Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt /Lukas Molnar organisiert Aktion in Rietheim / Viel Freizeit in der Kirchengemeinde verbracht /Als Erzieher am Goldenbühl

Nach zwölf Jahren als Sternsinger ist Lukas Molnar in diesem Jahr nicht dabei. Er organisierte aber, dass am 6. Januar rund 25 Kinder und Jugendliche unter dem Motto "Wir gehören zusammen – in Peru und weltweit für Kinder mit Behinderung" die rund 400 Haushalte in Rietheim besuchen.

VS-Rietheim. Zu den Sternsingern hat der 23-Jährige eine enge Verbindung. Er ist als Teil von ihnen in der katholischen St. Konradsgemeinde Rietheim aufgewachsen. Wie schon seine beiden älteren Geschwister war er nach der Heiligen Kommunion als Neunjähriger zum ersten Mal dabei. Seit 2005 ist er außerdem Ministrant, seit 2010 Oberministrant.

Für Minis selbstverständlich

"Für Ministranten ist es eine Selbstverständlichkeit, dass man auch als Sternsinger mitläuft", sagt er. Die meiste Zeit sei er sogar als einer der Heiligen Drei Könige dabei gewesen, eine Position, die jedes Anfängerkind gerne einmal erreichen möchte. Von Caspar, Balthasar und Melchior sei Letztgenannter allerdings die am wenigsten begehrte Figur – "wegen der schwarzen Schminke, die irgendwann anfängt zu jucken", gibt Lukas Molnar lachend zu.

Als Schüler hat er einen großen Teil seiner Freizeit in der zur Seelsorgeeinheit Villingen gehörenden Kirchengemeinde St. Konrad verbracht. Das Engagement in der kirchlichen Jugendarbeit "und Dekan Josef Fischer" haben ihn sehr geprägt, sagt er. So sehr, dass er nach seiner Fachhochschulreife vier Jahre lang den Beruf des Jugend- und Heimerziehers an den Zinzendorfschulen in Königsfeld erlernte. "Ich habe schon früh gemerkt: Ich kann gut mit Kindern und Jugendlichen".

Arbeit füllt ihn aus

Seit Beginn des laufenden Schuljahres im September ist er als Erzieher im Ganztagsbereich der Sekundarstufe an der Goldenbühl-Gemeinschaftsschule in Villingen tätig. Eine Arbeit, die ihn sehr ausfüllt und den Wunsch erweckt, Lehrer zu werden. "Vielleicht hänge ich noch ein Studium an", sinniert er.

Mit seinen eigenen Erfahrungen als Sternsinger und seinen pädagogischen Kenntnissen ist Lukas Molnar prädestiniert für die Betreuung der fünf Sternsingergruppen in Rietheim. Die müssen organisiert werden. Anfang Dezember werden alle Ministranten und Erstkommunionskinder angeschrieben und eingeladen, bei der Sternsingeraktion zu Gunsten benachteiligter Kinder dieser Welt, davon 165 Millionen mit einer Behinderung, mitzuwirken.

"Die meisten sagen zu", sagt Lukas Molnar. Bei zwei, drei Treffen werden die Rietheimer Kinder und Jugendlichen auf ihren Einsatz vorbereitet. Sie singen gemeinsam, sagen Segensprüche auf, schauen sich einen Film zum jeweiligen Motto an und erfahren, in welcher Rolle was zu tun ist. Wer trägt die Spendenbüchse, wer bewacht den Weihrauch, wer zieht den Bollerwagen, in dem die erhofften Süßigkeiten gesammelt werden und wer schreibt das "20٭C+M+B٭19" an die Haustür? Mit geweihter Kreide wird das "christus mansione benedicat" – "Christus segne dieses Haus" – hinterlassen als Zeichen für den Besuch der Sternsinger. Da moderne Haustüren zumeist weiß sind und zudem eine glatte Oberfläche haben, dient ein Streifen aufgeklebte Tafelfolie als Unterlage – falls es der Hausherr erlaubt.

Jugendliche unterstützen ihn

Im Vorfeld sorgt Lukas Molnar, der in diesem Jahr Hilfe von zwei Jugendlichen erhielt, dafür, dass alle Kostüme heil und sauber sind, der Stern neu lackiert wurde und alle Spendenbüchsen sowie das "Extrakässle für das Nachwiesele aller Sternsinger" in Ordnung sind.

So vorbereitet kann es am 6. Januar nach dem Gottesdienst losgehen – und zwar bei Wind und Wetter. "Ich habe alles schon erlebt", sagt Lukas Molnar, "am schlimmsten ist Regen". Abgebrochen wurde eine Aktion allerdings noch nie.

In Rietheim werden ausnahmslos alle Klingeln der 1050 Einwohner gedrückt, rund 90 Prozent der Haustüren werden auch geöffnet. "Die Menschen sind sehr spendabel", freut sich der Organisator, "hier geht es familiär zu, man kennt sich halt".

Bis zu 20 Kilometer

Bis zu 20 Kilometer legen die Gruppen an diesem Tag zurück, nicht selten bei Eiseskälte. Lukas Molnar wünscht sich für sie deshalb einen "warmen Empfang", freundliche Worte und ein Lächeln. Wenn man dann sogar in die Wärme gebeten wird, etwas zu trinken bekommt und die Toilette aufsuchen darf, dann ist das Sternsinger-Glück perfekt. Ob vor der Haustür oder im warmen Wohnzimmer – das Lied "Stern über Bethlehem" wird an diesem Tag vielfach gesungen.

Aus der Zeit, in der Lukas Molnar selbst mitzog, weiß er, dass die Älteren die Jüngeren immer wieder zum Durchhalten motivieren müssen. Gegen 16 Uhr sind an diesem Dreikönigstag alle redlich erschöpft, aber glücklich, etwas Gutes und Sinnvolles getan zu haben. Lukas Molnar schätzt, dass es in der Seelsorgeeinheit Villingen dann rund 150 ehrenamtlich tätigen Sternsingern ähnlich ergeht.