Werden Rockergruppen zum Problem in der villinger Färberstraße? Foto: Archiv

Neue Flaniermeile könnte Hotspot für Revierkämpfe werden. Hells-Angels-Mitglieder in mehreren Gaststätten.

Villingen-Schwenningen - Wird die neue Flaniermeile Färberstraße zum Hotspot für Rockerclubs? Schon jetzt reden Betroffene von einem "regelmäßigen Schaulaufen" und von einer "Machtdemonstration, die uns das Geschäft kaputt macht". Der Gesprächsbedarf in der Gastronomie scheint so groß, dass man sich nun zusammensetzt.

Und damit wird das, was sich in der Nacht zum Samstag (wie berichteten) zugetragen hat, nicht einfach abgehakt. Weder von der Polizei, und noch weniger von all jenen, die (erneut) um den guten Ruf der aufgehübschten Färberstraße fürchten.

"Polizei verhindert Störung von Rockerclubs", hieß es im Schwarzwälder Boten. Was Färberstraßenbesucher berichteten, liest sich ergänzend so: Hells-Angels-Mitglieder hätten sich in mehreren Gaststätten breitgemacht. "Ich hatte wirklich ein ungutes Gefühl in der Magengegend", erzählt ein jüngerer Mann, der mit Freunden etwas essen wollte.

Für Pressesprecher Matthias Preiss vom Polizeipräsidium Tuttlingen ist nach dem Einsatz klar, "dass wir weiterhin Präsenz zeigen und es Null Toleranz geben wird." Faktisch sei in der Nacht zum Samstag zwar nichts passiert, weder seien Gäste bedroht noch belästigt worden. Dennoch leide das Sicherheitsbedürfnis eines jeden, der da nachts unterwegs sei. Und genau jenes ungute Gefühl von Gästen ist es, was wiederum manch anderen Kopfzerbrechen bereitet. "Diese Clubs kommen hierher, um Macht zu demonstrieren, das ist schlecht und ein gewaltiger Imageschaden für die Färberstraße", befürchten Betroffene um das Geschäft. Ihren Beobachtungen nach waren solche "Schauläufe" nicht nur auf wenige Male beschränkt, der jüngste jetzt am Wochenende und der letzte im alten Jahr um die Weihnachtsfeiertage herum. "Das geht mindestens ein halbes Jahr schon so", erinnert sich ein Gastro-Mitarbeiter, "seit kurzem ist das jedoch intensiver geworden. Für die Gäste ist das beängstigend, wenn sie sich einen Weg durch diese Leute ins Lokal bahnen müssen". Er ist sich sicher: "Da kommt eine schöne Flut auf uns zu."

Ganz so drastisch schätzt Michael Staiger, Sprecher der Färberstraßen-Gastronome, die Situation zwar (noch) nicht ein. Aber auch er bangt um das Image. "Was wir nicht brauchen ist, dass die Färberstraße zum Schauplatz von Revierkämpfen wird." Bislang tröstet sich Staiger, sei ja nichts passiert. Entschieden lehnt er ein "generelles Verbot von Kuttenträgern" ab, nach dem jetzt gerufen werde.

Mit Sorge betrachten gut informierte Kreise eine weitere Entwicklung: Hells Angels und deren einstige Erzfeinde United Tribuns haben sich offenbar verbrüdert. Nicht wenige sehen hier ein großes Gewaltpotential auf süddeutsche Städte zukommen, und vor allem auch auf den Schwarzwald-Baar-Kreis, der als Rockerhochburg gilt. Betroffene wollen zudem gesehen haben, das bereits Rockerclubs Präsenz zeigen, die mit den Hells Angels nicht gerade freundschaftlich verbunden sind. Matthias Preiss vom Polizeipräsidium wagt dazu keine Prognosen: "Die Auswirkungen dieser Liaison kann man jetzt noch nicht abschätzen."