Wolfgang Grupp kritisiert einen Mangel an Verantwortung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Trigema-Chef Wolfgang Grupp aus Burladingen teilt in einem Youtube-Video gegen andere Unternehmer und die Politik aus. Er scheint damit einen Nerv zu treffen - die Aufnahme hat innerhalb weniger Tage zwei Millionen Aufrufe.

Bei einem Firmen-Event in München hat der Burladinger Geschäftsführer eine Rede gehalten, die jetzt im Nachgang für Aufruhr sorgt. „Wolfgang Grupp eskaliert auf dem Loft Film Day“ wird in dem Youtube-Video angeteasert. 40 Minuten kommt der bekannte deutsche Unternehmer zu Wort. Das vorgegebene Thema: „Kann man in Deutschland immer noch so ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen wie Trigema?“ Konkret beantwortet wird die Frage nicht. Grupp geht in seiner Rede im Wesentlichen auf ein großes Problem ein, welches er in Wirtschaft und Gesellschaft ausmacht: fehlende Verantwortung.

Der 81-Jährige fordert mehr Verantwortung für Entscheidungsträger - sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft, als auch im Privatleben. „Wenn es gut läuft wird kassiert, wenn es schlecht läuft, dann macht man schnell Insolvenz“, kritisiert Grupp. Er selbst führt sein Unternehmen als e.K. (eingetragener Kaufmann) und trägt somit auch privat das volle Haftungsrisiko für die Bekleidungsfirma. Grupp ist überzeugt: „Wir brauchen endlich die Verantwortung und Haftung der Einzelnen wieder zurück, ob Eltern, die für ihre Kinder geradestehen, oder ob Unternehmer, die für ihre Mitarbeiter geradestehen. Dann wird die Welt wieder normaler.“

Dies umzusetzen, sei Aufgabe der Politik, so Grupp. Diese habe zugelassen, dass Unternehmen verantwortungslos handeln. Dadurch sei das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft verloren gegangen. Nun schlägt der Trigema-Chef vor, dass Unternehmer, die persönlich haften, 50 Prozent Rabatt auf ihre Einkommenssteuer bekommen. „Dann macht jeder die persönliche Haftung. Dann sind die Entscheidungen überlegter, verantwortungsvoller und vor allem nicht der Gier und dem Größenwahn ausgesetzt“, meint er.

Zur Verantwortung als Unternehmer gehört für den Firmen-Chef „zuerst seine Aufgabe im Heimatland zu erfüllen“, bevor das „Glück in der Ferne“ gesucht wird. Produktionen in Billiglohnländer zu verlegen, sind für ihn ein Tabu. Er selbst fühle sich als heimischer Unternehmer seinen Mitbürgern und seinen Mitarbeitern gegenüber verpflichtet.

Bei Trigema habe es unter seiner Regie noch nie eine Stunde Kurzarbeit gegeben und noch nie sei jemand wegen zu wenig Arbeit entlassen worden, so Grupp. „Wenn das heute in Deutschland was besonderes ist, dann frage ich mich, was los ist“, echauffiert er sich.

„Diese Arschlöcher haben Pleite gemacht“

Ausgeteilt wird in der Rede gegen ehemalige Kunden wie Galeria Kaufhof, Karstadt & Quelle, Neckermann. Da wird Grupp ausfällig und sagt: „Diese Arschlöcher haben alle Pleite gemacht.“ Und auch die USA kommen bei ihm schlecht weg. „Alles Negative kam bisher aus Amerika“, meint der Trigema-Chef. Seine Meinung zur Ampel-Regierung? „Wenn ich mit drei Geschäftsführern zusammen die Firma führen müsste, dann wäre ich wahrscheinlich schon gestorben.“

Ein Dorn im Auge ist dem 81-Jährigen außerdem die Debatte um den Mindestlohn. Diese sei „Idiotie“. Man wolle Mitarbeiter, die Leistung bringen. Da sei Lohngerechtigkeit ganz wichtig. Bedeutet für Grupp aber: Seine Mitarbeiter bekommen ein Einstiegsgehalt, dass sehr schnell an die eigentliche Leistung nach oben angepasst wird.

Ankündigung zum Ruhestand

Eine Ankündigung zu seinem Ruhestand macht der Trigema-Chef noch zum Abschluss seiner Rede: Ende 2023 will Grupp sein Unternehmen formal an seine Frau und indirekt an seine Kinder übergeben. Ab nächstem Jahr sei es an seinen Kindern, voll zu bestimmen - auf ihre Verantwortung.