Getränke ist gesorgt und jeder darf an den beiden Tagen kommen oder gehen, wann er will.

Mit dabei sein werden am Spaßwochenende auch zwei Übungsleiter vom Deutschen Rollstuhlsportverein (DRV), deren Teilnahme vom RSKV organisiert wurde. Diese sollen den Teilnehmern den Rollstuhlsport mit simplen Übungseinheiten, Spielen und einem Rollstuhl-Parcours näherbringen.

Der sportliche Wettbewerb ist dabei Nebensache, meint Nina: „Es geht um den Spaß. Spaßige Inklusion.“ Ein paar kleinere Matches werden aber sicher auch gespielt. Doch für den Anfang ist es, meint Nina, wohl einfacher, wenn man sich auf den Spaß fokussiert. „Von meinem Sohn weiß ich, dass das Spiel manchmal etwas überfordernd sein kann.“

Baden-Württemberg ist nicht voll rollstuhlgerecht

Zum Wheelsoccer ist Nina gekommen, nachdem die Familie im Sommer an einem Mobilitätskurs teilgenommen hatte. Eine Woche lang saß sie dabei selbst im Rollstuhl, um zu erfahren, wie es ist, selbst in dieser Situation zu sein. Es wurden Übungen gemacht, die ihr vor Augen führten, wie schwierig das Leben im Rollstuhl sein kann.

In Baden-Württemberg sind – laut einer Studie – nur knapp unter 70 Prozent der untersuchten Bereiche voll oder teilweise rollstuhlgerecht. Schlechter schneidet im vergleich nur Sachsen ab. Auch der oft unbedachte Umgang mit Menschen im Rollstuhl konnten sie und ihre Familie dort am eigenen Leib erfahren.

Mitgenommen hat sie aber in erster Linie positive Erfahrungen. „Das Erlebnis hat uns alle noch mehr zusammengeschweißt.“

Ein rasantes und spaßiges Erlebnis

Danach wurde ihr Sohn Teil des Kinderrollstuhlsports in Stuttgart, doch stellte sich die Frage, ob eine solche Veranstaltung nicht auch im Nordschwarzwald Sinn machen würde. Nina und ihr Mann haben also, unterstützt vom RSKV, das Spaßwochenende im Wiesenstettener Dorfgemeinschaftshaus organisiert. Dort kann dann jeder erleben, Samstags von 10 bis 17 Uhr und Sonntags von 10 bis 12 Uhr, wie rasant und spaßig der Sport im Rollstuhl sein kann.