Diese Sorgen nimmt die Stadt Horb als große Waldbesitzerin sehr ernst, weshalb vor diesem Hintergrund ein Ortstermin im Bittelbronner Tannwald und Grünmettstetter Seewald stattfand. Foto: Stadt Horb

Stürme, Schneeeinbrüche, aber auch Trockenheit und wachsende Borkenkäferpopulationen setzen den Wäldern seit einigen Jahren immer stärker zu. Dabei kommt immer wieder die Frage auf, ob in einer solchen Situation Hiebmaßnahmen in Horb überhaupt notwendig sind.

Horb - Diese Sorgen nimmt die Stadt Horb als große Waldbesitzerin sehr ernst, weshalb vor diesem Hintergrund ein Ortstermin im Bittelbronner Tannwald und Grünmettstetter Seewald stattfand. Es nahmen teil: Bürgermeister Ralph Zimmermann, Björn Uerpmann und Thomas Merklinger vom Kreisforstamt, Ortsvorsteher Hans Schmid aus Bittelbronn, Ortsvorsteher Manfred Claus aus Grünmettstetten und Ortsvorsteherin Birgit Sayer aus Rexingen, die dort aktuell laufende Hiebmaßnahme begutachteten.

Bürgermeister Ralph Zimmermann erklärte, dass es die Aufgabe der Forstwirtschaft sei, sich in erster Linie um den Erhalt eines vitalen Waldbestandes zu kümmern. Erst, und nur wenn dies gewährleistet sei, gehe es um die Nutzung des Holzes. Diese Verpflichtung nehme die Stadt als Waldeigentümerin und die Forstverwaltung, welche die Stadt bei der Bewirtschaftung ihrer Wälder fachlich berät und unterstützt, schon seit vielen Jahren sehr ernst.

Deswegen sei der Stadtwald in Horb und Umgebung in vielen Bereichen bislang auch weniger von den Klimaextremen betroffen, als die Wälder in manchen anderen Regionen Baden-Württembergs/Deutschlands. In Horb wurde schon früh daraufhin gearbeitet, die Wälder aufgrund des Klimawandels in strukturreiche stabile Tannenmischwälder zu überführen, erklärte Zimmermann.

Waldumbau hin zu stabilen und widerstandsfähigen Mischwald ist ein Prozess

Der Waldumbau hin zu stabilen und widerstandsfähigen Mischwäldern sei jedoch ein Prozess, der sehr viel Zeit benötige. Deswegen nehme die Fläche mit den neuen angepassten Bäumen jedes Jahr nur einen sehr kleinen Anteil an der Gesamtwaldfläche ein. Aber gerade deswegen sei es wichtig, dass die Verjüngung der älteren Waldbestände durch die Entnahme von starken Bäumen, die beispielsweise zu hochwertigem Bauholz oder Möbeln verarbeitet werden können, proaktiv betrieben wird. Die Stadt Horb berichtet: "Das Ziel ist es, die qualitativ schlechten und die in ihrer Vitalität nachlassenden Bäume zunächst zu ernten. Positiver Effekt einer solchen Maßnahme ist die Qualitätssteigerung der Wälder und ihre Verjüngung."

Björn Uerpmann: "Wenn die Verjüngung und Stabilisierung der Bestände nicht aktiv betrieben wird, dann besteht vor allem auch vor dem Hintergrund zunehmender Klimaextreme die erhöhte Gefahr, dass diese beispielsweise durch Dürre oder Käferfraß absterben oder von Stürmen geworfen werden und im Ergebnis eine leere Fläche entsteht."

Die daraus resultierenden Nachteile seien enorm: Die entstandenen Kahlflächen müssten kostenintensiv durch Bepflanzungen aufgeforstet und anschließend aufwendig gepflegt werden. Zudem seien gepflanzte Bäumchen nie so stabil wie solche, die sich natürlich ansamen können. Außerdem erfolge laut Uerpmann auf Kahlflächen eine verstärkte Mineralisierung von Streu und Humus, was in der Folge zu einem erhöhten CO2-Ausstoß führt – um nur einige der Nachteile zu benennen.

Thomas Merklinger ergänzt: "Sofern es möglich ist, wird versucht, jedes Jahr wechselnd eine räumlich zusammenhängende Flächeneinheit konzentriert zu bearbeiten. Dies hat den Vorteil, dass der Großteil der verbleibenden Waldfläche nicht bearbeitet wird und ungestört ihre Schutz- und Erholungsfunktion entfalten kann."

Dies führe jedoch zwangsläufig auch zu größeren Maßnahmenflächen, bei denen pro Hektar zwar nicht mehr Bäume geerntet würden, aber an den Wegen größere Holzmengen zur Abfuhr gebündelt werden könnten. Hier sei es wichtig, sich nicht nur von der Größe der Holzpolter oder durch die Menge der Bäume am Wegrand leiten zu lassen. Diese Eingriffe in Wälder seien vor dem Hintergrund des Klimawandels dringend geboten.

Auch die CO2-Speicherung sei ein weiterer wichtiger Aspekt, wie Bürgermeister Zimmermann mitteilte. Wälder, die forstwirtschaftlich genutzt und gepflegt werden, würden den CO2-Gehalt der Luft wesentlich mehr senken als die nicht bewirtschafteten Wälder. Wenn ein Baum absterbe und verrotte, setze dieser das gespeicherte CO2 langfristig wieder frei. Dies könne verhindert werden, indem Bäume gefällt und das Holz in langlebigen Produkten, wie Häusern und Möbeln, verbaut werde.

An der Stelle des gefällten Baumes wächst nämlich ein neuer Baum, der wiederum CO2 speichert. Mit den Holzprodukten werden zusätzlich andere Produkte aus Kunststoff, Metall und Beton ersetzt, deren Herstellung meist viel Energie verbraucht und das Klima belastet. Letztendlich ist gerade deshalb eine nachhaltige Holznutzung ein unabdingbarer Baustein im Konzept der Energiewende auch in Horb. Denn im Lichte des Klimawandels ist der Wald nicht nur erkrankter Patient, sondern auch Medizin, um dem Klimawandel entgegen zu treten.

Sorgen der Bevölkerung um den Wald sind unbegründet 

"Neben den positiven Effekten einer nachhaltigen Forstwirtschaft zur Klimarettung trägt dies auch entschieden zur Stärkung der Wirtschaftskraft im ländlichen Raum bei, da speziell dort ein nicht unerheblicher Teil der Arbeitsplätze von der holzbasierten Wertschöpfung abhängen", erläuterte Bürgermeister Zimmermann abschließend.

Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Sorgen der Bevölkerung sowie den Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher um den Wald unbegründet sind, aber dennoch von der Verwaltung ernst genommen werden.

Die Stadt und die Forstverwaltung richten ihr Wirken auch in Anerkenntnis der zunehmenden Wetterextreme sowie des Klimawandels auf den Erhalt und die Entwicklung eines nachhaltigen Waldes. Die Situation in Horb sei keineswegs besorgniserregend: "Eine nachhaltige und naturnahe Forstwirtschaft ist ein wichtiges Instrument, um unsere Wälder für den Klimawandel fit zu machen."