Der Sattelacker Hof, wie er sich heute präsentiert: Gepflegtes Äußeres, die Tische sind eingedeckt. Foto: Lück

Sattelacker Hof in Lützenhardt wird zwangsversteigert. Hotel nach Tod der Wirtsleute geschlossen.

Waldachtal-Lützenhardt - Der Sattelacker Hof. Drei Sterne. Viel Mühen der Wirtsleute. Jetzt kommt das Lebenswerk von Karlheinz Hirth und seiner Frau Anita unter den Hammer.

Vom Lebenswerk der beiden bleiben nur vier Bilder: Das Hotel jetzt, ein Screenshot aus dem Internet von 2007, ein Grabstein auf dem Friedhof und eine Anzeige im Schwarzwälder Bote. Diese vier Bilder erzählen ein hartes Leben.

Bild 1: Das Hotel jetzt. Vor dem Hotel lassen nur die hochschießenden Pflanzen auf der Terasse und die abblätternde Kunststoffschicht an den Tischen verraten, dass hier schon länger kein Gast mehr nächtigte.

Die Tische im Gästesaal sind eingedeckt mit hellbraunen Tischdecken. Im Büro hinter einem Rezeptionsschalter stehen Ordner im Fenster, daneben eine Rechnung der Berufsgenossenschaft Nahrung über gut 1600 Euro an Karlheinz Hirth. Unter dem Tresen sind einige Akten schon in Umzugskartons gepackt.

Im Nebeneingang des Hotels steht noch der Name des Sohnes der Verstorbenen am Klingelschild. Er ist inzwischen ins Neubaugebiet umgezogen.

"Die Kinder wollten die Nachfolge wohl nicht antreten"

Bild 2: Der Screenshot aus dem Internet. In der Wayback-Machine im Internet findet sich ein alter Internet-Eintrag vom Mai 2007. "Ein herzliches Grüß Gott aus dem Sattelacker Hof. Unser familiär geführtes Haus verfügt über 50 Betten. Hallenschwimmbad, Sauna und Solarium sowie unsere zahlreichen Wellnessangebote tragen zu Ihrem Wohlbefinden bei."

Bild 3: Der Grabstein auf dem Friedhof. Auf dem Friedhof in Lützenhardt steht in der linken oberen Ecke ein Grabstein. Die Inschrift: Karlheinz Hirth (1936-2010), Anita (1942-2010). In der Touristik-Information heißt es: "Die beiden sind kurz hintereinander gestorben. Innerhalb von acht Wochen." Das bestätigt auch Egon Finkbeiner, Dehoga-Vorsitzender des Kreises Freudenstadt: "Die Kinder wollten die Nachfolge wohl nicht antreten."

Lützenhardts Ortsvorsteher Ludwig Blum: "Die beiden hatten früher den Gasthof Hirsch gepachtet. Ende der 70er, Anfang der 80er haben sie den Sattelacker Hof gebaut und mit einem zweiten Bauabschnitt ergänzt." Das heißt wohl: Arbeiten rund um die Uhr und sparen.

Auf das Grab der Hirths scheint die Sonne. Zwischen den beiden Hälften mit den Namen steht eine Maria-Statue, die mit ernstem Lächeln und besorgtem Blick, so scheint es, auf das Jesuskind herabschaut.

Bild 4: Der Schwarzwälder Bote vom 22. August 2012. Rubrik Anzeigen, Versteigerungen: Unter dem Aktenzeichen 11 K101/11 vermeldet das Amtsgericht Freudenstadt die Zwangsversteigerung. Bezugsfrei, Aufzug, Schwimmbad, Sauna, Solarium, sechs Einzelzimmer, zwölf Studiozimmer, 18 Doppelzimmer. Rund 34 Parkplätze. Der Verkehrswert wurde auf 570.000 Euro festgesetzt.

Der Rechtspfleger im Amtsgericht sagt, es handele sich dabei um eine Teilungsversteigerung. Die wird durchgeführt, wenn beispielsweise zwei Eheleute im Grundbuch jeweils die Hälfte eingetragen haben. Auch Erbengemeinschaften können solche eine Teilungsversteigerung durchführen lassen. Vier Bilder, die noch einige Fragen offen lassen. Warum hat keiner der Nachfolger den Hof übernommen? Der Sohn will sich gegenüber dem Schwarzwälder Boten nicht zu den Gründen äußern.

Eins dürfte aber klar sein: Die Wirtsleute Hirth haben sicherlich rund um die Uhr gearbeitet, damit der Sattelacker Hof eine Zukunft hat.

Die Nachkommen haben das sicherlich intensiv miterlebt. Die Entscheidung, diese Nachfolge anzutreten oder nicht, war bestimmt nicht einfach.