Die Freien Wähler fordern von der Stadtverwaltung Aufklärung in Zusammenhang mit einer möglichen Clan-Aktivität in der Färberstraße. In diesem Zusammenhang wird dem Bürgeramt vorgeworfen, trotz offenkundiger Missstände nicht einzugreifen. Foto: Marc Eich

Anfrage an Oberbürgermeister und Bürgeramt. Angst vor Verhältnissen wie in Großstädten.

Villingen-Schwenningen - Nach der Berichterstattung des Schwarzwälder Boten über die zweifelhaften Vorgänge und eine mögliche Clan-Kriminalität rund um die "Moon Lounge" und "Leo’s Bar" in der Färberstraße sowie die Rolle des Bürgeramts, fordern die Freien Wähler nun eine umfassende Aufklärung. Die Gemeinderatsfraktion hat deshalb eine Anfrage an Oberbürgermeister Jürgen Roth und Bürgeramtsleiter Ralf Glück gestellt.

Illegaler Discobetrieb

Unsere Zeitung hatte dabei deutlich gemacht, dass trotz massiver Beschwerden von Seiten der Anwohner und Eigentümer in jenem Gebäudekomplex in der Färberstraße die Stadt dem offensichtlich illegalen Discobetrieb keinen Riegel vorschiebt. Regelmäßige Lärmbelästigungen – wohl erneut am vergangenen Wochenende – machten in den vergangenen Jahren immer deutlich, dass es sich um keine gewöhnlichen Speise- und Schankwirtschaften handelt. Vermutet wird, dass eine einflussreiche Unternehmerfamilie als Clan im Hintergrund wirkt.

Der stellvertretende Fraktionssprecher Bertold Ummenhofer äußert dabei die "Sorge darüber, dass durch Clanbildung ähnliche Verhältnisse wie in Berlin oder anderen Großstädten in unserer Stadt Platz greifen". Diese Sorge werde dabei laut Ummenhofer darin bekräftigt, dass sich eines der mutmaßlichen Clanmitglieder – in dem Fall handelt es sich um den Eigentümer der "Moon Lounge" – dahingehend geäußert hat, dass ihnen der ganze Schwarzwald gehöre.

Stadt soll sich äußern

Die Stadt soll sich nun auf Druck der Freien Wähler zu den Enthüllungen unserer Zeitung äußern. So möchte die Fraktion wissen, ob die beiden Betriebe tatsächlich eine Konzession als Schank- und Speisewirtschaft ausgestellt bekommen haben, obwohl die Kriterien eines Clubs oder einer Disco erfüllt sein dürften. Auch möchte die Fraktion wissen, inwieweit das Bürgeramt und deren Amtsleiter Glück – wie unserer Redaktion von mehreren Seite berichtet wird – die Probleme, insbesondere was den Lärm betrifft, regelmäßig kleingeredet haben und die Stadt trotz Beschwerden der Anwohner nicht eingeschritten ist.*

In diesem Zusammenhang soll darüber hinaus geklärt werden, wie es dazu kommt, dass das Bürgeramt offenbar auch die zahlreichen Vorkommnisse und Delikte rund um die beiden Lokalitäten, die vom Polizeirevier aufgenommen und wohl auch an das Bürgeramt geschickt wurden, gegenüber Betroffenen verleumdet wurden.

Ummenhofer bittet hierbei um schnellstmögliche Aufarbeitung. "Unabhängig davon erwarten wir, dass unser kommunaler Ordnungsdienst im Rahmen der ihm zustehenden gesetzlichen Möglichkeiten, in Abstimmung mit der Landespolizei mit äußerstem Nachdruck derartige Dinge unterbindet", so der stellvertretende Fraktionssprecher.

*Anmerkung der Redaktion: Die Stadt widerspricht der Darstellung, nicht gegen die Ruhestörung vorgegangen zu sein. In der Gemeinderatssitzung am 28. Juli 2020 legte das Bürgeramt dazu Zahlen vor. Demnach seien, nach städtischen Angaben, seit 2017 in den beiden betroffenen Gaststätten 81 Vorkommnisse festgestellt worden, aus denen 42 Bußgeldverfahren resultierten.