Moderator Lothar Ellinger (links) begrüßt die Menge zum Vortrag von Gerhard Bronner(rechts). Foto: Hezel

Referent Gerhard Bronner erklärt, warum ein Appell an die Politik wichtig ist.

Zur Diskussion um das Gewerbegebiet auf der Mühlbachebene fand am Dienstagabend ein Fachvortrag in der Panoramahalle Holzhausen statt. Zum Thema „Flächenfraß in Baden-Württemberg – es braucht gute Lösungen“ berichtete Referent Gerhard Bronner, Landesvorsitzender des Landesnaturschutzbundes Baden-Württemberg.

Import von Arbeitskräften

Als Kernproblem nennt Bronner den Entzug landwirtschaftlicher Fläche, da weltweit die landwirtschaftliche Produktion langsamer wachse als die Nachfrage. Dabei hätten die letzten zwei Generationen allein so viel Siedlungsfläche verbraucht, wie die 80 Generationen von Christi Geburt bis 1970 zusammen. Gründe für die hohe Besiedlungsdichte seien unter anderem ein „Luxusbedarf“, vor allem in Deutschland, an großer Wohnfläche, zunehmende Leerstände, der Wunsch nach dem Einfamilienhaus, Senioren, welche allein ein Haus beziehen, sowie „Enkelgrundstücke“, die ungenutzt für Nachkommen bewahrt werden – mit der Folge, dass neue Baugebiete durch die Gemeinde erschlossen werden.

Bronner kritisiert auch die Erschließungen neuer Gewerbegebiete, welche mit der Schaffung von Arbeitsplätze begründet werden. Stattdessen fehle es an Arbeitskräften. Die Ansiedlung von Firmen ziehe oft den Import von Arbeitskräften nach sich.

Donut muss zum Krapfen werden

Gesetzlich gebe es klare Bestimmungen. So sieht unter anderem das Raumordnungsgesetz vor, dass brachliegende Siedlungsflächen innerorts der Inanspruchnahme von Freiflächen vorzuziehen sind. Zur Realität gebe es aber eine klare Diskrepanz. Problematisch sei, dass sich innerorts Flächen häufig im Privatbesitz befänden. So ähnle die Entwicklung der Besiedlung einem Donut – innen leer, nach außen dicht. Ziel sei es, wieder zu einem Krapfen zu werden.

Als mögliche Lösung spricht Bronner Flächenkontingente an. Dabei würde jede Gemeinde pro Jahr eine bestimmte Fläche zugeteilt bekommen. Bei Mehrbedarf können Kontingente einer anderen Kommune aufgekauft werden, welche dafür weniger bebauen kann.

Große Kampagne geplant

Die anschließende Diskussionsrunde wurde moderiert von Lothar Ellinger, zweiter Vorsitzender der NABU-Ortsgruppe Oberndorf/Sulz. Dabei appellierte Bronner an die Zuhörer, Politiker für das Anliegen der Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Ab dem 28. April werde es eine große, an Politiker gerichtete, Kampagne geben, die Ziele aus dem Koalitionsvertrag, der eine Reduzierung des Flächenverbrauchs von momentan 6 Hektar pro Tag auf 2,5 Hektar pro Tag vorsieht, anzugehen. Ellinger zitierte in diesem Zusammenhang: „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir widerstandslos hinnehmen.“