In der Wildbader Straße gibt es zu viel Verkehrslärm. Hier soll ganztägig Tempo 30 kommen. Foto: Bernd Mutschler

In Calmbach soll der Verkehr deutlich langsamer fahren. Die Stadtverwaltung will das eigentlich für viele Stellen beantragen. Aber die Straßenbehörde des Landkreises stellt sich quer und sieht nur bei wenigen Maßnahmen Überschreitungen der Grenzwerte.

Bereits in der Einwohnerfragestunde gleich zu Beginn der Sitzung des Bad Wildbader Gemeinderates wurde klar, was die zahlreich erschienenen Bürger am meisten interessieren würde: der Lärmaktionsplan und damit verbunden die möglichen Geschwindigkeitsbegrenzungen in Calmbach. Und die zeigten sich enttäuscht darüber, dass nur wenige Maßnahmen – und dann nicht einmal wie erhofft – umgesetzt werden können.

Doch der Reihe nach: Wie bereits in der Sitzungsvorlage zu lesen, sieht das Landratsamt Calw nur zwei der vielen geplanten Maßnahmen überhaupt für umsetzbar: Tempo 30 in der Wildbader Straße und Tempo 30 bei Nacht im Bereich Kleinenztalstraße 39 bis 75.

Kleinenztalstraße Vor allem daran störten sich die in der Sitzung anwesenden Bürger. Denn die Nacht sei nicht das Hauptproblem. Es gebe zu viel Verkehr und zu schnellen Verkehr, vor allem durch Lastwagen und Motorräder. Dies sei gefährlich, so die Argumentation der Anwohner. Doch da mussten sowohl Petra Kugele, Sachgebietsleiterin Ordnung und Bürgerservice bei der Stadtverwaltung, als auch Bürgermeister Marco Gauger enttäuschen. Diese Themen wie die Gefahrenlage seien nicht Bestandteil des Lärmaktionsplans. Bei diesem gehe es, wie es der Name eben sagt, rein um die Beeinträchtigung der Anwohner durch Verkehrslärm. Und die Berechnungen hätten ergeben, dass es in der Kleinenztalstraße eben „nur nachts die Überschreitungen des Grenzwertes gebe“, so Kugele. Auch wenn den Anwohnern nichts anderes übrig blieb, als das Ergebnis zu akzeptieren, taten die dennoch ihren Unmut kund: „Die brettern da durch, das ist denen scheißegal!“

Beim eigentlichen Tagesordnungspunkt ging Kugele dann noch einmal auf das Thema ein: „Tempo 40 auf allen eng bebauten Ortsdurchfahrten in Calmbach wäre für uns das Einfachste. Aber so weit sind wir noch nicht.“ Auf der Kleinenztalstraße seien die Voraussetzungen für eine Begrenzung nachts erfüllt, deshalb wolle man das von 22 bis 6 Uhr beantragen. Zusätzlich sieht sie die Möglichkeit, einen Geschwindigkeitswechsel zwischen diesem Gebiet und dem Lindenplatz zu vermeiden, ab dem sowieso eine Begrenzung gilt. Denn dieses Zwischenstück erfüllt die Voraussetzungen eigenlich nicht, also würde hier weiter Tempo 50 gelten. Das wolle man vermeiden und habe da auch positive Signale bekommen.

Wildbader Straße Unstrittig ist die Lage dagegen in der Wildbader Straße ab der Ankerkreuzung bis zum Ortsausgang. Dort sei „fast jedes Haus betroffen“, deshalb werde das Landratsamt dem Antrag auf Tempo 30 zustimmen.

Im zuständigen Ausschuss haben die Stadträte zudem beschlossen, auch für die Kriegsstraße zwischen der Ankerkreuzung und dem Faas-Kreisel eine Geschwindigkeitsbeschränkung zu beantragen, auch wenn es in diesem Bereich zu wenige Grenzwertüberschreitungen gebe.

Das sagen die Fraktionen Dazu beantragte Stadtrat Jochen Borg (CDU), auch für die Hauptstraße einen Antrag auf Reduzierung beim Landratsamt zu stellen. Auch wenn man als Autofahrer zügig vorankommen wolle, gehe es „aber um unsere Einwohner“. Tempo 40 in ganz Calmbach wäre das Beste, „leider wird uns das versagt“, obwohl es etwa in Dobel, Schömberg und Langenbrand funktioniere. Er hat das Gefühl, dass „das Landratsamt das zu eng sieht“.

Auch für Hubertus Welt (SPD) ist klar: „Das Problem sitzt im Landratsamt.“ Das Motto „Freie Fahrt für freie Bürger“ sei wichtiger als die Gesundheit. Das Landratsamt stelle sich sinnvollen Anträgen entgegen: „Das ist ein Skandal, das können wir so nicht hinnehmen.“ Dem Antrag wolle seine Fraktion zustimmen: „Es wäre Unsinn, nicht zuzustimmen. Aber zufriedenstellend ist das nicht.“ Mit deutlichen Mehrheiten beschlossen die Stadträte die einzelnen Punkte. Somit werden die Geschwindigkeitsreduzierungen beantragt.