Die Arbeitslosenquote im Schwarzwald-Baar-Kreis ist seit 2010 kontinuierlich gesunken. Foto: dpa

Fachkräfte gesucht. Im Jobcenter pro Monat 50 Flüchtlinge zusätzlich.

Schwarzwald-Baar-Kreis - "Es ist so, dass wir einen sehr guten Arbeitsmarkt haben", sagt Erika Faust. Und das geht nächstes Jahr so weiter. Arbeitslose haben gute Chancen und Fachkräfte werden händeringend gesucht.

"Die Beschäftigung nimmt deutlich zu und der Bedarf der Firmen auch". Im Hinblick auf das Vorjahr ist die Beschäftigung in der Region um 1,8 Prozent, die im Schwarzwald-Baar-Kreis um 1,6 Prozent gestiegen. Im Kreis lag der Bestand zum 31. März bei 83 652 Personen. Die Arbeitslosenquote im Schwarzwald-Baar-Kreis ist seit 2010 kontinuierlich gesunken, von fünf auf nun 3,5 Prozent. Im gesamten Bezirk, der noch die Kreise Tuttlingen und Rottweil umfasst, sank die Quote von 4,7 auf 3,1 Prozent. Bei einem angenommen Wachstum von 1,3 Prozent beträgt die IAB-Prognose des Mittelwertes für den Bestand an Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt bei einem angenommenen Wachstum von 1,3 Prozent 8600.

Ebenso lautete die Prognose für 2016. Tatsächlich waren von Januar bis November diesen Jahres im Durchschnitt 8745 Personen ohne Arbeit. Im Jahr 2015 waren es 8419. Die Ursache, dass die Entwicklung in diesem Jahr über der Prognose lag, steht in Zusammenhang mit den Beziehern von Arbeitslosengeld, also SGB III. Deren Zahl hat im Hinblick auf das Vorjahr um 1,2 Prozent zugenommen, während der Anteil der SGB II Bezieher (Hartz IV) um 1,2 Prozent zurückging.

Wechsel bei Ungelernten

"Der Arbeitsmarkt", sagt Erika Faust, "war dieses Jahr so gut, dass wir Platz eins in Baden-Württemberg belegen, zusammen mit Ulm. Der kurzfristige Anstieg im Bereich Arbeitslosengeld hat vor allem im so gennannten "Helferbereich" stattgefunden. Das bedeutet, dass Personen ohne berufliche Qualifikation eher einmal arbeitslos wurden, dann aber wieder woanders einen Job fanden. "Die Betriebe sind auch im Helferbereich auf der Suche nach den Besseren, aber die anderen finden dann auch Arbeit", erklärt Faust. "Ob diese Entwicklung schon mit dem Phänomen Industrie 4.0 zusammenhängt, wissen wir nicht", sagt sie: "Wir haben nur einen Zugang an Ungelernten gespürt, es gab mehr Wechsel."

Dass die Beschäftigten immer älter werden, hebt die Chefin der Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen als ein von der Politik gewolltes Ziel hervor: "Die Leute sind gesünder als früher und sollen länger arbeiten."

Nachfrage bei Produktion

Starke Nachfrage gibt es im Schwarzwald-Baar-Kreis nach Fachkräften im Bereich Fertigung und Produktion. 1002 offene Stellen waren im November in diesem Bereich gemeldet. Auch bei Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit gibt es Bedarf, 311 Arbeitsstellen waren im gleichen Monat offen. Einen Boom erleben auch der kaufmännische Bereich, Dienstleistung, Handel und Tourismus: 315 Stellen sind offen. Stark nachgefragt im Gesundheitslandkreis Schwarzwald-Baar sind Gesundheitsberufe mit 311 offenen Stellen.

Für das Jobcenter ist seit kurzem Alexander Merk verantwortlich. Auch hier gibt es positive Entwicklungen: 80 Prozent weniger als 2015. "Nächstes Jahr", sagt Erika Faust, "könnte es aber einen deutlichen Zustrom von leistungsberechtigten Asylbewerbern geben."

Seit August 2016 geht die Arbeitslosigkeit im Bereich des Jobcenters kontinuierlich zurück, auf jetzt 2084 Personen im November. Im Jahr 2015 hatte der Jahresdurchschnittswert bei 2311 gelegen. Die Prognosen für 2016, so erklärt Merk, seien nicht eingetreten: Der Bestand an Bedarfsgemeinschaften war auf 4047 prognostiziert worden. Doch tatsächlich gab es im Dezember 3931 Bedarfsgemeinschaften, weniger als im September, Oktober und November. Allerdings werde für 2017 aufgrund der Asylbewerber mit einem Anstieg des Bestandes von Leistungsbeziehern im Jobcenter gerechnet, die Prognose liegt bei 4282. Ähnlich sieht es bei den Fallzahlen aus: Prognostiziert wurden 5217 Leistungsberechtigte. tatsächlich waren es im Dezember 5110.

Anstieg im nächsten Jahr

Für nächstes Jahr wird mit einem deutlichen Anstieg auf 5567 gerechnet, ebenfalls aufgrund der Asylbewerber.

Kontinuierlich zurückgegangen ist seit August die Jugendarbeitslosigkeit. Der Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate liegt bei 202 Arbeitslosen, im November lag der Bestand bei 189. Bei der Integration von Langzeitarbeitslosen können gute Erfolge verzeichnet werden, berichtete Merk. Die meisten Bezieher von Leistungen des Jobcenters sind zwischen 25 und 49 Jahre alt (3029). 934 Personen waren 2016 zwischen 15 und 24 Jahre alt, 55 Personen über 55 und 430 Personen zwischen 50 und 54 Jahre.. Die meisten (3116) sind ohne abgeschlossene Berufsausbildung.

Kaum Sprachkompetenz

Der Bestand an geflüchteten Menschen, die Leistungen vom Jobcenter beziehen, steigt kontinuierlich: Von 771 im November auf 816 Personen im Dezember. Faust und Merk gehen davon aus, dass Monat für Monat im nächsten Jahr jeweils maximal 50 Flüchtlinge den Bestand an Leistungsberechtigten im Jobcenter erhöhen werden. Größtes Hindernis für eine Vermittlung im Arbeitsmarkt sind die Sprachkenntnisse: Nur 16 Prozent haben Sprachkompetenz in Deutsch, bei zwei Prozent ist ein gutes Potenzial vorhanden.

36 in Ausbildung

Leider seien unter der riesigen Gruppe von 84 Prozent auch Analphabeten, wie viele, wisse man nicht, so Merk und Faust. Die Bandbreite ist groß: Manchen bereite das Halten eines Bleistiftes bereits Schwierigkeiten, andere haben Hochschulabschluss. Manche Asylbewerber beherrschen die arabischen Schriftzeichen aber nicht die lateinischen. Lehrkräfte für Alphabetisierung gebe es kaum. "Insgesamt sind das noch nicht sehr hohe Zahlen, aber wir erwarten, dass wir nächstes Jahr einen starken Effekt haben", meint Erika Faust. Immerhin scheint der Zuzug vorerst gestoppt. 36 jugendliche Asylbewerber konnten bereits in Ausbildung vermittelt werden. "Das finden wir schon viel", so Faust.