Ettenheim kann auf einen großen Erfahrungsschatz in Sachen Wasserversorgung zurückgreifen. Rust hingegen ist bei Natur- und Umweltthemen sowie deren Dokumentation stark. Die beiden Kommunen haben nun beschlossen, in diesen Punkten enger interkommunal zusammenzuarbeiten.
„Die Zeiten des Kirchturmdenkens sind vorbei“, machte Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz bei der Pressekonferenz deutlich. Bereits jetzt gebe es eine „wahnsinnige Fülle an Themen“, bei denen die Kommunen der südlichen Ortenau unter unterschiedlicher Federführung zusammenarbeiten und ihre jeweilige Expertise miteinbringen. Rust und Ettenheim wollen ihre interkommunale Zusammenarbeit nun in Sachen Wassernetz und Ökopunkte verstärken.
„Dass unser wichtigstes Lebensmittel in kommunaler Hand bleibt, ist alleine schwierig bis unmöglich zu schaffen“, erklärte Metz in Bezug auf die Wasserversorgung. Zu hoch seien dafür die Auflagen und Anforderungen an Hygiene, Dokumentation, Absicherung und Notfallbereitschaftsdienst, bestätigte Rusts Bürgermeister Kai-Achim Klare.
Ettenheim, Ringsheim, Rust und Kappel-Grafenhausen sind bereits gemeinsam im Wasserversorgungsverband Südliche Ortenau organisiert. Für Ringsheim und Mahlberg hat Ettenheim bereits die Betreuung der Ortswassernetze übernommen. Ab dem 1. Juli wird Ettenheim nun die Betriebsführung für das 21 Kilometer lange Ruster Wasserortsnetz mit seinen 1100 Wasseranschlüssen übernehmen. Kappel-Grafenhausen wird folgen.
Das Ruster Wassernetz stellt besondere Anforderungen
Doch speziell die Übernahme des Ruster Ortsnetzes sei „eine Herkulesaufgabe, der wir uns jetzt jedoch freudig stellen“, erläuterte Thomas Krumm, Ettenheims Tiefbauamt- und Wasserwerk-Leiter. Denn die Netzstruktur in Rust hat besondere Anforderungen. Das gilt nicht nur in Bezug auf die Wassermenge. „Wir haben ein organisch gewachsenes Ortsnetz und Spitzenverbraucher an den Enden“, erklärt Klare. Zu diesen zählen nicht nur der Europa-Park und Rulantica, sondern auch die Hotels. Rust hat rund 5100 Einwohner. Zu Spitzenzeiten kommen jedoch noch rund 15 000 Übernachtungsgäste hinzu. Diese lösen für das Netz eine höhere Belastung mit Spitzen aus, etwa dann wenn der Großteil von ihnen vor der Parköffnung oder nach der Parkschließung auf einmal duschen will. „Dadurch brauchen wir eine höhere Leistungsfähigkeit als Ettenheim und wir haben auch einen höheren Wassergesamtverbrauch“, machte Rusts Rechnungsamtsleiter Thomas Sauter deutlich, der für die interkommunale Zusammenarbeit zuständig ist. Und auch ein höherer Wasserdruck sei für die Versorgung der mehrstöckigen Hotelgebäude nötig.
Die Übernahme der Betriebsführung hat daher rund 1,5 Jahre Vorbereitungszeit gebraucht und auch die nötige Personalstärke im Wasserwerk musste neu aufgebaut werden. Metz ist stolz auf „sein gutes leistungsfähiges Team“, wie er betont. Und dieses fühlt sich gut gewappnet für die künftige Herausforderung, bestätigt Krumm. Zumal die Übergabe des bisherigen Betreibers der Firma Deibel mit Wassermeister Stefan Deibel reibungslos laufe. „Die Firma hat gute Arbeit geleistet, doch mit der eigenen Betriebsführung werden wir die Versorgung nochmals auf eine neue Stufe heben und mehr Mehrwert erzielen“, betont Krumm.
Auch die Natur profitiert von der Zusammenarbeit in Sachen Ökopunkte
Rust wiederum hat sich in den vergangenen Jahren eine Expertise in Sachen ökologische Themen aufgebaut. Klare erinnert etwa an die Weiterentwicklung des Naturzentrums Rheinauen mit dem Umweltamt oder an die Elznaturierung. „Wir haben für den Naturschutz eigenständig Maßnahmen geschaffen, um das, was wir an Naturbelastung schaffen, wieder auszugleichen“, erklärt er. Diese Maßnahmen hat Rust früh intensiv dokumentiert und in ein Ökopunktekonto eingepflegt. Mit dem positiven Aspekt, dass nun für Projekte, die Natur verbrauchen, Ausgleichsprojekte zur Verfügung stehen. Denn für jedes Bauprojekt muss eine Kommune Ökopunkte vorweisen, mit denen sie diesen Eingriff in die Natur ausgleicht.
Ettenheim wird zwar weiterhin auf sein eigenes Ökopunktekonto zurückgreifen. „Aber das gebündelte Wissen aus Rust wird uns helfen“, erklärte Metz. Konkret wird Rust die Beratung und die Betreuung Ettenheims zum Thema Ökopunktekonto übernehmen. Zudem könnten die Gemeinden bei Planungen als ein einziger Lebensraum behandelt werden. Das kommt letztendlich auch der Umwelt zugute: „Denn den Tieren ist es egal, wo die Gemarkungsgrenzen verlaufen“, macht Rusts Umweltsamtleiter Alexander Schindler deutlich.
Welche Auswirkungen sind direkt spürbar?
Von den Auswirkungen wird die Bevölkerung unmittelbar nur wenig mitbekommen. „Wir erhöhen das Maß der Sicherheit an Versorgung“, erklärte Klare in Bezug auf das Wassernetz. „Und wie bei jeder Präventivmaßnahme bekommt man von ihr nichts mit, wenn sie gut gemacht ist.“ Alles, was die Ruster mitbekommen werden, ist dass sie sich künftig nicht mehr an die Firma Deibel, sondern an Ansprechpartner Ettenheim wenden müssen, wenn sie Anliegen zum Wassernetz haben. Die mögliche Sorge der Ettenheimer von der Zusammenlegung Nachteile zu haben, entkräftete Metz: „Es wird kein Liter Wasser deswegen mehr gebraucht, es geht nur um die Betreuung.“