Grüne Wiese, doch nicht mehr lange. Der Standort von "Norma" liegt am Ortseingang von Bösingen und heißt "Riedstraße-West". Nun fehlt noch das erforderliche Baugesuch. Foto: Pfannes

Während "früher" Weltrekorde über 5000 Meter in Sportschuhen erzielt wurden, soll "heute" dieses Kunststück in Winterstiefeln vollbracht werden. Und dies ist sogar machbar: Nahe an eine Bestzeit heran kommen die "Athleten" um Bürgermeister Johannes Blepp und Ingenieur Martin Weisser.

Bösingen - Natürlich wird hier nicht über Sport im eigentlichen Sinne des Wortes berichtet. Dies wäre zwar denkbar, aber mehr eine Botschaft, die für den 1. April "passt". Nein, hier geht es um eine behördliche Herausforderung. Nämlich in heutigen Zeiten, so schnell es eben machbar ist, einen Bebauungsplan aufzustellen und einen Flächennutzungsplan zu ertüchtigen (dies ist bereits am 29. März geschehen), um ein Bauvorhaben umzusetzen.

Blitzschnell einst und jetzt

Da mal eben nicht so blitzschnell ein Discounter, wie das Vorhaben Norma, auf eine grüne Wiese gestellt werden darf wie einst und die Anforderungen an Bauvorhaben generell enorm gestiegen sind – somit sich das oder die Verfahren in die Länge ziehen (Stichwort: Belange der Umwelt und Natur) –, kann schon von Rekord gesprochen werden, dass im Prinzip binnen Jahresfrist der Bau begonnen werden kann.

Da gibt es in einer Nachbargemeinde (deren Name gleich klingt wie die hintere Hälfte eines Teilorts von Bösingen) einen Fall geringerer Dringlichkeit, der sogar im beschleunigten Verfahren die Ziellinie erst nach etwa zwei Jahren erreicht hat. Doch genug der Vorrede.

Eine Enthaltung

Der Bösinger Gemeinderat beschließt, nach Begutachtung der eingegangenen Anregungen und Bedenken der Behörden und der Bürger die Satzung des Bebauungsplans "Riedstraße West". Also des Areals, am Ortseingang von Bösingen gelegen, wo "Norma" bauen will.

Sowohl bei den sogenannten Abwägungsvorschlägen, als auch beim Satzungsbeschluss enthält sich Bernadette Stritt, keine Freundin dieses Vorhabens, der Stimme.

Tiefbau und Entwässerung

Viel hat sich zu den bisherigen Vorgaben und Argumenten nicht geändert. Vor einem guten halben Jahr bestand ja für Bürger in einer öffentlichen Veranstaltung in der Bösinger Mehrzweckhalle die Gelegenheit, ihre Zustimmung oder ihre Ablehnung und Bedenken vorzutragen. Deshalb ist dieses aktuelle Tun zwar wichtig, bringt jedoch keine Neuheiten mehr ans Tageslicht.

Folge dieser "sportlichen" Meisterleistung der handelnden Personen und Gremien: Nun kann "Norma" im Prinzip das Baugesuch einreichen.

Sportler bleiben nicht stehen

Da jedoch Sportler in ihrem Lauf nicht anhalten – und ein Gemeinderat wie der Bösinger nicht minder –, beschließt das Gremium gleich die Vergabe der erforderlichen Tiefbauarbeiten.

Dieses Paket umfasst außerdem die Querungshilfe auf der Kreisstraße, um den Gang über dieselbe für Fußgänger aus "Breite Wiesen" sicherer zu machen, und Gehwege. Da, wie nicht direkt verwunderlich in diesen Zeiten, lediglich ein Angebot eingegangen ist, erhält dieses den Zuschlag. Die Firma Gebrüder Bantle (Bösingen) will sich für 289 637,31 Euro dieser Sache annehmen.

20 bis 30 Prozent mehr

Anmerkungen dazu: Der Kostenanteil Erschließung beträgt 210 091,45 Euro, erklärt Ingenieur Martin Weisser (Büro Weisser und Kernl, Villingendorf), jener der Entwässerung 73 856,47 Euro. Insgesamt ist eine Preissteigerung von 26,5 Prozent festgestellt worden, erfährt die Ratsrunde auf Nachfrage. Dies im Vergleich zur Kostenberechnung aus dem Dezember. 20 bis 30 Prozent seien derzeit gängig, zuckt Weisser verbal mit den Schultern. Diese Situation mache ihm gar keinen Spaß. Nur ein Beispiel: Heute koste ein Granitrandstein so viel wie noch vor vier Wochen das fertige Versetzen.

Beweissicherungspflicht

Im Haushaltsplan hat Nadine Fischinger 170 000 Euro für dieses Vorhaben entdeckt. Zu berücksichtigen ist aber ebenso, dass der Landkreis bei Arbeiten, die sich auf und unter der Kreisstraße abspielen, mit ins Boot geholt wird. Außerdem ist der Bereich Entwässerung im Prinzip zur Erschließung des Gebiets "Riedstraße West" hinzugekommen.

Klärungsbedarf gibt es in der Ratsrunde zum Punkt Beweissicherungsmaßnahme. Bernadette Stritt könnte sich vorstellen, dass mehr Häuser, als bisher angeschrieben, in diesen Genuss kommen sollten. Ingenieur Weisser berichtet, dass ein Fachbüro aus Alpirsbach die Entscheidung getroffen habe, welche Gebäude in Frage kämen, er, Weisser, jedoch sich weitere durchaus vorstellen könnte. Doch diese Entscheidung müsste die Gemeinde treffen.

280 Euro mal zwei

Was sie dann auch tut. Bürgermeister Johannes Blepp legt darauf Wert – und ebenso darauf, im Dialog mit den Nachbarn zu bleiben. Nicht nur im Bereich "Norma", wo der Zustand von zwei weiteren Gebäuden – eins kostet 280 Euro – nun ebenfalls vor den Bauarbeiten (Auffüllung) dokumentiert werden soll, sondern ebenso im Bereich Obere Freitorstraße. Dies ist jedoch nicht vorrangig Thema an diesem Abend der "Rekorde".