Heinrich Maulhardt managt noch gut einen Monat Dokumente, dann geht der langjährige Amtsleiter in den Ruhestand. Foto: Streck Foto: Schwarzwälder Bote

Ruhestand: Amtsleiter Heinrich Maulhardt scheidet zum 1. Oktober aus der Stadtverwaltung aus / Archivwunsch hat sich nicht erfüllt

Sein letzter Arbeitstag rückt näher. Auf 1. Oktober geht Heinrich Maulhardt, Leiter des Amts für Archiv und Dokumentenmanagement, in den Ruhestand. 27 Jahre lang hat er sich um die Geschichte der gemeinsamen Stadt und deren Dokumentation gekümmert.

Villingen-Schwenningen. Einerseits sei er froh, dass sein Arbeitsleben zu Ende gehe, andererseits auch zufrieden mit dem, was war. "Meine Arbeit hat mich zufrieden gestellt", sagt der 65 Jahre alte Hesse aus Eltville am Rhein, der sich längst als VSler fühlt, ohne die Identitäten der einzelnen Stadtbezirke zu vernachlässigen. Es sei aber genauso wichtig, eine VS-Identität zu haben. Die gelte es aufzubauen.

Wenngleich er zu einer interessanten Zeit nach Villingen-Schwenningen gekommen ist, als sich die Museumsstruktur grundlegend verändert hat, bleibt ein Ziel für ihn unerreicht: ein zentrales, modernes Stadtarchiv. Er habe mehrere Anläufe dazu erlebt und vehement deren Umsetzung betrieben. Dass es einmal Realität werde, wünsche er der Stadt, den Bürgern und den Nutzern von ganzem Herzen.

Dass die "sehr konkreten Pläne" 2012 mit dem Bürgerentscheid gegen eine "Verwaltung unter einem Dach" und einer Archivlösung im Zentralbereich gekippt wurden, bedauert er noch heute.

Maulhardt erhält den Spitznamen Dr. Staub

Bevor Maulhardt nach Villingen-Schwenningen kam, war er Leiter des Diözesanarchivs und der Schriftgutverwaltung im Bischöflichen Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Maulhardt, der damals den Spitznamen Dr. Staub trug, ging es alles andere als um verstaubte Archivarbeit. Sein Studium, unter anderem Geschichte, war auf Lehramt ausgerichtet. Aber in den 70er-Jahren waren die Berufsaussichten für junge Lehrer nicht gut und da er ohnehin wissenschaftlich weiter arbeiten wollte, blieben nur zwei Möglichkeiten – entweder an der Universität zu bleiben oder Archivar zu werden. Weil er noch eine zweite Dienststelle durchlaufen wollte mit neuen Aufgaben, bewarb er sich für die Stelle als Amtsleiter für das Stadtarchiv und die Städtischen Museen in der Doppelstadt. Unter 100 Bewerbern, von denen deutlich weniger eine Fachausbildung genossen, setzte sich der damals 37-jährige Maulhardt durch.

Von der Stadt, in der er nahezu 30 Jahre arbeiten würde, wusste er so gut wie nichts. "Das Eishockey ging der Stadt voraus", aber die inneren Verhältnisse habe er nicht gekannt. Den Reiz machte für Maulhardt damals aus, dass Villingen-Schwenningen die einzige Stadt im Land mit zwei Archiven und zwei städtischen Museumsleitern war. Da in den 80er-Jahren die Verwaltung viel getan hat, um als gemeinsame Stadt voranzukommen, wurden die bisherigen eigenständigen Ämter zusammengeschlossen. Als oberste Aufgabe stand für Heinrich Maulhardt die Erarbeitung einer Neukonzeption der Museen und der Archive an. Mit der Umgestaltung des Franziskaners entstand eines der größten Museumsprojekte im Land. Damals war die Stadt hoch verschuldet, habe aber mit diesem Projekt Wegweisendes für die Zukunft gestaltet, sagt Maulhardt.

Im Jahr 2008 gab es für ihn eine Zäsur. Mit der Gründung der Stabsstelle Archiv und Dokumentenmanagement ist seine Zuständigkeit für die Museen weggefallen. Er zog mit seinem Büro von Villingen in die Winkelstraße nach Schwenningen und widmete sich einer neuen Aufgabe, dem Aufbau der Sicherung des digitalen Verwaltungsschriftgutes fürs Archiv und der Schriftgutverwaltung. Diese Umstellung auf digitale Schriftgutverwaltung komme einer Revolution gleich der des Buchdrucks. Er schätzt, dass mindestens 10 bis 20 Jahre vergehen, bis die Gesamtverwaltung darauf umgestellt ist. Diese und die Aufgabe, ein zukunftsfähiges Stadtarchiv zu schaffen, wird seine Nachfolgerin Ute Schulze beschäftigen.

Zu den vielen positiven Erinnerungen wie dem Franziskaner-Projekt, der Landesgartenschau in Schwenningen, der 1000-Jahr-Feier und die Zusammenarbeit mit den Kollegen in der Verwaltung, kommen auch negative Erinnerungen. Dazu zählt für den scheidenden Amtsleiter Heinrich Maulhardt die räumliche Unterbringung und Parzellierung der Verwaltung und, dass sich bis heute daran nichts geändert habe.