Fußballfans brauchen ihre Bratwurst. Ist das so? Ein Muss ist sie nicht mehr, zumindest bieten die Vereine mittlerweile pflanzliche Alternativen an. Welche veganen Produkte gibt es in den Stadien? Und wie werden sie angenommen? Wir haben nachgefragt.
Die Stuttgarter Kickers bieten seit kurzem bei ihren Spielen vegane Wurst an. Manche Fans finden das gut, andere müssen sich, diplomatisch ausgedrückt, erst einmal an das zusätzliche Angebot gewöhnen – oder wollen es gar nicht erst probieren. Auf Facebook wurde jedenfalls heftig diskutiert. Zugegeben, Fußballstadien sind nicht der erste Ort, an dem man an vegane Produkte denkt – an die klassische Stadionwurst schon eher. Eine gute Gelegenheit also, einen Blick auf die Fußballvereine in Baden-Württemberg zu werfen. Wer bietet welche veganen Alternativen an? Und wie wird das Angebot angenommen? Wir haben bei den Clubs nachgefragt.
Vegane Alternative kostet nicht mehr als die Fleischvariante
Die gute Nachricht zuerst: Wer sich fleischlos ernährt oder ganz auf tierische Produkte verzichtet, hat mehr Auswahl als nur Pommes mit Ketchup. Denn alle baden-württembergischen Vereine der ersten und zweiten Bundesliga bieten vegetarische und vegane Alternativen an. Besonders beliebt: die vegane Bratwurst. Bei den Stuttgarter Kickern gibt es die Stadionwurst jetzt für 4,80 Euro, beim Karlsruher SC für 4,70 Euro und beim Freiburger SC für 3,90 Euro.
Der VfB bietet eine vegane Currywurst an, die mit 4,20 Euro ebenfalls in diesem Preissegment liegt. „Insgesamt sind derzeit etwa 22 Prozent unseres Angebots vegan“, sagt Steffen Lindenmaier, der beim VfB für das Thema Nachhaltigkeit zuständig ist. Neben der Bratwurst bietet der Verein bei den Spielen auch Chili sin Carne für 6,20 Euro und vegetarische Maultaschen für 6 Euro an. Im Business-Bereich gibt es die vegane Bratwurst laut Lindenmaier ebenfalls an fast jedem Stand.
Vegane Produkte, schön und gut – aber teuer? Eigentlich nicht, denn in den allermeisten Fällen muss man für die pflanzliche Alternative nicht mehr bezahlen als für das Fleischprodukt. Im Gegenteil: Bei den Stuttgarter Kickers kostet der vegane Burger mit einem Preis von 7,50 Euro sogar einen Euro weniger als der bei den Zuschauern besonders beliebte „Ox-Burger“ . Beim 1. FC Heidenheim kostet das vegane Schnitzel im Brötchen genauso viel wie das klassische Schnitzel – nämlich jeweils 4,80 Euro. Für die Verkäuferinnen und Verkäufer ist das nicht unbedingt lukrativ. „Im Einkauf ist der vegane Burger ziemlich teuer, er kostet ähnlich viel, wie die Fleischvariante“, sagt Kickers-Caterer Michael Schmücker. Doch bei den Stuttgarter Kickers wird er eben für einen Euro weniger verkauft.
Das Angebot kommt bei den Fußballfans gut an
Dass es in den Stadien der baden-württembergischen Bundesligavereine vegane Alternativen gibt, scheint insgesamt eine recht neue Entwicklung zu sein. Neben den Stuttgarter Kickers hat auch der SC Freiburg Anfang dieses Jahres vegane Alternativen eingeführt. Neu sind zum Beispiel Hot Dogs in verschiedenen Geschmacksrichtungen (für je 4,20 Euro), ein veganes Schnitzel (ebenfalls 4,20 Euro) und Chili sin Carne für 5,10 Euro. Das Angebot soll weiter ausgebaut werden. „Wir orientieren uns an den Kunden und testen aktuell, was am besten ankommt“, sagt Vertriebsleiter Daniel Däuper. Da die Produkte von einem regionalen Dienstleister kommen, könne man das Angebot relativ schnell anpassen.
Die meisten Vereine verkaufen die veganen Speisen nach eigenen Angaben an separaten Ständen, um die Produkte beim Braten und Kochen gut vom Fleisch trennen zu können. Praktischer Nebeneffekt: So lässt sich gut messen, wie gut das rein pflanzliche Angebot bei den Fußballfans ankommt - und wie viel davon im Vergleich zu den Fleischprodukten verkauft wird. Bei den Heidenheimern etwa kommt auf zehn Bratwürste ein veganes Produkt, bei den Stuttgarter Kickern ist immerhin etwa jede fünfte verkaufte Wurst vegan. Und beim Karlsruher SC ist die vegane Bratwurst – nach Angaben des Vereins – bei Heimspielen an vielen Kiosken oft schon vor Spielende ausverkauft. Sind Fußballfans also gleich Fleischesser? Nicht ganz. Einige scheinen zwar nicht auf ihre Stadionwurst verzichten zu wollen - und können nun aber auf die vegane Alternative zurückgreifen.