Marc Ringgenburger gibt Einblick in seine Arbeit. Foto: Cools

Jugendgemeinderat Wellendingen kämpft mit geringem Interesse. Mitglied Marc Ringgenburger erzählt von Arbeit.

Kreis Rottweil -  Für die Gemeinde Wellendingen war es im Sommer nicht einfach, die zehn notwendigen Kandidaten für die Jugendgemeinderatswahl zu gewinnen (wir berichteten). Am Freitag, 24. Oktober, fand die erste öffentliche Sitzung des Gremiums für die Amtsperiode 2014 bis 2016 statt. Das Mitglied Marc Ringgenburger gibt Einblick in seine Arbeit als Jugendgemeinderat.

Als Ringgenburger sich zum ersten Mal für die Wahl aufstellen ließ, hatte er eines im Sinn: etwas für die Jugendlichen zu tun. Doch das ist schwer, wenn von Seiten dieser kaum Interesse besteht.

"Ich habe mal ein Fußballturnier im Rahmen des Sommerferienprogramms organisiert und keine einzige Mannschaft hat sich angemeldet", erzählt der 21-Jährige.

Seit 2011, der Geburtsstunde des Jugendgemeinderats in Wellendingen, ist er mit dabei. Im Juli wurde er nun zum zweiten Mal für zwei Jahre gewählt. Ausgangspunkt seines Engagements war das neue Jugendhaus, das Ende 2011 fertiggestellt wurde. "Ich dachte: Wenn wir schon ein neues Jugendhaus haben, dann muss auch etwas dafür getan werden."

Seitdem engagiert er sich im Jugendgemeinderat für die Organisation von Events und Ausflügen für Jugendliche in Wellendingen und Wilflingen. Das sind zum Beispiel Kinoabende, eine Besichtigung des baden-württembergischen Landtags in Stuttgart, Weihnachtsmarkt-besuche und das Sommerferienprogramm mit Highlights wie einem Besuch im Europa-Park in Rust. Auch politisch versucht der Jugendgemeinderat, Einfluss auf Wellendingen zu nehmen. So habe man bereits die Herstellung eines Mehrzweckplatzes für Hockey oder andere Sportarten durchgesetzt. "Einmal haben wir auch einen Antrag auf eine Fahrradstrecke erhalten. Wir wollten einen Termin vereinbaren, aber derjenige hat sich nicht mehr gemeldet", sagt Marc. Vorschläge der Jugendlichen sind also erwünscht.

Für die nächste Zeit hat der Jugendgemeinderat eine Veranstaltung im Jugendhaus geplant. Das Problem sei jedoch die Festsetzung der Altersgrenze und die Frage, was ausgeschenkt werden darf. Marc liegt besonders das Thema Sport am Herzen. "Ich finde es besser für die Jugendlichen, wenn sie ihre Freizeit auf dem Fußballplatz verbringen und nicht an der PlayStation."

Außerdem sollen neue Mitglieder nachrücken. Durch die Wahl im Juli sind bereits einige junge Menschen in den Jugendgemeinderat eingezogen, wie zum Beispiel Marcs Bruder Michael. Zuvor hatten sich aber bis zum Bewerbungsschluss am 23. Juni nur sieben Kandidaten beworben.

Ähnlich schlecht sieht es bei der Wahlbeteiligung und dem Interesse für Politik bei den Wellendinger Jugendlichen aus. Während die Wahlbeteiligung im Jahr 2012 noch 15 Prozent betrug, waren es in diesem Jahr nur 7,7 Prozent. Von 312 wahlberechtigten Jugendlichen aus Wellendingen und Wilflingen haben nur 24 ihre Stimme abgegeben.

Marc weiß, wie schwer es ist, Jugendliche für den Jugendgemeinderat zu begeistern. "Wir haben eine Facebook-Seite angelegt und hatten Zettel ans Jugendhaus gehängt, um für die Wahl zu werben und Jüngere anzulocken. Trotzdem kamen nur so wenige." Dabei würde der Rat den Jugendlichen nur Gutes bringen. "Hier bietet sich die Chance, eigene Ideen wirklich umzusetzen. Und mit unserem Budget in Höhe von 1000 Euro pro Jahr lässt sich auch einiges anstellen."

Trotzdem sei das Interesse bisher eher mäßig, wie die Wahlbeteiligung zeigt. Dabei sind die Aufgaben eines Jugendgemeinderatmitglieds zu bewältigen. "Man geht zu Sitzungen und organisiert Ausflüge und Ähnliches. Ach ja, man bekommt fünf Euro pro Sitzung, falls das ein Anreiz für die Jugendlichen wäre", scherzt Marc. Bei so wenig Interesse der Jugendlichen kann er die Situation nur mit Humor nehmen.

Der Jugendgemeinderat in Wellendingen ist nicht die einzige Möglichkeit für Jugendliche, sich im Kreis Rottweil politisch zu engagieren. Jugendräte gibt es in Schiltach und Zimmern o. R. Jugendforen sind in Lauterbach und Oberndorf tätig. Diese sind offener, also nicht so stark mit der Gemeinde verknüpft. Es besteht kein Recht auf die Durchsetzung der vorgelegten Anträge. In Schramberg findet jährlich ein Jugendhearing statt, bei dem in Projektgruppen Anträge vorgetragen werden können. Die Teilnehmer sind hierbei nicht durch Wahlen gebunden, verfügen aber über einen Etat von 2500 Euro. Eine weitere Einrichtung ist der Kreisjugendring Rottweil, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Jugendhilfe zu fördern. Er ist ein Verband jugendlicher Organisationen und kann Mitglieder bezuschussen.