Eine reiche Ausbeute – in den Läden in VS ist vieles "Too Good To Go", zu deutsch: zu gut zum Wegwerfen. Foto: Käfer

App "Too Good To Go" bekämpft Lebensmittelverschwendung. Große Ketten machen mit. Ein Selbsttest. 

Villingen-Schwenningen - Die App "Too Good To Go" rettet Lebensmittel, die sonst im Abfall landen würden. Klingt nicht sehr appetitlich, ist aber ökologisch – und spart Geld.

Wer die App "Too Good To Go" nutzt, tut etwas gegen den "Food Waste." Nahrungsmittel, die kurz vor ihrem Ablaufdatum stehen, können in der App zu vergünstigten Konditionen erworben werden. Eine gute Sache – zumindest vom Grundprinzip. Ich entscheide mich für einen Selbsttest.

Die App ist in wenigen Sekunden heruntergeladen. Angebote für VS erscheinen auf dem Handy-Display: Eine Wundertüte bei Nordsee zum Beispiel. Oder etwa die Kühltheke bei Real. Die angebotenen Artikel sind alle nicht mehr lange haltbar, dafür aber echte Schnäppchen: Nur ein Drittel des Originalpreises sollen sie kosten. Das zumindest behauptet das Berliner Unternehmen, das diese Art von Geschäftsidee vermarktet, auf Anfrage.

Überraschungstüte voll gepackt mit Köstlichkeiten

Um 19 Uhr stehe ich vor dem Fisch-Imbiss Nordsee beim Schwarzwald-Baar-Center. Zum Ladenschluss hat das Fisch-Lokal eine Überraschungstüte voll gepackt mit Köstlichkeiten für mich zusammengestellt. Hoffentlich wird diese nicht zur bösen Überraschung. Bekomme ich etwa nur die Übrigbleibsel vom Tage?

Schnell und ungeduldig öffne ich die Tüte: Drei Fischbrötchen und eine komplette Fischmahlzeit lachen mich an. Fünf Euro haben diese mich gekostet. Demnach kosten die Frischbrötchen wohl irgendwo zwischen 72 Cent und 1,15 Euro. Auch das Fischgericht inklusive Bratkartoffeln dürfte im Regelfall deutlich mehr kosten. Zwei Drittel Kostenersparnis, das kommt wohl hin. Dies sei laut Auskunft der App-Entwickler auch in etwa die Richtgröße, die man Partnerläden wie Nordsee bei der zur Zusammenstellung solcher "Überraschungstüten" an die Hand gebe. Alleine sind die Fischportionen kaum zu schaffen. Es reicht gut für zwei Leute.

Auf Anfrage der Pressestelle von "Too Good To Go" heißt es, dass es derzeit vier Partnerläden in VS gibt: Gourmet Tempel, Dormero Hotel, Nordsee und Real. Rund 2000 Mahlzeiten seien in der Doppelstadt bereits gerettet worden. Registrierte App-Nutzer gebe es hier etwa 1000.

Kunden profitierten von günstigen Lebensmitteln, Partnerläden hingegen könnten ihr Image aufpolieren und vermieden es, wertvolle Produkte einfach zu entsorgen. Durch diese Win-Win-Situation habe "Too Good To Go" bereits in vielen Ländern in Europa bereits stark wachsen können. 5000 Partnerläden gebe es deutschlandweit, fünf Millionen Essen seien dabei gerettet worden, weltweit seien es sogar 45 Millionen Portionen gewesen.

Fazit fällt positiv aus

Wer keinen Fisch mag, kann es bei der Kühltheke von Real versuchen. Hier kann das Angebot schon früher, das heißt nicht erst am späten Abend abgeholt werden.

Neben zahlreichen Joghurts, Quarks und Puddings sind unter anderem auch Linsenmaultaschen und ein Weißkrautsalat beim Selbsttest in meiner Tüte. Die reduzierten Angebotspreise sind noch etikettiert. Zähle ich alle Preisschilder zusammen, komme ich auf einen Kaufpreis von fünf Euro.

Fazit: Alle Produkte waren genießbar und hier und da sogar noch einige Tage haltbar. Ist man gerade in der Nähe eines teilnehmenden Ladens, lohnt sich die App. Ob sich eine Einkaufsfahrt eigens für das App-Shopping ausbezahlt, ist fraglich. Von diesem Aufwand abgesehen, ist die Nutzung der App aber grundsätzlich kostenlos.

"Die App herunterzuladen und einen Account zu erstellen ist zu 100 Prozent kostenlos. Du bezahlst erst dann etwas, wenn du eine Magic Bag über die App kaufst", heiß es in den Hinweisen zur Nutzung der App.