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Kritik an Erschließung des Neubaugebiets "Strangen II" / Geplantes Ringstraßensystem soll überprüft werden

Die Erschließung des geplanten Neubaugebiets "Strangen II", das im Westen des Wohngebiets "Strangen" entstehen soll, stößt bei Anwohnern auf Kritik. Aus Sorge vor erhöhtem Verkehrsaufkommen unterstützen bereits rund 100 Personen eine Petition.

VS-Schwenningen. Als "verkehrsberuhigtes und familienfreundliches Baugebiet" wurde "Strangen" in den 90er-Jahren beworben. Diese beiden Eigenschaften sehen einige Anwohner nun gefährdet. Denn, das geplante Neubaugebiet "Strangen II", das sich im Westen an das bestehende Gebiet anschließen wird, soll über dieses erschlossen werden. Durch die geplante Zufahrt über die Besigheimer- und Cannstatter Straße rechnen Anwohner mit deutlich mehr Verkehr vor ihrer Haustür.

Dagegen wollen sich allen voran Uta Birkenberg, Giusi Grikus und Jasmina Mujadzic wehren. Sie haben eine Petition gegen diese Erschließungsvariante schriftlich verfasst. "Wir fordern eine separate Zufahrt für Strangen II", heißt es darin. Die Gegner des sogenannten Ringstraßensystems sehen "den ursprünglich festgelegten Grundsatz" missachtet und die damit verbundene Lebensqualität in ihrem Wohngebiet gefährdet. Und laut Unterschriftenliste sehen dies rund 100 weitere Anwohner ebenso.

Die geplante Erweiterung auf dem 1,98 Hektar großen Grundstück, das bisher überwiegend landwirtschaftlich genutzt wird, ist für die Kritiker in Ordnung. Allerdings befürchten sie, da etwa 50 Baugrundstücke dort entstehen werden, dass die Erweiterung eben auch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen mit sich bringe. Als Kritikpunkte führen sie den zunehmenden Geräuschpegel an, aber vor allem auch mögliche "brenzlige Situationen mit parkenden und entgegenkommenden Fahrzeugen". Denn, so die Einschätzung der Anwohnerinitiative, die schmalen Straßen seien einem derartigen Verkehrsaufkommen nicht gewachsen.

Kinder sollen sicher spielen können

Doch Birkenberg und Co. machen keinen Hehl daraus, dass es ihnen selbstverständlich auch um ihre Ruhe, Lebensqualität und um die Sicherheit der auf "Strangen" lebenden und spielenden Kinder geht. "Es wäre unmoralisch, die menschlichen Bedürfnisse eines ganzen Wohnviertels zu ignorieren", heißt es in der Petition. "Ist es nicht paradox, unserer verkehrsberuhigten Straßen, auf denen unsere Kinder heute in Ruhe und Sicherheit spielen können, dem Idyll anderer, neuer Familien unterzuordnen?"

Aus diesem Grund fordern die Anwohner, den Plan zur Erschließung des Neubaugebiets noch einmal zu überarbeiten. "Strangen II soll entstehen. Auch dort sollen eines Tages junge Familien mit Kindern zuziehen, so wie auf Strangen", stellen die Kritiker klar. Sie wünschten sich aber eine eigene Zufahrt, eventuell – so deren Vorschlag – in Form eines Kreisverkehrs am Nordring.

Der mit dem Projekt beauftragte Stadtentwickler Gregor Braun, der schon seinerzeit "Strangen" geplant hat, sieht die Situation momentan noch gelassen. "Die zwei Zugänge zu ›Strangen II‹ über die Besigheimer- und die Cannstatter Straße sind schon immer so vorgesehen", berichtet er auf Nachfrage unserer Zeitung. Allerdings ignoriere er die Bedenken der Anwohner nicht, sondern werde ein unabhängiges Verkehrsgutachten erstellen lassen. "Mit dem Ergebnis rechne ich bis in etwa drei Wochen", sagt Braun.

Danach wolle er dann mit der Stadtverwaltung das Resultat diskutieren "und eine Lösung finden". Ob diese dann tatsächlich eine andere sei, als die schon immer vorgesehene, werde man sehen. "Irgendwo muss der Verkehr halt hin. Und ob es wirklich gewünscht ist, dass das Neubaugebiet nur über den Nordring erreichbar sein wird, da bin ich mir nicht sicher."

Im Idealfall, so gibt Gregor Braun Einblick, liege der Bebauungsplan als Satzungsbeschluss im Herbst vor. "Als nächstes kommt aber die Offenlage und man weiß nie, was da noch auf uns zukommt", betont Braun. Wenn es Probleme gibt, kann es auch Frühjahr 2021 werden.