Rund 90 Bürger kamen kürzlich zum Blutspendetermin nach Tannheim. Foto: Zimmermann

Sorgen machen sich die Verantwortlichen beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Tannheim. Der Grund: Immer weniger Bürger spenden Blut. Dabei kann es lebenswichtig sein.

VS-Tannheim - Seit 25 Jahren bietet das Tannheimer Rote Kreuz mehrmals im Jahr Termine zum Blutspenden an, mit in aller Regel überaus zufriedenstellenden Teilnehmerzahlen. Seit dem mutmaßlichen Ende der Pandemiezeit scheint sich dies zu ändern, zumindest augenblicklich, war von den Organisatoren kürzlich zu erfahren.

Vielfach Werbung gemacht

Die Erfahrungen des Blutspende-Dienstes Baden-Württemberg in letzter Zeit habe einem schon nervös gemacht, erklärte Bereitschaftsleiter Oliver Neugart. Die Anmeldezahlen mit nur einem Drittel wie sonst im Vorfeld schienen diesen Abwärtstrend zu bestätigen. Über E-Mails, WhatsApp-Gruppen, Presse, Facebook hatte man in den Tagen zuvor Werbung gemacht, um doch noch das Schlimmste zu verhindern. Es kamen dann doch noch rund 90 Teilnehmer.

Und die Gründe?

Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. In der Pandemiezeit war Blutspenden so ziemlich ein Selbstläufer. Die Leute kamen mal aus ihren vier Wänden heraus und konnten sich trotz Einschränkungen in eine andere vertraute Umgebung begeben, hatten Abwechslung und sozialen Kontakt. Jetzt ist niemand mehr im Pandemie-Modus, man hat wieder fast alle Möglichkeiten wie früher und setzt jetzt zum Teil die Prioritäten neu.

Altersstruktur kommt in Bewegung

Zum anderen ist die Altersstruktur der Spender in Bewegung gekommen. In den vergangenen zwei bis drei Jahren ist eine ganze Reihe älterer Spender wegen Erreichen der Altersgrenze von derzeit 72 Jahren aus dem Raster gefallen. Die nachrückenden Generationen seien zahlenmäßig nicht mehr so stark, und sie sind auch nicht mehr so bereit wie die Älteren zum Blutspenden, erklärte Oliver Neugart. Die meisten Erstspender sind in der Regel zwischen 18 und 25 Jahren, vor allem weil es sie interessiert hat, welche Blutgruppe sie haben. Es kamen auch ganze "Cliquen", egal ob männlich oder weiblich, und sie kamen immer wieder, später auch als Einzelpersonen. Erstspender im Alter ab 40 Jahren seien relativ selten. Der Blutspendedienst habe daher regelmäßig Termine auch in Schulen, Berufs- und Hochschulen angeboten, um es den jüngeren Menschen nahe zu bringen. Seit fast drei Jahren war dies nicht möglich, und diese Leute fehlen jetzt.

Digitale Terminanmeldung nicht jedermanns Sache

Die digitale Terminanmeldung sei für sie als Organisatoren eine tolle Sache, doch nicht jedermann sei affin zu diesen Medien, weiß Oliver Neugart. Man könne sich aber beim Blutspendedienst telefonisch für einen Termin in der Umgebung melden und, in Tannheim könne man auch in der Festhalle direkt anrufen. Außerdem, einfach vorbeikommen funktioniere auch, man habe noch nie jemand abgewiesen, es sei immer möglich jemand außer der Reihe mit hineinzunehmen. Dieses Mal sei dies beispielsweise bei einem Syrer der Fall gewesen, der es wohl schon woanders versucht hat, und dem es wichtig war, Blut zu spenden.

Dagegen habe man drei Mütter mit kleinen Kindern wieder fortschicken müssen, weil die Kinder nicht bleiben durften. Dies seien noch Überreste von Regelungen aus den Pandemie-Beschränkungen.

Wichtig seien Blutspenden nach wie vor. Die Krankenhäuser nehmen jetzt "nach der Pandemie" ihren Regelbetrieb wieder langsam auf, das heißt für Operationen und Behandlungen wird wieder vermehrt Blut benötigt als während der Pandemiezeit. Landesweit sei es so, dass im Durchschnitt der Vorrat an Spenderblut nur in etwa eineinhalb Tage ausreicht.

Nächster Termin im Oktober

Der nächste Termin zum Blutspenden in Tannheim ist im Oktober. Bereitschaftsleiter Oliver Neugart hofft, dass sich bis dahin die Wichtigkeit und die Bedeutung des Blutspendens auch für die Allgemeinheit wieder etwas mehr ins Bewusstsein schiebt.