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Auto durchbricht Geländer und stürzt sechs Meter in die Tiefe. Sachverständiger soll Klinik-Parkhaus untersuchen.

Villingen-Schwenningen - Wie kann ein Auto die Brüstung des Klinikparkhauses so einfach durchbrechen und sieben Meter in die Tiefe stürzen? Herrschen gravierende Baumängel am Parkhaus? Das soll nun ein Sachverständiger klären.

Der Horrorunfall vom Sonntag endete überraschend glimpflich. Die 38-jährige Autofahrerin hatte beim Einparken Bremse und Gaspedal verwechselt, doch anstatt in Folge dessen "nur" gegen die Brüstung des Parkhauses zu donnern, durchbrach das Fahrzeug die Brüstung und stürzte sieben Meter in die Tiefe. Dort blieb es auf dem Dach liegen. Wie durch ein Wunder blieben die Frau und ihr Ehemann auf dem Beifahrersitz unverletzt, ihr Hund Chanel erlitt einen Schock, rannte weg und bis am Montag um die Mittagszeit fehlte von ihm noch jede Spur.

Das Ehepaar konnte sich selbst aus dem Auto befreien. So groß das Aufatmen auf allen Seiten ist, für Frank Rothardt, den Geschäftsführer der Park Service Hüfner GmbH, geht die Aufarbeitung all dessen nun erst richtig los. Die Gesellschaft ist nicht nur Betreiberin, sondern auch Eigentümerin des ersten Parkhauses am Klinikstandort. "Persönlich erschüttert" habe er auf die schlimme Nachricht am Sonntag reagiert, erzählte er am Montag dem Schwarzwälder Boten. Warum ein komplettes Beton-Segment aus der Brüstung brechen konnte, bleibt ihm ein Rätsel. Rothardt setzte sofort alle Hebel in Bewegung.

Sachverständiger untersucht Bausubstanz

Der Baukonzern, welcher das Gebäude errichtet habe, sei zwischenzeitlich involviert. Ein Sachverständiger sei zudem eingeschaltet und am heutigen Dienstag vor Ort. Voreilige Schlüsse zur Qualität des Bauwerks aber mag Rothardt trotz der vielen Fragen nicht ziehen – schließlich sei das Parkhaus 2013 nach geltenden Richtlinien gebaut und seitens der Baurechtsbehörde abgenommen worden. "Es wurde damals geprüft und für gut befunden", so der Geschäftsführer der Park Service GmbH.

Im Parkhaus selbst wurde der betreffende Bereich auf dem sechsten Parkdeck im zweiten Stockwerk abgesperrt. Schwarzer Gummiabrieb am Boden und gebrochener Beton an der Brüstung aus dem ebenfalls geborstene Eisenstangen herausragen, zeugen noch von dem Unfall. Besichtigt man die Örtlichkeit, wird schnell klar: Mit extremer Wucht aufgrund übertriebener Geschwindigkeit zumindest kann das Fahrzeug kaum gegen die Brüstung gedonnert sein – der Fahrtweg dürfte zu kurz gewesen sein, denn die Fahrerin musste um die Kurve fahren, um einzuparken, weil der Parkplatz mit der Nummer 648 nicht direkt gegenüber der Rampe liegt.

Parkhaus-Betrieb geht rundherum weiter

Zwei komplette Stockwerke tiefer, im Erdgeschoss, wurde der direkt darunter liegende Bereich ebenfalls abgesperrt. Außen liegen das in die Tiefe gestürzte Mauerstück und die Schutzgitter. Ansonsten herrscht im Parkhaus wieder Normalbetrieb. "Aus Sicht der Polizei müssen keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden, als den Bereich abzusperren", erläutert Rothardt. Der Unfallverursacher sei ja ermittelt. Ob die Untersuchung des Sachverständigen eine längere Sperrung und Nachbesserungsarbeiten, etwa Verstärkungen der Betonbrüstungen oder ihrer Aufhängungen nach sich ziehen, ist unklar, so Rothardt.

Tiefe Bestürzung und Skepsis, die Sicherheit des Parkhauses betreffend, schlugen sich derweil im Internet nieder. So fragte Susy A. auf Facebook beispielsweise: "Was ist das für ein Außengeländer, dass so wenig stabil ist, frage ich mich als Laie." Und ein Nutzer namens Markus D. mutmaßte augenzwinkernd: "Dachten wohl, an der Sicherheit vom Parkhaus kann man ruhig ein paar Euro sparen.... Sollte mal was vorfallen ist das Krankenhaus ja schließlich gleich nebenan..."