In Villingen-Schwenningen gibt es jetzt eine Anlaufstelle für Eltern von Sternenkinder. Foto: Pixabay

Wenn Eltern ihr Kind nie lebend in die Arme schließen durften. Verein nimmt Gestalt an.

Villingen-Schwenningen - Es geht um Kinder, die den Himmel, die Sterne, erreicht haben, noch ehe sie das Licht der Welt erblicken durften: Sternenkinder. Und es geht um ihre Eltern, die kein Kind an den Händen halten und durchs Leben begleiten dürfen, aber doch Eltern sind. Jetzt haben sie, endlich, eine Anlaufstelle.

Zweimal im Jahr findet auf dem Friedhof in Villingen eine Beisetzung statt, die ganz besonders zu Herzen geht: Sternenkinder werden zu Grabe getragen, also Babys, die schon im Mutterleib verstorben sind. Der Sarg – viel zu klein, als dass es ihn geben dürfte, obwohl die sterblichen Überreste gleich mehrerer Sternenkinder darin ruhen. Die Trauer – unermesslich. Und die Hürde darüber zu sprechen – oft unüberwindbar.

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Doch die engagierte Hebamme Stefanie Tröndle und ihre Mitstreiter sprechen über das Unaussprechliche, überwinden die Grenzen und stellen den kleinen Sarg ins Zentrum einer Trauerfeier, die trotz aller Traurigkeit ganz viel Tröstliches hat. Die Eltern der Sternenkinder dürfen Abschied nehmen.

Luftballons steigen am Ende dieser Beerdigung in den Himmel – und mit ihnen die Angst, sein Baby im Klinikalltag zwischen sterilen Instrumenten und Behältern gehen lassen zu müssen. Dieser Abschied ist würdevoll. Und genau das, was viele Eltern dann brauchen.

Jetzt ein richtiger Verein

Es kommt also nicht von ungefähr, dass Stefanie Tröndle und ihre Helfer viel Zuspruch für ihr Tun erhalten haben. So unbeirrt wie sie ihren einzigartigen Weg gehen, so klar war ihnen aber auch: Ihr Engagement sollte einen richtigen Rahmen bekommen. Im Laufe der Jahre fanden sich neben vielen bestärkenden und ermunternden Worten nämlich auch viele, die die Gruppe unterstützen möchten – mit Geld oder Engagement. Doch dazu bedarf es einer formalen Hülle. Fast ein Jahr lang hat der Prozess gedauert – nun aber ist er vollendet: Sternenkinder Villingen-Schwenningen ist jetzt ein richtiger Verein.

Im Dezember fand bei Stefanie Tröndle zu Hause die Gründungsversammlung mit zehn Gründungsmitgliedern statt. Dann folgte, auch noch von der Corona-Krise durchkreuzt, der unvermeidbare Papierkram – der Gang zum Notar, der Eintrag ins Vereinsregister, die Erstellung einer Homepage, die Kreation eines Logos ...

www.sternenkinder-vs.de - wer hier klickt, erblickt die Pfeiler des neuen Vereinskonstrukts. Gekrönt wird alles vom neuen Logo, das die Konstanzer Grafikerin Barbara Kuberczyk entworfen hat – ein roter Kreis mit Punkten, die viel mehr sind als das. Sie sind Teil des Sternenbilds Kranich, das durch seine Anordnung der Sterne – drei Pünktchen in der Luft, einer am Boden, auch die Assoziation zu Sternenkindern und den auf Erden Hinterbliebenen zulässt.

Große Beerdigung im Oktober geplant

Stefanie Tröndle, die frischgebackene Vorsitzende des Vereinsbabys strahlt, wenn sie das neue Logo erblickt. Endlich ist wahr geworden, woran sie seit Jahren gearbeitet hat: Die Eltern haben eine richtige Anlaufstelle, an die sie sich wenden können, samt Telefonnummer und Homepage. Und auch das Vereinsleben nimmt weiter Gestalt an.

Die fürs Frühjahr geplante Sternenkinder-Beerdigung fiel dem Coronavirus zum Opfer – eine Beerdigung ohne das Beisein der Eltern wäre nicht dasselbe gewesen. Stattdessen soll 2020 nur eine Sternenkinder-Beerdigung stattfinden – dann aber eine große, für Oktober ist sie geplant.

Und noch viel mehr schwebt dem Vereinsvorstand vor: Jeden ersten Dienstag im Montag sollen konfessionslose Trauertreffen für die Eltern stattfinden – Start des neuen Angebots soll voraussichtlich im Herbst sein.

Weitere Angebote sind in Planung

Wie nahe die Vereinsmitglieder an den Sorgen und Nöten der Sternenkinder-Mütter sind, wird an einem weiteren Angebot deutlich, an dem sie arbeiten: Rückbildungsgymnastik für Mütter, die ihr Kind verloren haben. Vor allem, wenn der Verlust des Kindes bei fortgeschrittener Schwangerschaft erlitten wurde, schreit der Körper nach einer ordentlichen Rückbildung. Aber ein Rückbildungsgymnastik-Kurs zusammen mit jungen Müttern, die ihr Kind reif gebaren und im besten Fall auch noch mit in die Gymnastikstunde bringen? "Undenkbar", findet auch die Hebamme Stefanie Tröndle. Sie weiß: Viele Sternenkinder-Mamas verzichten deshalb auf die eigentlich notwendige Rückbildungsgymnastik.

Dem soll jetzt Abhilfe geschaffen werden mit einem Angebot nur für sie. Ferner schwebt den Vereinsmachern vor, in Weiterbildungen zu gehen und mittelfristig Einzelberatungen anzubieten. Und es gäbe noch so vieles, das rund um die Sternenkinder Not tut....

"Unser Verein finanziert sich nur über Spenden", erzählt Stefanie Tröndle angesichts des großen Programms stolz.

Die Angebote für die Frauen werden ehrenamtlich geleistet. Auch deshalb freuen sie sich über jeden, der dem Verein Beitritt und mit zwölf Euro Jahresgebühr künftig mithilft, eine Lücke zu sprechen, von deren Existenz viele gar nicht wissen. Und wer noch nicht genug über die Sternenkinder Villingen-Schwenningen weiß: "Unsere Flyer gehen heute in den Druck."

Weitere Informationen: www.sternenkinder-vs.de; Infotelefon: 0173/8 86 16 94.

Stefanie Tröndle – Vorsitzende, Germana Hauer – stellvertretende Vorsitzende; Diane Hauser – Schatzmeisterin; Alexander Tröndle – Schriftführer.