Klaus Dold kämpft gegen Ausbau von WLAN und 5G. Forderung nach Mobilfunkbeirat.
Villingen-Schwenningen - Klaus Dold geht’s ums WLAN: Nicht dass er über die Ansage der Stadtwerke jubeln würde, ein öffentliches Netz in VS zu schaffen. Nein. Mit einer Unterschriftenaktion möchte er eine Ausrüstung vieler Stadtleuchten mit Sendeanlagen und den Einzug der 5G-Technologie in VS verhindern. Zudem will er den Mobilfunkbeirat wiederaufleben lassen.
Klaus Dold sagt im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten klipp und klar, was ihn umtreibt: "Ich wehre mich gegen eine zusätzliche Strahlenbelastung, gegen die ich mich nicht wehren kann." Bereits vor der Unterschriftenaktion ist Dold aktiv geworden, an Brigach und Neckar: Mit Erfolg. Aus Gesprächen hört der Arzt heraus, dass auch andere einem solchen "Angebot" eher skeptisch gegenüber stehen: "Ich stehe damit sicherlich nicht alleine da."
Der Hintergrund seiner Aktion: In den Fußgängerzonen von Villingen und Schwenningen wird ein flächendeckendes öffentliches WLAN-Netz aufgebaut. Dafür werden die Straßenleuchten mit Routern ausgerüstet und an das Telekommunikationsnetz angeschlossen. Die Umsetzung ist im Frühjahr 2019 geplant. Insgesamt 27 Leuchten sollen in beiden Innenstädten ausgerüstet werden. Was den 5G-Ausbau anbelangt, geben sich die Stadtwerke verhalten. "Das von uns ausgesuchte Router-Modell ist nicht 5G-tauglich", äußert sich SVS-Pressechefin Susanna Schmidt. "Es müsste zu gegebener Zeit umgerüstet werden." Jedoch sei es noch nicht absehbar, dass diese Technologie zum Einsatz komme.
Eigene leidvolle Erfahrung
Dold beobachtet den Ausbau des Mobilfunknetzes seit Jahren mit wachsender Sorge. Der Arzt war zusammen mit dem mittlerweile verstorbenen Umweltmediziner Eberhard Haller Initiator des Mobilfunkbeirates der Stadt. Einem Gremium, das eine Konzentration der Sendeanlagen in Villingen und eine Höherplatzierung der Masten in Schwenningen umsetzte. Mittlerweile existiert der Mobilfunkbeirat nicht mehr, zum Bedauern von Klaus Dold, "denn mit dem Ausbau des 5-G-Netzes kommen weitere Belastungen auf uns zu." Denn mit dem Einzug der neuen Technologie sei eine "Massierung" der Sendanlagen verbunden und damit "steigen die Risiken für die Gesundheit", verweist der Mediziner auf entsprechende Studien und Ärzteinitiativen. Ein Risiko für die Gesundheit und Beschwerden, die er am eigenen Körper erlebt habe, zu einer Zeit, "als ich der neuen Technik noch recht neutral gegenüber stand". Dold nutzt wie viele andere Schnurlostelefone und leidet bald unter einer starken aber nicht irreparablen Hörminderung. Er vermutet einen Zusammenhang mit dem neuen Telefon, steigt wieder auf sein altes Schnurtelefon um, "mit Erfolg". Das Gehör ist wieder da, doch die Skepsis bleibt. Er durchforstet die Literatur nach Berichten und Studien über Gesundheitsrisiken und wird fündig.
Diffuses Symptombild
Doch Dold weiß zu gut, wie schwer der Nachweis einer "Elektrosensibilität" werden kann. "Das Symptom-Bild kann sehr diffus sein." Symptome wie Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen oder Kopfweh könnten auch psychosomatische Gründe haben: "Die Beweisführung ist schwierig." Fakt ist für den Arzt, dass es durch Mobilfunkstrahlung nicht nur thermische, sondern auch biologische Effekte "auf unser Gewebe gibt". Sein Engagement gegen eine "massive Häufung" neuer Anlagen beschreibt Dold so: "Wir müssen versuchen, größeren Schaden abzuwenden." Zwar streiten sich Wissenschaftler und Ärzte über mögliche Risiken der Mobilfunk-Strahlung. Nicht nur er reiht sich in die Liste derer ein, die vor Risiken warnen und einen Zusammenhang mit Krebserkrankungen sehen.
Geringes Interesse
Doch wie sieht es mit Dolds Forderung aus, den vor gut einem Jahr aufgelösten Mobilfunkbeirat wiederzubeleben? Die Chancen stehen eher schlecht, wenn man die Stellungnahme der städtischen Pressesprecherin Oxana Brunner liest: "Der Mobilfunkbeirat hatte sich in seiner Anfangszeit um 2002 und die Jahre danach intensiv mit Standortfragen von Mobilfunksendeanlagen auseinandergesetzt. Dieses Thema war seinerzeit von großem öffentlichen Interesse, insbesondere wegen der schwer abschätzbaren gesundheitlichen Auswirkungen der Mobilfunktechnologie. Mittlerweile ist die Infrastruktur so gut ausgebaut und das Thema von so geringem öffentlichen Interesse, dass der Beirat seine Relevanz verloren hat." Sofern Bedarf bestehe, Mobilfunkthemen zu beraten, könne dies im Technischen Ausschuss oder Gemeinderat geschehen.
In welchen Geschäften kann Dold die Unterschriftenlisten auslegen? Mit dabei ist der Inhaber des Reformhauses Schrempp: Für Olaf Schrempp ist das Thema zwar ein "zweischneidiges Schwert", denn immerhin brauchen "wir das schnelle Netz". Von Tagungen weiß er aber auch, dass nicht wenige Kollegen die Entwicklungen im Mobilfunkbereich kritisch sehen und vor den Langzeitfolgen warnen. "Wenn sich das Ganze sich im öffentlichen Raum abspielt, kann man ja nicht ausweichen."
Zweischneidiges Schwert
Ähnlich sieht es Stefan Kleyling (Uhren Grieshaber). Unterschriftenlisten liegen immer wieder im Geschäft aus, es sei denn es handle sich um abstruse Themen. Auch er ist in punkto Mobilfunk gespalten. Als Geschäftsmann "sollte ich eher dem allgemeinen Trend folgen und den Ausbau begrüßen". Privat sei er eher "kritisch eingestellt", es gebe doch einige Argumente dagegen. Ein Blick in die Neckarstadt: Was bewog Claudia Seyfried von der "Bücherinsel" in Schwenningen, die Listen auszulegen? Sie sei offen für Aktionen. "Es bleibt den Kunden überlassen, ob sie unterschreiben oder nicht". Sie sei zwar kein ausgesprochener WLAN-Gegner, "aber wir brauchen das nicht überall".