Die Gastronomen in Villingendorf kämpfen seit einem Jahr um ihre weitere Existenz. Beim Gespräch mit dem Bürgermeister tauschen sie ihre Erfahrungen aus: Esther und Roland Steiner, Jürgen Rudolf, Bürgermeister Marcus Türk, Pit Lang mit Tochter Larissa Reinberger.Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder Bote

4-Falt: Villingendorfer Gastronomie steht weiterer Entwicklung skeptisch gegenüber / Neustart kurzfristig nicht möglich

Die Pandemie hat auch in der Gastronomie spuren hinterlassen. Dennoch sind die Wirte der 4-Falt optimistisch.

Es gibt sie noch: die kulinarische 4-falt in Villingendorf. Nach einem Gespräch mit Bürgermeister Marcus Türk rücken die Gastronomen wieder zusammen.

Villingendorf. Auf das viel zitierte Licht am Ende des Tunnels steuern auch die Gastronomen in Villingendorf zu. Nachdem die gastronomische 4-Falt bereits totgesagt war, soll es in neuer Besetzung gemeinsam weiter gehen.

Mit von der Partie ist der einzig verbliebene der früheren Wirte, Pit Lang vom Gasthaus Krone. Unter den Neuen ist die Familie Steiner, die seit Jahren in der Sportgaststätte wirtet, Mustis Kebab Pizza Haus und Jürgen Rudolf, der Anfang April die "Säule 5" übernommen hatte.

Der Wunsch nach gemeinsamem Auftreten entstand während eines Gesprächs mit Bürgermeister Marcus Türk. Der Chef vom Mustis Kebab Pizza Haus fehlte zwar, aber das Interesse, aufeinander zuzugehen, sich abzustimmen und sich in Villingendorf gemeinsam zu präsentieren, wurde im Gespräch immer deutlicher.

Dem Einzigen, dem sie zutrauen, gut durch die Pandemie gekommen zu sein, war Mustis Kebab. Sein Pizza Haus habe schon vor Corona überwiegend Laufkundschaft bedient. Für die anderen gestalte sich das "Außerhausgeschäft schwierig". Das Personal sei unter diesen Bedingungen nicht zu halten, sagt Pit Lang. Drei Aushilfen hätten sich einen anderen Job gesucht. Ein Zulieferdienst stehe "überhaupt nicht zur Debatte".

Viel Verpackungsmüll

Eine Gewissensbelastung sei zudem der Verpackungsmüll. Recycelbares Material sei deutlich teurer, ebenso wie Einmalhandschuhe, die seit der Pandemie das Dreifache kosteten. Und das Geschäft laufe nur am Sonntag. "Der Verkauf am Freitag und Sonntag ist reine Beschäftigungstherapie", sagt Lang und fleht: "Politiker helft uns, es muss etwas geschehen". Derzeit rechne er frühestens ab Juni mit Besserung, meint der Krone-Wirt. An das Öffnen der Außenterrasse schon im Mai könne er nicht glauben. Da sei es noch zu kalt und ungemütlich, und das Essen würde viel zu schnell kalt.

Roland und Esther Steiner hingegen sind mit dem Geschäft "absolut zufrieden". Die Sportgaststätte wurde schon vor der Pandemie nur am Sonntag geöffnet und "um die Mittagszeit läufts nach wie vor".

Sein Unbehagen gegenüber den politischen Entscheidungen brachte Roland Steiner dennoch zum Ausdruck: "Würden wir kochen, wie die Politiker entscheiden, dann wäre die Suppe versalzen oder wässrig". Er drängte auf "klare Ansagen". Um nicht wieder verfallene Waren wegwerfen zu müssen, habe er die Bestände deutlich zurückgefahren. Es sei daher unmöglich, von heute auf morgen zur Normalität zurückzukehren, pochte er auf eine verlässliche Terminierung, etwa ab dem 1. Mai.

Die Wiedereröffnung dann aber nur in Verbindung mit Schnelltests zu erlauben, hält Steiner für undenkbar. "Wie soll das gehen? Ich habe keine Lust andere zu kontrollieren." Und "wenn es regnet und der Test das Ergebnis erst nach 15 Minuten anzeigt, soll ich sie da draußen stehen lassen?"

Zurückhaltender äußerte sich der Neue in der Runde, Jürgen Rudolf. Er habe die Säule 5 erst Anfang April eröffnet. Mitten in der Corona-Pandemie wagte er den Umzug von Titisee nach Villingendorf. Dort gab er seinen erfolgreich geführten Betrieb auf, um der Familie, die in Rottweil lebt, näher zu sein. Die Säule 5 sei täglich geöffnet. Freilich mit mäßigem Erfolg. Neben den Umständen durch die Pandemie fehle ihm der bekannte Name. Personal stehe ihm auch noch nicht zur Verfügung. Er manage den Betrieb komplett allein.

Im Unterschied zu vorher, als in der Säule 5 nur kalte Speisen angeboten wurden, serviere er nun deutsch-bürgerliche Küche. In Abstimmung mit den anderen Wirten, zukünftig mit einem Ruhetag am Freitag.

Aber es gab nicht nur Kritik. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde wurde als hervorragend bewertet. Die Dankbarkeit galt vor allem Marcus Türk. Das Gespräch, zu dem er die Gastronomen eingeladen hatte, sei nur ein Baustein seiner "unermüdlichen Bemühungen", den Gastronomen zur Seite zu stehen, sagten die Wirte. Er habe immer ein offenes Ohr.

So nahm er auch die Anregung auf, aus dem gemeindeeigenen Fundus Schutzausrüstungen und Schnelltests zur Verfügung zu stellen, wenn der Bedarf in der Gastronomie kurzfristig gegeben ist.