Alle Jahre wieder: Die Maß auf dem Cannstatter Volksfest wird teurer. Foto: dpa

Das Wasenbier wird auch in diesem Jahr teurer. Zwischen 8,40 und 8,60 Euro kostet die Maß.

Stuttgart - Die inoffizielle Leitwährung des Cannstatter Volksfests erweist sich wieder mal als beinhart. Der Wechselkurs fürs Bier steigt, der Verbraucher bekommt für seine Euro immer weniger Flüssiges. 2011 kostet die Wasenmaß zwischen 8,40 und 8,60 Euro - und ist damit um bis zu 40 Cent teurer als voriges Jahr.

Wer nicht Endverbraucher ist, würde das Thema gerne totschweigen. "Die Diskussion ist so alt wie das Cannstatter Volksfest selbst", sagt Marcus Christen. Der für den Wasen zuständige Abteilungsleiter bei der städtischen Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart wirkt ob der Fragen zum erneut gestiegenen Bierpreis leicht gereizt.

Fakt ist: Nach zwei Jahren 7,90 Euro für den Liter Bier erfolgte 2010 ein Aufschlag um 30 Cent. Heuer legen die Wirte nochmals nach und verlangen 8,40 Euro, im Wasenwirt-Zelt bei Familie Weeber kostet die Maß 8,50 Euro, bei Sonja Merz im Wasenzelt sowie bei den Gebrüder Klauss im Dinkelacker-Zelt 8,60 Euro. Das entspricht einem Preisanstieg um bis zu fünf Prozent. Zum Vergleich: Die allgemeine Teuerungsrate in Deutschland lag im Jahr 2010 bei 1,1 Prozent.

Beim Erklärungsversuch, weshalb sich die Bierpreisdebatte im Grunde erübrige, sitzt in.Stuttgart-Mann Christen zwischen den Stühlen. Dass es einerlei ist, ob die Wasenmaß 8,60 oder irgendwann einmal neun Euro kostet - denn der Besucher bezahlte bisher immer, wenn's drauf ankam -, das darf Christen allenfalls denken. Die Festwirte wiederum für ihre Preispolitik zu geißeln käme ebenfalls nicht gut an. Denn in.Stuttgart belegt die Beschicker des Volksfests nicht unerheblich mit Standgebühren. Zahlen dazu werden nicht veröffentlicht. Vielmehr verweist Christen auf die Kneipen der Stuttgarter Innenstadt, wo mancherorts ein 0,33-Liter-Pils über drei Euro kostet. "Auf dem Wasen bekommt man dazu noch Musik und Show geboten" - womit für ihn die Kalkulation der Wirte gerechtfertigt ist.

Der Zahl der Reservierungen hat der höhere Bierpreis hingegen nicht geschadet

Die Argumente für einen Preisaufschlag ändern sich dabei nicht annähernd so oft wie der Bierpreis selbst. Das Personal wird teurer, im Dinkelacker-Zelt etwa seien 250 qualifizierte Kräfte beschäftigt, rechnet Werner Klauss vor. Dann die Strompreise: Die Energieerzeuger gewährten eben keinen Mengenrabatt für Großabnehmer. Dazu kommen Kosten für Wasser und Müllabfuhr. Und schließlich hätten auch die Brauereien beim Bierpreis draufgesattelt.

Der Zahl der Reservierungen hat der neuerlich höhere Bierpreis hingegen nicht geschadet: "Hier liegen wir so gut wie noch nie", sagt Christen. Wer sich auf die Internetseite von Hans-Peter Grandls HofbräuZelt klickt, erhält einen Eindruck davon: Rote Punkte, die die ausverkauften Tage markieren, sind in der Überzahl. Wirtesprecher Werner Klauss, der bei dem ganzen Thema freilich nur für seinen Betrieb sprechen will, "rechnet mit einem guten Jahr, weil es der Wirtschaft gutgeht". Der Bierpreis falle dabei kaum ins Gewicht. Vielmehr honorierten die Gäste, dass in den vergangenen zehn Jahren viel in die Zeltausstattung investiert worden sei.

Dennoch: In den Wochen vor und nach dem ersten Fassanstich wird nicht annähernd so sehr über teurere Brezeln, Göckele oder Chips fürs Riesenrad debattiert wie über den Preis für die Wasenmaß. Das Thema treibt die Leut' um, und sei's am Biertisch im Festzelt. Dabei mag sich mancher wundern, weshalb sich die Wirte bei der Preisgestaltung fast nie unterscheiden. Doch "jeder Wirt kalkuliert seine Preise eigenständig", gibt Werner Klauss zu Protokoll. Ohne Absprachen.

Ein Letztes gibt Marcus Christen zu bedenken: "Solange wir günstiger sind als das Münchner Oktoberfest, können wir zufrieden sein." Bis zu 9,20 Euro kostet dort der Liter Bier. Tatsächlich gab es Jahre, da war die Wasenmaß teurer als die Wiesnmaß.