Stolz stellen sich alle Trieber zusammen mit Butzeselvater Benjamin Walter und dem kleinen Butzesel Tobias Bachert dem Fotografen im Spitalgarten. Foto: Disch Foto: Schwarzwälder-Bote

Benjamin Walter leitet junge Butzeselgruppe an / Trieber rennen los zur Stadtrallye

VS-Villingen (md). Da kam ein wenig Fasnetstimmung am Samstagnachmittag ins Riet, als sich knapp 70 Kinder aus der Kinderbutzeselgruppe zum Einpfitzen im Spitalgarten zusammenfanden.

Bestückt mit einer Goaßel in der Hand und einer weißen Zipfelkappe auf dem Kopf, welche ein Butzesel zierte, standen sie da und lauschten Benjamin Walter, dem Butzeselvater, der die Kinder und die Eltern begrüßte. Das obligatorische Blauhemd hatten die Buben und Mädchen noch nicht an. Bis zum Schmotzigen Dunschtig beim Kinderumzug, wenn die kleinen Trieber ihren Butzesel durch die Stadt treiben werden, haben die Eltern noch Zeit dieses und die Masch zu bügeln und den Kragen beim Kragenmacher abzuholen. Ansonsten standen die Trieber geputzt und gestriegelt da.

Im Spitalkeller, der an den Fastnettagen für die kleine Butzeselsgruppe als Treffpunkt und Stachistüble dienen wird, konnte man bei Rosi Bicker und ihrer Tochter Maike noch schnell eine Goaßel erstehen. Maike Bicker kontrollierte auch schnell noch einmal den Zwick, der nötig ist, damit das typische Krachen der Peitschen entsteht beziehungsweise zu hören ist. Auch die Zipfelkappe konnte man erstehen, und so mancher Papa zückte anstandslos den Geldbeutel, nachdem sein Junge oder Mädchen ihn mit großen bittenden Augen angefleht hatte.

Überhaupt waren viele Eltern zugegen. Für sie ist die Butzeselgruppe der historischen Narrozunft eine sinnvolle Einrichtung, denn während man selber auch im Häs durch das Städtle zieht, von Stüble zu Stüble und in den Straßen strählt, weiß man seine Kinder in guter Obhut. Zudem schnuppern hier die kleine Trieber Fasnetsluft, und so keimte der Wunsch, später bei der großen Butzeselgruppe mitlaufen zu dürfen.

Für Benjamin Walter, seit vier Jahren Butzeselvater, ist es wichtig, dass man die Kleinen schon früh in die Tradition der Villinger Fasnet einführt. Er teilte mit, dass die Trieber schon sechs Jahre alt sein sollten, damit sie selbstständig mit ihrem Esel an den Fastnettagen durch die Stadt ziehen können. Jüngere, an der Hand ihrer Geschwister, müssen am Riettor nach den Umzügen abgeholt werden.

Bevor die ersten kleinen Stachis dann versuchten, ihre Peitschen zum "Pfitzen" zu bringen, stellte der Butzeselvater Tobias Bachert vor, der in das Häs des Butzesel schlüpfen wird. Getrieben mit lautem Peitschenknallen ihrer Goaßeln, wird er von seinen Triebern bewacht. Diese sollen auf ihn aufpassen, damit er keinen Unfug anrichtet.

Sollte es dem Esel jedoch gelingen, seiner Gruppe einmal auszureißen und in eine Bäckerei, Metzgerei oder in eine Wirtschaft zu entkommen, so darf er dort essen und trinken, was er will. Die Trieber, die nicht so recht aufgepasst haben, müssen dann nach der Regel des Butzeselgesetzes die mitgenommene Ware oder die Zeche bezahlen. Die Beute seiner unbeaufsichtigten Ausflüge in Metzgereien trägt der Esel in Form von ganzen Wurstringen stolz an seinen langen Ohren.

Viele der kleinen Trieber sind schon einige Jahre bei der Truppe und dürfen den Butzeselorden tragen. Bis 16 Jahre kann ein Jugendlicher, so Walter, hier mitlaufen.

Für die kleinen Butzeseltrieber endet die Fasnet am Fasnetdienstag, wenn der Reisigast des Butzesel um 19.30 Uhr in der Brigach versenkt wird.

Schließlich machten sich die kleinen Trieber in vier Gruppen aufgeteilt auf eine Stadtrallye. An vier Stationen mussten sie ihr Wissen über die Villinger Fasnet unter Beweis stellen.

In diesem Jahr sind es 100 Jahre, dass der Butzesel zurück in die Fasnet fand, nachdem der alte Brauch des Butzesellaufens lange verboten war. Dass diese Tradition lebendiger ist denn je, zeigte sich beim Einpfitzen der kleinen Trieber.