Niedrige Wasserstände der Eyach sind etwas, das Reinhold Varwig fürchtet. Foto: Winnie Gegenheimer

Reinhold Varwig gibt Position des Geschäftsführers der Mannenbach-Wasserversorgung nach mehr als 35 Jahren in jüngere Hände.

In der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Mannenbach-Wasserversorgung hat Reinhold Varwig die Geschäftsführerposition, die letzte seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten, nach mehr als 35 Jahren abgegeben. Mit 75 Jahren, so der ehemalige Straubenhardter Kämmerer, „sei es nun gut“.

Ins kalte Wasser Als Varwig 1987 der erste Geschäftsführer des damals 50 Jahre alten Zweckverbands wurde, habe er nicht so recht gewusst, was auf ihn zukomme, sagt er heute. Er sei „ein bisschen dazu verpflichtet worden“. Mit Zahlen und Wirtschaftsplänen kannte er sich aus – das technische Verständnis musste er sich erst aneignen: „Ich habe über die Jahrzehnte viele Fortbildungen besucht. Gemeinsam mit Verbandsvorsitzenden und Wassermeistern. Mit der Zeit hat sogar mancher Ingenieur gestaunt über die eine oder andere meiner vom gesunden Menschenverstand geleiteten Ideen.“

Foto: Bernd Helbig

Großprojekte Scheu vor großen Projekten durfte der Verbandsgeschäftsführer nicht mitbringen. Gleich zu Beginn seiner Arbeit Ende der 1980er-Jahre mussten sämtliche Hochbehälter saniert, die Flachdächer durch weniger anfällige Satteldächer ersetzt werden. Mit der Eschenbrunnenquelle wurde erstmals ein Bauwerk im Naturschutzgebiet erstellt – mit entsprechend hohen Auflagen. Elektrische und EDV-Kabel wurden bis ins hintere Eyachtal verlegt – die Quellschüttungen konnten ab da automatisch gemessen werden.

Orkan Lothar bescherte 1999 Verkeimungen durch entwurzelte Bäume und eine beschädigte Filterschicht des Bodens: Dem Trinkwasser musste Chlor zugesetzt werden. Das neue Jahrtausend aber brachte ab 2016 mit trockenen Sommern die größte Herausforderung seiner Geschäftsführerzeit, so Varwig: die Sicherstellung der Wasserversorgung auch für die kommenden Jahre. Bohrungen in tiefere Schichten waren als erster Versuch nicht erfolgreich. Weitere Quellen im hinteren Eyachtal zu erschließen, scheiterte letztlich an der Naturschutzbehörde. Erst ein Beitritt zum Zweckverband Wasserversorgung Albgau, der bei Bedarf verlässlich an die Mannenbach-Wasserversorgung liefern kann, brachte die gewünschte Sicherheit. Aktuell wird das Wasserwerk im Eyachtal zukunftsfähig gemacht durch einen 2,6 Millionen Euro teuren Umbau, den Varwig noch mit auf den Weg gebracht hat: Einbau einer Ultrafiltrationsanlage und einer weitgehend automatisch arbeitenden Kalksättigungsanlage.

Veränderungen Die größte Veränderung aber der vergangenen 35 Jahre ist für Varwig die Erkenntnis, dass das Wasser im Eyachtal durch andauernde Trockenphasen und wärmere Temperaturen tatsächlich knapp werden kann: „Daran hätte anfangs kein Mensch gedacht.“ Und er ergänzt, dass der Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser mittlerweile leicht rückläufig sei. Aber: „Das ist ein bundesweiter Trend. Und liegt nicht an der Einsicht der Menschen ins Wassersparen, sondern an der Verteuerung des Wasserzinses.“

Nachfolger Varwigs Nachfolger als Geschäftsführer des Zweckverbandes ist – in guter Tradition – der derzeitige stellvertretende Straubenhardter Kämmerer Patrick Luithardt. Ins kalte Wasser geworfen wird er übrigens nicht, wie Varwig schmunzelt: „Er hat sich schon länger für das Arbeitsgebiet interessiert, wurde bereits eingearbeitet.“

Zahlen und Fakten 45 000 Menschen in 18 Orten von sechs Kommunen und drei Landkreisen versorgt der Zweckverband Mannenbach-Wasserversorgung. Birkenfeld, Neuenbürg und Straubenhardt mit den Ortsteilen aus dem Enzkreis, aus dem Landkreis Karlsruhe Karlsbad mit Ittersbach und Langensteinbach in Teilen sowie aus dem Landkreis Calw Dobel selbst sowie von Bad Herrenalb die Höhenorte Neusatz und Rotensol.