Matthias Schwarz, der Vorsitzende der Albstädter Donauschwaben, vor einer Fotowand im neuen Ausstellungsraum. Foto: Kistner

Albstadts Donauschwaben haben neue Räume im einstigen Knackfuss-Fabrikgebäude auf Langenwand bezogen. Am 24. Juli feiern sie die (Teil)einweihung ihres neuen Domizils mit einem großen Sommerfest.

Albstadt-Tailfingen - 19 Jahre lang war die sogenannte "Zille" in Truchtelfingen, benannt nach den Flussschiffen, welche die schwäbischen Auswanderer Ende des 18. Jahrhunderts in ihre neue Heimat in Pannonien brachten, der Mittel- und Brennpunkt des donauschwäbischen Vereinslebens in Albstadt gewesen. Umso härter hatte den Ortsverband die unerwartete Kündigung im vergangenen Jahr getroffen: Für die Vereinsführung war ausgemacht, dass ohne Vereinsheim, ohne Treffpunkt und Heimstatt der Traditionspflege die donauschwäbische Landsmannschaft in Albstadt langfristig nicht überlebensfähig sein und den Weg der anderen Landsmannschaften in Albstadt – Sudetendeutsche, Schlesier, Weichsel-Warthe, Ostpreußen – gehen werde. Ganz klar: Ein neues donauschwäbisches Kulturhaus musste her. Der Vorstand um den Ortsverbandsvorsitzenden Matthias Schwarz machte sich auf die Suche.

Räume im Erdgeschoss eines einstigen Fabrikgebäudes

Auf Langenwand, an der Ecke von Pfeffinger und Vogelsangstraße, wurde man fündig. Die Räume im Erdgeschoss des einstigen Fabrikgebäudes hielten zwar in atmosphärischer Hinsicht nicht ganz den Vergleich mit dem Truchtelfinger Idyll aus, aber dafür hatten sie einen unschätzbaren Vorteil: Sie waren ungleich geräumiger als die Zille, ihre Grundfläche mit knapp 500 Quadratmetern – inklusive Lagerraum – etwa doppelt so groß. Hier bestand die Möglichkeit, die erst jüngst erworbenen Schätze aus der zuvor in Reutlingen-Sondelfingen beheimateten "Franzfelder Heimatstube" angemessen zu präsentieren: alle donauschwäbischen Trachten aus Franzfeld im serbischen Banat, einen kompletten Hochzeitszug. In der Zille waren die Gäste dieser Hochzeit – 28 Schaufensterpuppen – auf engstem Raum zusammengedrängt, fast wie im Fahrstuhl; im Ausstellungsraum des neuen "Kulturhauses" werden sie vielleicht keine Corona-Vorschriften einhalten können, aber zumindest Luft zum Atmen haben. Sogar für die zweite Akquisition der jüngsten Zeit, die "Weprowatzer Heimatstube" mit Original-Exponaten aus der serbischen Batschka, dürfte der Platz reichen.

Auch im "Kultursaal" wird künftig mehr Platz sein; sogar donauschwäbische Landesjugendseminare können die Albstädter Donauschwaben künftig ausrichten – in der Zille war daran gar nicht zu denken. Allerdings ist, anders als im Falle des Ausstellungsraums, nicht garantiert, dass der Saal bereits am Festtag, dem Samstag, 24. Juli, der Öffentlichkeit präsentiert werden kann – für den erforderlichen Umbau bedarf es einer Baugenehmigung, und die steht noch aus. Matthias Schwarz hat die Hoffnung, dass sie vor dem Fest eintreffen könnte, aber noch nicht aufgegeben.

Gefeiert wird draußen – auch wenn es junge Hunde regnet

So oder so, gefeiert wird draußen auf dem Parkplatz, auch wenn es junge Hunde regnet: Die Donauschwaben werden ein Zelt aufstellen, in dem – auch bei gebührender Abstandswahrung – bis zu 200 Personen Platz finden. Soviel dürfen kommen, solange die Corona-Inzidenz unter 35 bleibt. Sollte sie am 24. Juli höher liegen, müsste das Fest – auf dem wie im Vorjahr Sängerin "Silke pur" und die Donauschwäbische Blaskapelle Pforzheim auftreten – ausfallen: Der dann erforderliche Organisationsaufwand – Platz- und Kartenreservierung – wäre nicht mehr zu bewältigen.

Fatal wäre das allemal: Matthias Schwarz lässt keinen Zweifel daran, dass das Fest "überlebenswichtig" für die Donauschwäbische Landsmannschaft in Albstadt ist, und zwar aus finanziellen Gründen. Mit dem Fest steht und fällt die derzeitige Förderung durch das Land; außerdem fließen die unverzichtbaren Privatspenden erfahrungsgemäß bei Festen und Zusammenkünften besonders reichlich. Postalisches Fundraising, der klassische Bettelbrief, läuft dagegen in Krisenzeiten Gefahr, seine Wirkung zu verfehlen: Gerade die mittelständische Unternehmen, so der Eindruck von Schwarz, haben derzeit drängendere Probleme als die Förderung des donauschwäbischen Brauchtums; er hofft, dass von dort wieder Unterstützung kommen wird, wenn die Krise überwunden ist.

Bis dahin ist aber, auch weil es 2021 keine Coronahilfen mehr gab, Durststrecke angesagt: "Wir müssen uns irgendwie über diesen Sommer retten."