Mit jährlich durchschnittlich 20.000 Besuchern gehört das KMZ heute zu den meist frequentierten Museen in der Region. (Archivfoto) Foto: Müller

25 Jahre Bauernmuseum und 20 Jahre Kultur- und Museumszentrum (KMZ) Schloss Glatt: Das wäre ein guter Grund gewesen, groß zu feiern. Die Corona-Pandemie hat es verhindert. Die musealen Einrichtungen sind geschlossen. Am Hauptgebäude steht derzeit ein Gerüst: Die Fassade muss mal wieder saniert werden.

Sulz-Glatt - Mit Sanierungsarbeiten hat es auch Ende der 1970er-Jahre begonnen. Da war der frühere Bürgermeister Peter Vosseler kaum im Amt und das Schloss noch bewohnt. Zuerst mussten Kanal und Wasserleitung erneuert werden. Die Wohnungen befanden sich in einem üblen Zustand, große Teile des Gebäudes waren ungenutzt. Das war die Situation, in der sich die Frage stellte: Wie kann das Schloss künftig genutzt werden?

Bürgermeister Vosseler holte 1984 das Landesdenkmalamt mit ins Boot. Er erreichte, dass mit Zuschüssen die Fassadenerneuerung begonnen werden konnte. Seine Idee war: Wenn das Schloss außen wiederhergestellt ist, könnte es innen weiter betrieben werden. Das Denkmalamt finanzierte die Arbeiten mit, gleichwohl hatte der Sulzer Gemeinderat immer die Kosten im Blick und setzte einen Deckel oben drauf.

Eröffnung im November 2001

Bis zur Eröffnung des KMZ im November 2001 war es aber immer noch ein langer, schwieriger Weg. Vorausgegangen war der Ausbau der Zehntscheuer zu einem Bauernmuseum, das bis dahin im Horber Landwirtschaftsgebäude untergebracht war. Eine Sammlung mit landwirtschaftlichen Geräten aus dem Altkreis Horb, zu dem auch Sulz gehörte, war vorhanden. Natürlich wollten die Horber, als es um die Standortfrage ging, dass das Museum in ihrer Stadt blieb. Dort ist es 1965 auch eröffnet worden.

"Es war ein längerer Prozess, bis ich die Horber überzeugen konnte, dass sie ihre Sachen nach Sulz bringen", erinnert sich Vosseler. Mit ausschlaggebend war, dass die damaligen Landräte Gerhard Mauer (Kreis Freudenstadt) und Manfred Autenrieth (Kreis Rottweil) sich für Glatt aussprachen.

1990 wurde der Zweckverband Bauernmuseum Horb-Sulz gegründet. Mitglieder sind die beiden Landkreise und die Stadt Sulz sowie die Vereine ehemaliger Landwirtschaftsschüler in Rottweil und Horb. Nach dreijähriger Bauzeit fand 1996 die Eröffnung des neuen Bauernmuseums in der Glatter Zehntscheuer statt – ein erster und wichtiger Schritt auf dem Weg zum Museumszentrum.

Kulturelles Großprojekt

Anfang der 1990er-Jahre startete auch ein kulturelles Großprojekt mit Beteiligung der Stadt Sulz, des Landkreises Rottweil und der Kunststiftung Hohenkarpfen in Hausen ob Verena. Es ging um die wissenschaftliche Aufarbeitung und Dokumentation der Bernsteinschule, die der Glatter Maler Paul Kälberer im Jahr 1946 auf dem Hofgut Bernstein, Gemarkung Renfrizhausen, ins Leben gerufen hatte.

Die Bernsteinschule kann als "Kulturexperiment" bezeichnet werden, galt in seiner zweiten Phase unter der Leitung von HAP Grieshaber auch als Forum der Avantgarde. Die Schule für angehende Künstler beeinflusste die Kulturlandschaft weit über die Region hinaus.

Auftakt war 1992 eine Kälberer-Doppelausstellung im Dominikanermuseum Rottweil und im Kunstmuseum Hohenkarpfen, weitere Ausstellungen unter anderem mit Werken von Hans Pfeiffer und Grieshaber folgten.

Konzept überzeugt

Für das Hauptgebäude des Wasserschlosses standen mehrere Überlegungen im Raum. Ein Archiv für Musik, Privatwohnungen oder auch Nutzungen für Tagungen waren im Gespräch. Kreisarchivar Bernhard Rüth, der das Bernsteinprojekt mitbegleitet hatte, entwickelte dann auf der Plattform der Gesellschaft Schloss Glatt, die sich mit der Geschichte des Landadels am oberen Neckar beschäftigt, ein Nutzungskonzept.

Grundlage war die Sammlung der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke und des Landkreises Rottweil mit Werken ehemaliger Bernsteinschüler, die in einem geeigneten Rahmen im Glatter Wasserschloss präsentiert werden sollte. Mit dieser Idee trat Rüth an den Gemeinderat der Stadt Sulz und den Kreistag heran: Die museale Nutzung wurde beschlossen.

Die Finanzierung des Innenausbaus für mehr als eine Million Euro war jedoch eine komplexe Angelegenheit: Aus mehr als zehn verschiedenen Töpfen kam letzten Endes das Geld zusammen. Der Landkreis übernahm für den Teil der Galerie die Unterhaltungskosten.

Jährlich durchschnittlich 20.000 Besucher

Weitere Abteilungen sind das Adelsmuseum mit der Rüstkammer im Erdgeschoss als Hauptattraktion, das Schlossmuseum und das Bauernmuseum in der gegenüberliegenden Zehntscheuer. Was anfangs kaum jemand geglaubt hatte: Mit jährlich durchschnittlich 20.000 Besuchern gehört das KMZ heute zu den meist frequentierten Museen in der Region.

"Normalerweise gehen nach fünf bis sieben Jahren die Besucherzahlen im Museum zurück, weil es inzwischen jeder gesehen hat", weiß Museumsleiter Cajetan Schaub.

Umso wichtiger seien daher Sonderveranstaltungen. Die zwei größten sind das Ritterlager mit Mittelaltermarkt im Schlossgarten und die inzwischen ebenfalls etablierten Opernfestspiele. Kunstausstellungen, organisiert vom Glatter Künstler Norbert Stockhus, Open-Air-Vorstellungen des Zimmertheaters, vom KMZ und dem örtlichen Bürger- und Kulturverein organisierte Ausstellungen zu Themen wie Alamannen, Hexenverfolgung, Räuberbanden oder Krippen sorgten für größeren Publikumsverkehr im Schlossbereich. Nächstes großes Vorhaben ist eine Ausstellung zu den Bauernkriegen, geplant für das Jahr 2025. Die Vorbereitungen werden demnächst starten.

Bernhard Rüth spricht von einem Erfolgsmodell. Doch ihm und Cajetan Schaub ist es klar, dass dies nur in Glatt mit dem Wasserschloss und einem "Gesamtpaket" funktionieren konnte. Dazu gehören neben den Museumseinrichtungen und den begleitenden Veranstaltungen auch das Schlosscafé, die Gastronomie, die Pensionen und der Schlossgarten mit Minigolfanlage. Das alles zusammen macht die Ortschaft zu einem Ausflugsziel mit Einzugsbereich bis nach Stuttgart und in die Schweiz.

Cajetan Schaub will das Museum nun sobald wie möglich wieder öffnen. Er überlegt, im Herbst doch noch etwas "Kleineres" zum Doppeljubiläum anzubieten.