Heftige Regenfälle richteten in Waldachtal am Dienstag, 12. Juni, Chaos und Zerstörung an. Archiv-Foto: Schülke Foto: Schwarzwälder Bote

Unwetter: Rathaus plant Starkregen-Management, Renaturierung der Waldach und bessere Kanal-Reinigung

Nach den Überflutungen im Waldachtal hat das Rathaus jetzt ein Maßnahmenpaket geschnürt. Bei einer Info-Veranstaltung im Haus des Gastes stellte Bürgermeisterin Annick Grassi jetzt die Punkte vor.

Waldachtal. Bürgermeisterin Annick Grassi, Bauverwaltungsleiterin Heike Finkbeiner und Elisabeth Wehle vom Wasserwirtschaftamt des Landkreises haben bei der Info-Veranstaltung im Haus des Gastes alte Karten, Fotobücher und Videos dabei.

"Ich habe das Video der Überschwemmung von 1988 zum Amtsantritt geschenkt bekommen. Im letzten Jahr haben wir ein Gewässerentwicklungs-Konzept erstellen lassen. Auch ein Teil dieser Pläne wird jetzt umgesetzt", beteuert Grassi.

Nach den Überflutungen am 12. Juni fragen sich die Bürger natürlich: Was plant das Rathaus jetzt, um uns zu schützen? "Wir werden bei der nächsten Gemeinderatsitzung vorschlagen, eine Starkregen-Risiko-Analyse zu machen. Falls die Räte ja sagen, wird ein Ingenieurbüro damit beauftragt. Das dauert ein bis zwei Jahre. Dabei wird eine Karte erstellt, welche die Risikopunkte und den Wasserfluss darstellt. Damit können wir dann Maßnahmen ergreifen, dass bei Starkregen weniger passiert. Mehr können wir als Kommune nicht leisten", ist die Antwort der Bürgermeisterin.

Auch auf dem Zettel von Grassi: Eine Renaturierung der Waldach. Und zwar an der Kreuzung in Lützenhardt. "Der Wasserstand dort ist immer der Indikator für drohendes Hochwasser. Wenn wir hier die Waldach renaturieren, dann entsteht mehr Platz am Ufer und damit können die Flächen mehr Wasser aufnehmen. Diese Renaturierung können wir selbst angehen. Das werden wir dem Gemeinderat vorschlagen", lautet die Begründung Grassis.

Es werde auch gepr üft, wie man das Rathaus besser vor Hochwasser schützen kann, betont sie: "Wir werden das Rathaus etwas höher setzen. Beim letzten Starkregen im Juni ist zwar auch der Treff 3000 überflutet werden, aber nur 10 oder 20 Zentimeter. Weil das Geschäft baulich Vorsorge getroffen hat, hatten die nicht viel Schaden."

Finkbeiner ergänzt: "Wir prüfen, ob wir die Akten im Erdgeschoss höher lagern und werden auch die Steckdosen überprüfen. Es gibt Pläne, das Bodenniveau im Rathaus um 20 Zentimeter anzuheben."

Das nächste Problem: die Abwasserkanäle. Beim Starkregen ist das Wasser teilweise einfach drüber weggeflossen. "Das ist bei Starkregen nicht auszuschließen", bedauert Grassi. Auch Finkbeiner ist der selben Meinung: "Wenn der Kanal voll ist, ist er voll."

"Trotzdem überlegen wir, wie wir die Kanalreinigung optimieren können. Derzeit ist unser Bauhof turnusmäßig zwei Mal im Jahr unterwegs, um das Abwassersystem zu reinigen. Nach Starkregen oder Hochwasser passiert das ohnehin. Trotzdem gibt es technische Möglichkeiten, die aber nicht billig sind, um die Abwasserkanäle schneller und effizienter reinigen zu lassen. Mit dieser Großtechnik können wir die Reinigung natürlich öfter als bisher durchführen", sagt die Bürgermeisterin.

Darüber soll in den nächsten Monaten mit dem Bauhof gesprochen werden. Dazu, so Grassi, hat man jetzt eine Kanalsanierung ausgeschrieben. Dabei geht es um einen Entlastungskanal Sommerhalde/Wintergasse. "Das wird auf die unten liegenden Straßen einen positiven Einfluss haben", ist sich Grassi sicher. "Bei uns in der Bühlstraße läuft das Wasser vom Feld so auf die Straße, dass es ins Wohngebiet fließt. Könnte man dort schon vor dem Starkregenmanagement was machen, um das Risiko zu minimieren?", fragt ein Bürger.

"Das haben wir schon auf dem Schirm. In Salzstetten haben wir auf einem Feld schon einen Graben neu gezogen. Klar ist aber auch, dass wir eher das Ergebnis der Starkregen-Risikoanalyse abwarten wollen. Damit wir fachlich beurteilen können, an welcher Stelle welche Maßnahmen insgesamt welche Auswirkungen haben. Das Geld, was wir jetzt als Kommune ausgeben, ersetzt uns niemand", erklärt Grassi.

Und Finkbeiner betont, dass die Kommune nicht alles absichern könne: "Es ist wichtig, dass jeder Privateigentümer seine eigenen Vorkehrungen trifft." Deshalb gibt es alle Info-Broschüren dazu auch im Rathaus.

Auch wichtig: Wer noch Fotos oder Videos von den letzten Überflutungen im Juni hat – bitte an das Rathaus schicken. Grassi: "Wir brauchen so viel Material wie möglich, damit das Ingenieurbüro beim Starkregenmanagement so viele Informationen wie möglich bekommt. Ein Bürger hat uns sogar ein Fotobuch gemacht mit den Überflutungen von 1988 und in diesem Jahr. Ganz klasse. Ich hoffe, dass wir noch mehr Material bekommen!"

Weitere Informationen: Wer hat noch Fotos oder Videos vom Starkregen im Waldachtal am 12. Juni? Einfach an postfach@waldachtal.de schicken oder im Rathaus in der Theodor-Heuss-Straße 10 abgeben.