Die Mehrheit des Altensteiger Gemeinderats hält es für nicht machbar, beim Weihnachtsmarkt in der Altstadt die Einhaltung der 2G-Regel durchzusetzen. Foto: Fritsch

Der Altensteiger Gemeinderat hat beschlossen, den Weihnachtsmarkt coronabedingt abzusagen. Als Ersatz erwägt man, im kommenden Jahr ein Altstadtfest auf die Beine zu stellen.

Altensteig - Die Entwicklung war so neu, dass sie es nicht mehr auf die reguläre Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Altensteiger Gemeinderats geschafft hatte. Also brachte Bürgermeister Gerhard Feeß das Thema ganz am Ende, unter Punkt "Verschiedenes", aufs Tapet. "Ich weiß, ich habe gesagt, wir versuchen es, wann immer es möglich ist, aber damals habe ich nicht mit solchen Infektionszahlen gerechnet", sagte der Schultes und verwies darauf, dass das aktuelle Ansteckungsgeschehen die Dynamik des Jahres 2020 übertreffe. In einer Absprache der Kreiskommunen per Video-Schalte diese Woche habe sich abgezeichnet, dass viele ihre Weihnachtsmärkte absagen wollen. Ihm gehe es nun darum, die Haltung des Gemeinderats in Erfahrung zu bringen, sagte Feeß, verwies allerdings darauf, dass die endgültige Entscheidung über eine Absage ohnehin ihm als Chef der Ortspolizeibehörde obliege. In dieser Funktion empfehle er, auf den Weihnachtsmarkt zu verzichten. In der Altensteiger Altstadt sei es schlicht nicht möglich, die 2G-Regeln sowie Masken- und Abstandspflicht durchzusetzen.

2G-Regel nicht umsetzbar

Für "aberwitzig" hält es Stadtrat Dieter Renz (FWV), unter diesen Umständen einen Weihnachtsmarkt abhalten zu wollen – "da würde ich mich fühlen wie ein ›Kölscher Jeck‹". Er rate zur Absage.

Diese Weihnachtsmärkte in der Region finden 2021 statt

Ursula Utters (SPD) fand es bedauerlich, dass der Altensteiger Weihnachtsmarkt nun schon zum zweiten Mal abgesagt werden muss. Da die 2G-Regel aber nicht umgesetzt werden könne, wäre ein Festhalten an der Veranstaltung aber fahrlässig. Sie regte an, im Frühjahr ein Ersatzfest anzubieten. Ihr Fraktionskollege Hartmut Hobler bescheinigte der Idee eines Altstadtfests "Charme", schlug aber auch vor, einen Teil des bei einer Absage des Weihnachtsmarkts gesparten Geldes den betroffenen Vereinen zukommen zu lassen.

"Gesundheit geht vor"

Denke man vernünftig und handle man verantwortungsbewusst, führe an einer Absage kein Weg vorbei, befand Werner Koch (FBV) – "denn die Gesundheit geht vor". "Wir sollten Abstand von der Durchführung des Weihnachtsmarkts nehmen, auch wenn es schwer fällt", mahnte CDU-Fraktionschef Tobias Schmid. Ein Altstadtfest zu veranstalten ist ein seinen Augen "eine clevere Idee".

Heidrun Holzäpfel (FWV) tat sich mit einem kompletten Ausfall des Weihnachtsmarkts schwer – sie regte verkürzte Öffnungszeiten an, denn dann werde womöglich nicht so viel Alkohol getrunken und die Enthemmung der Konsumenten halte sich eher in Grenzen.

Markus Lotzin (AfD) sprach sich ganz gegen eine Absage des Weihnachtsmarkts aus – die Menschen bräuchten jetzt Feste, so seine Einschätzung. Im Gespräch mit dem Security-Unternehmen lasse sich bestimmt ein belastbares Sicherheitskonzept entwickeln. Außerdem relativiere sich das Infektionsgeschehen, wenn man sich "nicht nur im Staatsfernsehen" informiere.

"Erste Absagen liegen vor"

Das Rahmenprogramm des Weihnachtsmarkts – insbesondere die damit in Zusammenhang stehenden Konzerte – sei von einer Absage nicht betroffen, beantwortet Sascha Wittich vom städtischen Kulturamt eine Frage aus dem Gremium. Da liege es in der Verantwortung der Musiker und Veranstalter, die dann geltenden Vorschriften einzuhalten. Er ergänzte, dass sich auch unter den Marktbeschickern "ein ungutes Gefühl" breit mache: "Erste Absagen liegen bereits vor."

Dieses Unwohlsein setzte sich bei der Feuerwehr fort, berichtete Feeß. Der Kommandant tue sich schwer damit, vor den erörterten Hintergründen Feuerwehrleute als Ordner abzustellen, so der Bürgermeister. Seinem Antrag, "mit großem Bedauern die bittere Pille der Absage zu schlucken", folgte der Gemeinderat mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung mehrheitlich.