Werner Rottler ist bei vielen Schwenningern immer wieder aus Stippvisite. Der Schornsteinfeger wird für seine Verdienste im Beruf und für die Branche am Freitag in Konstanz zum Ehrenobermeister ernannt. (Archivfoto) Foto: Streck

Schwenninger Schornsteinfeger wird in Konstanz ausgezeichnet. Auf Bundesebene engagiert.

VS-Schwenningen - Es wird eine große Ehre für Schornsteinfeger Werner Rottler, wenn er an diesem Freitag beim Verbandstag in Konstanz zum Ehrenobermeister ernannt wird. Er ist seit 40 Jahren in seinem Beruf tätig und engagiert sich bis auf Bundesebene für die Branche.

Schon im Alter von 15 Jahren war für Werner Rottler klar: Er will Schornsteinfeger werden. Ein Beruf an einer Maschine, ohne Menschenkontakt, das wäre nie etwas für ihn gewesen, erklärt er. "Ich habe die Vielfalt des Berufs bei meinem dreieinhalb Jahre älteren Bruder gesehen. Und das wollte ich auch", sagt Rottler. Seit 40 Jahren brennt er für sein Handwerk. Nun wird ihm beim Landesinnungsverbandstag in Konstanz eine ganz besondere Ehre zuteil. Denn in der 100-jährigen Geschichte der Schornsteinfegerinnung für den Regierungsbezirk Freiburg wird die Auszeichnung erst zum dritten Mal vergeben.

"Die Freude darüber ist natürlich sehr groß, auch wenn ich eigentlich nicht so ehrenkäsig bin", sagt Rottler, und lacht. Ihm sei es in all den Jahren seines ehrenamtlichen Engagements für Innung und Verband immer um die Sache gegangen. Er habe sich auf Bundesebene für die Gewerkschaft eingesetzt und beispielsweise 1990 die Verbände von West und Ost zusammengeführt. "Ab 2020 werden wir wohl das bislang einzige Handwerk sein, in dem flächendeckend – Ost wie West, Frau und Mann – tariflich gleich bezahlt wird", sieht Rottler die Früchte seines Engagements und das vieler Mitstreiter. Gleichzeitig fordert er aber auch die Politik auf, das Handwerk im Allgemeinen zu unterstützen. "Wir können nicht nur ein Studium fördern. Wir brauchen auch ausgebildete Handwerker – egal ob Schornsteinfeger, Flaschner oder Elektriker."

Die Übergabe der Urkunde wird am Freitag im Bodensee-Forum in Konstanz erfolgen. "Das ist natürlich nur ein Teil der Veranstaltung, zu der meines Wissens nach rund 250 Gäste angemeldet sind", berichtet Rottler. Für den Schornsteinfeger wird sich durch diese Auszeichnung aber nichts ändern, wie er betont. "Ich bin immer noch selbstständig, weiterhin Innungsmitglied und werde für viele Kunden da sein." Was sich allerdings tatsächlich in Zukunft ändern könnte: "Die Ehrenmitglieder können auch nach ihrem Ruhestand um Rat oder Tat gefragt werden. Das ist kein Muss, aber falls es so kommt, bin ich gerne dazu bereit."

Deutlich weniger Nachwuchssorgen

Eine Karriere, wie sie Werner Rottler bislang hingelegt hat, ist selbst branchenübergreifend nicht häufig zu erleben. Seinen Traumberuf oder gar Berufung in jungen Jahren zu finden und über Jahrzehnte hinweg mit Ehrgeiz und Freude auszuüben, ist ein Glücksfall. Rottler hat einen Mitarbeiter, der momentan die Meisterschule besucht, dessen Weichen ebenfalls früh gestellt wurden, wie der 55-Jährige erzählt. "Bei seinen Eltern war ich schon zuständig, da war er selbst noch in der Wiege." Später sei er ihm dann bei seinen Kontrollen stets hinterher gelaufen. "Tja, und heute ist er selber Schornsteinfeger."

Das ist eine solche Anekdote, die erklärt, weshalb sich seine Branche weniger Sorgen um Nachwuchskräfte machen muss, als viele andere handwerkliche Betriebe. "Wir haben den Erstkontakt mit potenziellen Auszubildenden schon sehr früh." Allerdings sei auch klar, dass Schornsteinfeger eine Dienstleistung anbieten, die einen mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt bringt. Dass dabei nicht immer nur nette und positive Bekanntschaften entstehen, sei logisch. "Dafür musst du halt auch gemacht sein – das musst du schon können", betont Rottler.

Wie wichtig das Miteinander und soziale Kontakte für ihn sind, zeigt eine von ihm organisierte Spendenaktion, zu der er im Vorfeld des Verbandstags aufgerufen hatte. "Wir übergeben eine Spende von etwa 10 000 Euro an das Elternhaus in Freiburg." Die Bedeutung dieser Einrichtung sei ihm durch einen Fall eines Kollegen bewusst geworden. Dies sei für ihn tatsächlich ein Höhepunkt der Veranstaltung, weniger seine persönliche Ehrung.