"Jakobus krönt zwei Pilger": Die berühmte Sandsteinplastik findet sich im Villinger Münster. Ursprünglich stammt sie aus der Nordstetter Kapelle. Foto: Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Nordstetter Kapelle war eine wichtige Wegstation auf dem Weg nach Santiago de Compostela

Von Thomas H.T. Wieners

VS-Nordstetten. Die Geschichte der ehemaligen Kapelle zu Nordstetten hat der Freiburger Historiker Thomas H. T. Wieners genauer unter die Lupe genommen. Seine Erkenntnis: Sie war für Pilger eine wichtige Station.

An der alten von Rottweil nach Villingen führenden Wegverbindung lag einst zu Nordstetten eine den Heiligen Jakobus und Verena geweihte Kapelle. Es ist bekannt, dass diese Kapelle als Wegstation ins Wegnetz der von Rottweil herkommenden Fernpilger nach Santiago de Compostela einbezogen war.

Noch heute erinnert daran die sich jetzt im Villinger Münster befindende berühmte Sandsteinplastik "Jakobus krönt zwei Pilger", welche ursprünglich aus der Nordstetter Kapelle stammt. Nachdem das Gotteshaus zu Nordstetten im Dreißigjährigen Krieg durch Brand zerstört worden war, hatte der Rat zu Villingen im Jahre 1658 beschlossen, die Kapelle nicht wieder aufzubauen. Die Skulptur der Pilgerkrönung fand, bevor sie ins Münster zu Villingen gelangte, zunächst ihre Aufstellung in der Vorhalle der Marienkirche in der Altstadt beim Friedhof.

Ebenso war stets klar, dass sich die Mehrzahl der Jakobspilger von Nordstetten aus weiter Richtung Hüfingen auf den Weg machten. Die Strecke von Rottweil über Nordstetten nach Hüfingen ist mit zahlreichen Hinweisen auf eine Verehrung des heiligen Jakobus gepflastert: Als Patron von Gotteshäusern oder Altären begegnet uns dieser Heilige in Rottweil, Marbach, Allmendshofen und Hüfingen; in Hüfingen gab es eine Jakobus-Bruderschaft und seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts sind dort auch Reliquien des Pilgerapostels nachweisbar.

Doch in welcher Richtung die Pilger von Hüfingen aus einst mehrheitlich weitergezogen sind, ob über Schaffhausen oder Zurzach, darüber ist in der Forschungsliteratur keine klare Aussage zu finden. Die Antwort auf diese Frage gibt die ehemalige Kapelle zu Nordstetten, genauer gesagt ihr Patronzinium! Möglicherweise hat sich die bisherige Forschung die Sicht selbst verstellt, indem sie meist nur verkürzend von der "St. Jskobskapelle" zu Nordstetten gesprochen hat. Es ist sicherlich richtig, dass dem Jakobuspatrozinium der Nordstetter Kapelle bereits im Mittelalter stets eine höhere Bedeutung beigemessen wurde. Nur der Name des Apostels Jakobus hat sich in den Flurnamen von Nordstetten in den Bezeichnungen "bei St. Jakob" und "Jakobsgasse" verewigt. Gleichwohl war das Gotteshaus zu Nordstetten nicht nur dem Pilgerapostel allein geweiht, sondern zugleich auch der heiligen Verena, welche der Überlieferung nach im Jahre 344 in Zurzach begraben worden sein soll.

Von eben dort, von Zurzach aus, führte bereits die alte Römerstraße über Schleitheim und Hüfingen nach Rottweil. Die Jakobspilger zogen genau diese Straße in entgegengesetzter Richtung von Rottweil nach Süden. Und just in Hüfingen begegnete den Pilgern erneut die heilige Verena, hier neben dem heiligen Gallus, als Patronin der Pfarrkirche. Mittelalterliche Fernpilger planten ihre Wegstrecken häufig bewusst so, dass sie an möglichst vielen herausragenden Kultstätten von Heiligen vorbeikamen. Es kommt darüber hinaus hinzu, dass sich gerade der Markt zu Zurzach bei Pilgern einer besonderen Wertschätzung erfreute.

Die Patrone der am Wegesrand zu Nordstetten gelegenen Kapelle, St. Jakobus und St. Verena, dienten somit den Pilgern quasi als Wegweiser: zum einen zum ersehnten Endziel der großen Pilgerreise, dem Grab des Apostels in Spanien, und zum anderen zu einem wichtigen Etappenziel, nämlich der Grabstätte der heiligen Verena in Zurzach.

Weitere Informationen: Dieser Text ist eine Kurzfassung des Beitrags, den Wieners für die "Blätter zur Stadtgeschichte" verfassen wird, die sich im Januar umfassend dem Jubiläum 1250 Jahre Nordstetten widmen werden.