Ein buntes Treiben herrscht in der Ausstellung "Schlüsselübergabe. Die Figuren von Ingeborg Jaag", die ab Dreikönig im Franziskanermuseum zu sehen ist. Neben dem Geschehen auf dem Münsterplatz gibt es auch eine Szene in der Oberen Straße. Fotos: Zieglwalner Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Puppen von Ingeborg Jaag bei der Schlüsselübergabe mit altem und neuen Oberbürgermeister

Einen Schlüsselübergabe der besonderen Art zeigt die Ausstellung der Puppen von Ingeborg Jaag im Villinger Franziskanermuseum: Während der neue Oberbürgermeister Jürgen Roth zum ersten Mal auf dem Rathausbalkon steht, zieht es seinen Vorgänger Rupert Kubon gegenüber ins Münster.

Villingen-Schwenningen. Dass es ihnen Freude bereitet, bei der 15. Auflage der Sonderausstellung die Puppen auch einmal ein politisches Spiel treiben zu lassen, ist ihrer Schöpferin Ingeborg Jaag, der Restauratorin Ina Sahl und Anita Auer, Leiterin der städtischen Museen, anzumerken.

Schon im Sommer sei die Idee entstanden, für 2019 das Thema Oberbürgermeisterwahl in der Doppelstadt zu inszenieren, erinnert sich Ina Sahl, die zusammen mit ihrem Team der Museumstechnik die passenden Kulissen geschaffen hat. Da war natürlich auch Ingeborg Jaag gefragt. Eigentlich wollte sie schon länger etwas kürzer treten, doch dann kribbelte es ihr doch in den Fingern, eine Figur mit dem Konterfei des neuen Verwaltungschefs zu schaffen. Zu erst einmal hieß es abwarten, bis die Entscheidung Ende Oktober gefallen war. Aufmerksam verfolgte sie den Wahlkampf – auch wenn sie in ihrem Geburtsort Hüfingen zurückgekehrt ist, interessiert sie sich weiter für das lokalpolitische Geschehen in ihrer langjährigen zweiten Heimat Villingen.

Sie habe sich Fotos des Siegers besorgt und losgelegt, erzählt Ingeborg Jaag. Und einmal begonnen, nahm sie gleich ein weiteres Projekt in Angriff: Rupert Kubon sehe auch nicht mehr so aus wie bei seinem Amtsantritt vor 16 Jahren, stellt sie verschmitzt fest. Also modellierte sie einen neuen Kopf, dessen Gesicht nun die ein oder andere Falte aufweist, das einst dunkle Haar ließ sie ergrauen. Selbst an eine modernere Brille hat sie gedacht.

Mit dieser Liebe zum Detail hat Ingeborg Jaag seit 1983 die Villinger Fasnet en miniature entstehen lassen. 86 Figuren gehören inzwischen zu der Sammlung, die im Franziskanermuseum eine Heimat gefunden hat. Auf drei Bühnen haben Ingeborg Jaag und Ina Sahl die Puppen in diesem Jahr in Szene gesetzt: Da sind die eigentliche Schlüsselübergabe mit den Oberen der Zunft und vielen Bürgern, auf der anderen Seite der ehemalige Oberbürgermeister und angehende Diakon, der mit einem Jahrbuch des Geschichts- und Heimatvereins, dessen Vorsitz er übernehmen soll, ins Münster enteilt. Um eine nächtliche Atmosphäre vor dem Rathaus zu schaffen, haben die Museumstechniker aus Teelichtern einige Fackeln und Laternen gebastelt. Da die meisten Narren ohne Häs zur Schlüsselübergabe gehen, haben die beiden Regisseurinnen des Spektakels im zweiten Raum einen zusätzlichen Schauplatz geschaffen, der das bunte Treiben an der Fasnet in seiner ganzen Vielfalt widerspiegelt. Auf der Oberen Straße tummeln sich die Figuren der Narrozunft, die Mitglieder der Stadt- und Bürgerwehrmusik greifen zu den Instrumenten, vor dem Narrobrunnen stimmen die Spittelsänger ihre Lieder an.

Es ist ein ums andere Mal sehenswert, wie Ingeborg Jaag ihre Puppen so stilecht ins Licht rückt, dass sie scheinbar mitten im Museum lebendig werden. Diese Szenarien einrichten will sie auch weiterhin, aber keine neuen Puppen mehr basteln, stellt sie fest. Mit 76 Jahren falle manches nicht mehr so leicht wie früher. Auch ihrem Mann Herbert, der sie über all die Jahre unterstützt, beispielsweise die Holzgestelle für die Körper und viele Accessoires geschaffen hat, bereite die Arbeit zunehmend Mühe.

Für die Ausstellungen aber hat sie noch manche Idee, verrät Ingeborg Jaag. Und auch für das Plakat und die Postkarten haben sich die drei Macherinnen dieses Jahr einen Spaß einfallen lassen: Das Foto zeigt Rupert Kubon, wie er sich auf dem riesigen Schlüssel vom Rathaus abseilt.

Die Sonderausstellung "Schlüsselübergabe. Die Figuren von Ingeborg Jaag" ist von Sonntag, 6. Januar, bis Sonntag, 10. März, im Franziskanermuseum in Villingen zu sehen. Die Vernissage ist an Dreikönig um 16 Uhr. Die Begrüßung übernehmen Anselm Säger, Zunftmeister der Historischen Narrozunft, und Anita Auer, Leiterin der städtischen Museen. In die Ausstellung führt die Restauratorin Ina Sahl vom Museumsteam ein. Im Begleitprogramm gibt es einige Führungen. "Narri, Narro" heißt es bei den Familienführungen mit Ute Pernt sonntags am 20. Januar und 10. Februar jeweils ab 15 Uhr. Unter dem Motto "Wa trummlet au..." nimmt Gunther Schwarz die Besucher sonntags am 27. Januar, 17. Februar und 3. März jeweils ab 15 Uhr durch die Ausstellung mit. Zudem gibt es ein Kulturcafé mit Ingeborg Jaag und Vertretern der Narrozunft am Mittwoch, 13. Februar, ab 15 Uhr. Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags von 13 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr sowie am Fastnachtsmontag und -dienstag von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet drei Euro, ermäßigt zwei Euro.