Beim Spatenstich (von links): Konrad Nübel (IBS), Ortsvorsteher Karlheinz Nestle, Architekt Jochen Asal, Bauunternehmer Jörg Günter, Bürgermeister Michael Ruf, Claus Lieb, technischer Betriebsleiter der Gemeindewerke, Mike Günter, Bauunternehmen Günter, und Projekt-Koordinator Florian Schlenk von den Gemeindewerken. Foto: Stadler

Weiterer Meilenstein für das Wärmenetz Klosterreichenbach: Mit dem Spatenstich fiel der Startschuss für die erste Bauphase für die Heizzentrale.

Baiersbronn-Klosterreichenbach - Bis zum kommenden Herbst soll von dort aus Fernwärme verfügbar sein. "Eine Leitung alleine gibt noch nicht warm, deshalb brauchen wir eine Heizzentrale", sagte Bürgermeister Michael Ruf beim Spatenstich für den ersten Bauabschnitt der Heizzentrale.

Weiterer Meilenstein

Das Projekt ist ein weiterer großer Meilenstein zur Versorgung mit Fernwärme, so Ruf. Bereits im vergangenen Jahr hatten viele Baustellen und Löcher in den Straßen Behinderungen im Ort verursacht. "Doch ohne die baulich bedingten Einschränkungen lässt sich eine komplette Neuversorgung nicht auf den Weg bringen", erklärte Ruf.

Bereits frühzeitig hat sich Baiersbronn mit alternativen Brennstoffen zur Wärmeversorgung auseinandergesetzt, und einzelne Anschlüsse an Fernwärme existieren bereits in Klosterreichenbach. So wird beispielsweise das Altenpflegeheim Sonne-Post im Winter mit der Fernwärme vom Schwimmbad versorgt.

Die Bauphasen für die neue Heizzentrale in der Röter Straße 35 starten deutlich später als gewünscht und erfolgen aufgrund der veränderten Förderkulisse nunmehr in zwei Abschnitten. Im ersten Abschnitt, der bis zum Herbst reicht, wird das Gebäude der Heizzentrale erstellt, während im nächsten Jahr im zweiten Bauabschnitt ab Frühjahr 2023 die Holzfassade, die Verkleidungen und die Außenanlagen an der Reihe sind. Dabei hofft die Gemeinde auf eine hohe Förderung. Zwei Bauabschnitte deshalb, weil sich eine hohe Förderung günstig auf den Wärmepreis auswirkt und die Gemeindewerke die Zuschussgewährung nicht durch einen vorzeitigen Baubeginn gefährden wollen.

Ruf hofft nun auf eine schnelle und bestmögliche Umsetzung des ersten Bauabschnitts, nachdem es im vergangenen Jahr Probleme beim Leitungsdurchstich unter dem Bahndamm gegeben habe und unter "unmenschlichen Bedingungen" ein Betonsockel durchbrochen werden musste.

Architekt Jochen Asal ging darauf ein, dass sich die Gemeindewerke als Bauherr der Heizzentrale auch ein architektonisch ansprechendes Gebäude wünschen, da die "Tour de Murg" am Bau vorbeiführt. Gebaut wird die Heizzentrale größtenteils aus Stahlbeton mit Holzverkleidung. Dabei wird die Technik durch große Fenster sichtbar, wodurch sich ein schönes Erscheinungsbild ergebe.

Claus Lieb, technischer Betriebsleiter der Gemeindewerke, erläuterte die im Inneren des Gebäudes vorgesehene Technik. Neben Kesseln, Pumpen und Schornstein soll die Hauptwärme im Endausbau mit Holzhackschnitzeln und damit durch einen Pellet-Spitzenlast-Heizkessel erzeugt werden. Der Holzkessel folgt aber erst nach der Förderzusage im zweiten Bauabschnitt von April bis Herbst 2023. In diesem Jahr wird ein Blockheizkraftwerk eingebaut, das mit Kraft-Wärme-Kopplung arbeitet und mit Flüssiggas Wärme und Strom erzeugt.

Außerdem, so Lieb, werde die ungenutzte Abwärme der benachbarten Wäscherei Kafa zur Wärmegewinnung dienen, was eine hohe technische Herausforderung darstelle. Die oberste Priorität habe dabei die Einspeisung ins Wärmenetz für eine gute und nachhaltige Wärmeproduktion.

Große Nachfrage

Die Kosten für die beiden Bauphasen der Heizzentrale werden auf etwa 1,3 Millionen Euro geschätzt. An Förderung für das gesamte Wärmenetz, also Heizzentrale und Versorgungsleitungen, erwartet die Gemeinde zwei Millionen Euro Zuschuss. Laut Claus Lieb führt die Hauptachse im ersten Abschnitt bis zu den Terrassenhäusern, während im nächsten Schritt eine Verdichtung in den Nebenstraßen anstehe. Die weitere Entwicklung hänge von der Nachfrage ab, die momentan hoch sei, so Lieb. Geplant seien zunächst etwa 100 private Anschlüsse und der Anschluss der Schule. Lieb geht von einer rund 80-prozentigen Versorgung mit Fernwärme in Klosterreichenbach aus.

Bevor der Griff zu den Spaten die erste Bauphase einläutete, sagte Bürgermeister Michael Ruf, dass bei diesem Projekt eine effiziente Form der Energiegewinnung durch den Energiemix erwartet werden dürfe. Er hoffe auf Verständnis seitens der Anwohner für die baubedingten Beeinträchtigungen in den kommenden Monaten.