Ein Reisegutschein für den scheidenden zweiten Zunftmeister: Zunftmeister Anselm Säger dankte Hans-Jörg Voggenreiter (Zweiter von links) und seiner Frau Heidrun für das jahrelange Engagement für die Villinger Narrozunft. Foto: Diebold Foto: Schwarzwälder Bote

Narrozunft: Stehende Ovationen zum Abschied des zweiten Zunftmeisters

Villingen-Schwenningen. Stehende Ovationen, die Landesehrennadel und viele Geschenke: Einen würdevollen Abschied samt Überraschungen hat die Historische Narrozunft Villingen ihrem langjährigen zweiten Zunftmeister und Brauchtumssprecher Hans-Jörg Voggenreiter bereitet.

Spannend hatte es Zunftmeister Anselm Säger bis zum Schluss der ersten Hauptversammlung in der Neuen Tonhalle unter seiner Regie gemacht: Mit dem Befehl, "ab nach hinten, das machen wir jetzt zackig", hatte er Voggenreiter kurz und bündig nach der Ernennung zum Ehrenratsherren nach 19 Jahren an vorderster Front zu den altgedienten Kollegen in die letzten Reihen befördert. Nicht ohne anzukündigen, dass da am Ende noch was geplant ist. Und kaum war der Ehrungsmarathon bewältigt, versammelte sich das komplette Ratsteam auf der Bühne, um Voggenreiter und seiner Frau für den langjährigen Einsatz für die Narrozunft zu danken, gerade auch beim Kauf und der Sanierung der Zehntscheuer.

Mit vielen Anekdoten aus der gemeinsamen Zeit gespickt, würdigte Ehrenzunftmeister Joachim Wöhrle die Leistungen seines Wegbegleiters, der 13 Jahre zweiter Zunftmeister war und "Seite an Seite" mit ihm an der Spitze gestanden sei, 19 Jahre im Rat und die vergangenen 14 Jahre Brauchtumssprecher war. Sein Vater Lothar Wöhrle habe den jungen Häsmaler einst entdeckt, der ihn mit seinem Fachwissen und dem Interesse an der Fasnetstradition beeindruckt. "Da haben sich zwei Brauchtumsjunkies gesucht und gefunden", stellte Wöhrle fest. So habe sich Voggenreiter unermüdlich für die Weitergabe des Brauchtums eingebracht, ob mit den Flyern für die Hästräger, der Fasnetkiste oder den Schemenschnitzer- und Häsmalerabenden, aber auch bei zwei Ausstellungen der Zunft federführend mitgewirkt. Zugleich habe er mit seiner ruhigen, besonnenen und ausgleichenden Art zum guten Miteinander im Rat beigetragen.

"Danke für den Rückhalt, die Freundschaft und den Zusammenhalt", brachte Wöhrle seine Wertschätzung auf den Punkt. Die er auch bei Rupert Kubon genießt, wie sich in der Laudatio des Oberbürgermeisters immer wieder zeigte. Er habe Voggenreiter kennen und wegen seiner herzlichen Art schätzen gelernt. Seine Stärke sei es, dass er fest im Brauchtum verankert ist und daraus die Stärke gewinnt, nicht nur im Verein zu wirken, sondern auch auf Menschen außerhalb der Zunft zuzugehen und ihnen die Traditionen zu vermitteln. Für all diese Verdienste und den langjährige Engagement gebühre ihm Respekt. Als Anerkennung hatte Kubon die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg für Hans-Jörg Voggenreiter im Gepäck.

Dass sie die Zusammenarbeit mit Voggenreiter und das gemeinsame Engagement für die Fasnet in der Doppelstadt zu schätzen wussten, betonten auch Meik Gildner, Zunftmeister der Hexenzunft, Dominik Schaaf, Generalfeldmarschall der Katzenmusik, Gildenmeister Frank Zimmermann von den Glonkis, und Lutz Melzer, zweiter Zunftmeister der Narrenzunft Schwenningen. Ob er nun als Geschenk die Fasnet im Häs der drei anderen Villinger Fasnetvereine erlebt, oder doch lieber Whiskey nimmt, das ließ Voggenreiter offen. Von den Schwenninger Kollegen gab es jedenfalls ein Bild mit Fasnetmotiven. Und auch die Ratskollegen enthüllten ein Gemälde von Paul Revellio, gilt doch Voggenreiters zweite Leidenschaft der Malerei. Ein Bildband erinnert ihn zudem an die Zeit im Rat. Zudem schicken ihn die Kollegen mit seiner Frau auf Reisen, um sich mal Ruhe zu gönnen. Denn Heidrun Voggenreiter habe ihm all die Jahre den Rücken gestärkt und beispielsweise die Kostüme für den Zunftball genäht, unterstrich Wöhrle. Dank gebühre auch den Töchtern Verena und Larissa, die den Vater oft hätten ziehen lassen müssen, wenn die Zunft gerufen habe.

"Die Zeit vergesse ich nie", versicherte ein sichtlich bewegter Voggenreiter. Es seien Jahre mit tollen Projekten gewesen, bei denen er sich stets auf alle Ratsherren verlassen konnte, ebenso auf die Mitglieder der Narrozunft und die anderen Fasnetsvereine.