Der Vollernter im Einsatz beim Waldbegang – der Holzverkauf ist eine wichtige Foto: Harald Lögler

Die Albstädter Forsteinrichtung 2015 bis 2024 nähert sich dem Ende; die Forsteinrichtung 2025 bis 2034 ist in Arbeit. Auf einem Waldbegang und in öffentlicher Gemeinderatssitzung hat der Forst jetzt ihre Perspektiven skizziert. Die Räte waren einverstanden.

Als vor acht Jahren in der allerersten Gemeinderatssitzung, in welcher der neue Oberbürgermeister Klaus Konzelmann den Vorsitz führte, die damals taufrische Forsteinrichtung 2015 bis 2034 vorgestellt wurde, war viel von Waldverjüngung, der Bedrohung der Eschenbestände durch einen Pilz aus Asien, dem Artenschutz und der Vereinbarkeit von ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit die Rede. Lauter Themen, die auch heute noch aktuell sind – und dennoch längst von einem anderen weit in den Hintergrund gedrängt wurden: der Klima-Krise. Albstadts Wälder haben seit 2015 mehrere Dürresommer erlebt; sie mögen sie besser verkraftet haben als tiefer gelegene Regionen, aber gleichwohl gilt: Auch die Wälder der Alb müssen robuster, klima- und dürreresistenter werden. Das ist oberstes Gebot; alles andere kommt später.

Wie dieses Ziel erreicht werden soll, erläuterte Eugen Seyboldt, Chef der Abteilung Forst im Rathaus, den Gemeinderäten beim dreistündigen Waldbegang im Onstmettinger Stadtwald und tags darauf in öffentlicher Sitzung im Rathaus – der ersten des Oberbürgermeisters Roland Tralmer.

Der Artenmix wird aufgemischt

Albstadts Förster wollen den von der Buche und partiell der Fichte dominierten Artenmix buchstäblich aufmischen, und zwar durch Bäume, die Trockenheit besser vertragen als diese beiden.

Da wären zum einen heimische Laubbaumarten wie Spitzahorn, Esskastanie oder Stieleiche, die, weil sie eher lichtbedürftig sind, von der Buche bisher buchstäblich „gedeckelt“ wurden, zum anderen Nadelbaumarten wie Lärche, Douglasie, Zeder und Türkische Tanne.

Nadelholzanteil soll nicht unter 30 Prozent sinken

Die drei letztgenannten kommen aus anderen Weltgegenden, aber der Forst ist längst nicht mehr so „fremdenfeindlich“ wie einst; die Umstände haben ein Umdenken bewirkt. Nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen: Der Nadelholzanteil, der den auf Einkünfte bedachten Gemeinderäten schon 2015 zu niedrig erschien, soll zumindest nicht unter 30 Prozent sinken. Allein mit der Tanne und der massiv schwächelnden Fichte, dem bisherigen „Brotbaum“, dürfte das schwierig werden.

Nach wie vor gilt, auch aus ökonomischen Gründen: Naturverjüngung ist der Schonung vorzuziehen. Indes wird, wer neue Bäume einführen will, nicht ganz auf Pflanzungen verzichten können. Konsequentes Auslichten muss sein, damit die lichtbedürftigeren dürreresistenten Arten eine Chance gegen die Buche haben, und damit die schönen, gesunden „Z“-Bäume gut gedeihen – „Z“ steht für Zukunft.

Förster wünschen scharfe Bejagung

Ferner, darauf legt Seyboldt Wert, muss das Rehwild, das Tannen-, Ahorn- und Douglasientriebe ganz besonders liebt, scharf bejagt werden. Damit der Verbiss nicht die Waldverjüngung beeinträchtigt.

Auch für den Hieb gelten Grundsätze: Je mehr Biomasse im Wald steht und CO₂ bindet, desto besser – gefällt werden sollte so spät wie möglich und so früh wie nötig, also ehe Krankheiten Qualität und Wert des Holzes schmälern. Im übrigen sollte keine Option, es wiederzuverwenden, umzunutzen und möglichst lange als intakten CO2-Speicher zu erhalten, außer Acht gelassen werden. Der Fachmann spricht von Kaskadennutzung, ein Wort, das 2015 noch kaum bekannt war.

Bitte Waschbecken und Toilette!

Die Stadträte geizten nach Seyboldts Vortrag nicht mit Beifall und versprachen, sich zu revanchieren: Das Problem, dass den Waldarbeitern bei der Arbeit oft weder Waschbecken noch Toilette zur Verfügung steht, soll gelöst werden. Wie, blieb vorerst offen.