Die Demonstranten waren auf der Nord-Süd-Achse unterwegs. Foto: sb

Die vierte und vorletzte Rad-Demo in der Stadt hat am Samstag die Nord-Süd-Achse im Talgang in den Fokus genommen. Unterwegs wurde die neue Fahrradstraße offiziell eingeweiht.

Albstadt - Große Überraschungen gab es auf der knapp zwölf Kilometer langen Demonstrationsstrecke nicht. Denn es ist hinlänglich bekannt, dass das Radwegenetz auch im Bereich der Nord-Süd-Achse mehr als lückenhaft ist und immer wieder abrupt endet.

Eingeladen zur vierten Rad-Demo hatte erneut der Ortsverband der Grünen. Initiator Markus Ringle – auf seinem angehängten Gefährt hatte er die Technik und die Musik dabei – begrüßte frühmorgens um 10 Uhr bei kühlen Temperaturen rund 30 Unterstützer beim Ebinger Rathaus. Unterwegs schlossen sich immer wieder Radfahrer dem Tross an, der in Tailfingen auf rund 40 Teilnehmer angewachsen war.

Demonstranten ziehen Blicke auf sich

Diese zogen die Blicke auf ihrem Weg auf sich, denn sie waren durch Klingeln, Tröten und ihre Trillerpfeifen weder zu übersehen, noch zu überhören. Begleitet hat die Demonstration wieder die Polizei, welche die jeweiligen Zufahrten während des Durchfahrens des Radtrosses kurz absperrte. Das Feld führte Detlef Wysotzki von der Verkehrspolizei Balingen mit seinem Mountainbike an.

Erster Stopp waren die Poller bei der Ebinger Tennisanlage: angebracht für die neue und erste Fahrradstraße in der Stadt zwischen Ebingen und Truchtelfingen. "Es ist ein Etappensieg für uns", sagte Markus Ringle. "Und es ging ja ganz schnell, hat ja nur sechs Jahre gedauert", so sein kritischer Unterton dazu. Dennoch solle man die Feste feiern, wie sie fallen, darauf knallte laut ein Korken, als er den alkoholfreien Sekt öffnete und ausschenkte. "Soeben haben wir den neuen Abschnitt eingeweiht, was aber zeigt, dass es mehr davon werden müssen", so Ringle.

Radler und Autoverkehr seien nun auf der Fahrradstraße, auf der zuvor knapp 900 Fahrzeuge täglich unterwegs gewesen seien, gleichberechtigt.

Weiter ging es über die laut Markus Ringle "künftigen Fahrradstraßen" Landmann-, Rotdorn- und Frühlingstraße zum Bahnhof Tailfingen – alles im öffentlichen Verkehr. Weshalb auch beim zweiten Stopp gleich wieder auf die notwendige durchgängige Radtrasse hingewiesen wurde. Ebenfalls machte Ringle deutlich, wie wichtig der Klimaschutz sei, der nur durch eine erfolgreiche Mobilitätswende und das Einhalten des vereinbarten Maximums von zwei Grad Erderwärmung erreicht werde. "Daher kommt der ›2‹ heute eine besondere Bedeutung zu", betonte der Initiator und ließ Kinder auf dem Gehweg mit ihrer Straßen-Malkreide ganz viele Zweier aufmalen. In Deutschland gebe es so viele Fahrräder wie Einwohner. Um diese richtig zu nutzen, sei eine entsprechende Infrastruktur erste Voraussetzung.

Vom Bahnhof zur "Neuen Tailfinger Mitte"

Vom Bahnhof aus ging es zur "Neuen Tailfinger Mitte". Was nur durch Überquerung der viel befahrenen Goethestraße und dank der Polizei in der Gruppe möglich war. Bei den Wasserspielen in der Fußgängerzone malten die Kinder ebenfalls eine Vielzahl Zweier auf. Nach einer lauten Runde über die Adlerstraße tourte die Gruppe in Richtung Süden über die Erich Kästner-, Ried- und Bachstraße auf dem Rad- und holprigen Gehweg entlang der Straße von Truchtelfingen nach Ebingen. Über den "Grüngraben" wurde das Ziel beim Rathaus wohlbehalten erreicht.

Unterwegs hätten die Teilnehmer "einen Radwege-Flickenteppich vom Feinsten" erlebt, bilanzierte Ringle bei der Abschlusskundgebung. Er gestand zugleich ein, dass es ihm etwas an Fantasie fehle, wie das Ziel, das zu beheben, umzusetzen möglich sei. Vermutlich ergehe es den Planern wahrscheinlich auch so, "sonst hätten sie es nicht so geplant, aber noch nicht umgesetzt". Dennoch brauche man dringend diese durchgängige Westachse im Talgang. Dann, so Markus Ringle abschließend, würden mehr Bürger auf das Rad steigen, ihr Auto stehen lassen, den Verkehr entlasten und etwas für den Klimaschutz tun.

Die fünfte und somit vorerst letzte Rad-Demo ist am 16. Oktober geplant.