Wieder mal viel los an der Nagoldtalsperre. Doch der sogenannte ruhende Verkehr ist derzeit nicht das Problem. Foto: Michel

Eine Anwohnerin der Nagoldtalsperre machte in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats ihrem Ärger Luft. In der Bürgerfragestunde klagte sie über die vielen Raser, die längst zur Gefahr geworden seien, und forderte die Gemeinde zum Handeln auf.

„Es geht um die Sicherheit meiner Kinder und um die meiner Mitbürger“, erklärte die Anwohnerin der Seestraße im Teilort Erzgrube. „Wir wohnen direkt am Ortsausgang, und am Wochenende und an Feiertagen ist es kriminell und lebensgefährlich, wie die Gäste dort mit ihren Autos durchrasen“, klagte sie. Oft werde mit heulenden Motoren und Geschwindigkeiten von über 100 Kilometern durch den Ort gejagt. Für Fußgänger und Kinder, die die Straße queren möchten, aber auch für ausparkende Autofahrer sei das eine „untragbare Situation“.

„Warum macht man hier nichts?“, fragte die Frau in die Runde. „Es gab doch schon genügend Unfälle.“ Und die dort platzierte Tafel, die die Geschwindigkeit anzeige, werde nicht nur ignoriert, sondern sporne an, schneller zu fahren. „Meine Kinder wollten am Wochenende mit einem Boot über die Straße“, berichtete die Anwohnerin weiter, „und es kam zu einer sehr gefährlichen Situation – jetzt reicht es einfach.“

Eine Kontrolle in drei Jahren

Vom Gemeinderat und von Bürgermeister Gerhard Müller wollte sie konkret wissen, wieso all dies niemanden interessiere und warum in drei Jahren nur eine Geschwindigkeitskontrolle an einem Wochentag um 16 Uhr stattgefunden habe. „Was plant die Gemeinde?“

Müller fragte nach der Möglichkeit, einen Blitzer auf ihrem Grundstück aufstellen zu können, und erklärte, dass die Gemeinde selbst keine Tempomessungen vornehmen könne. „Wir können aber auf die Kreisstadt Freudenstadt zugehen und sie bitten, dort verstärkt zu kontrollieren“, schlug er vor. „Am besten, Sie wenden sich auch persönlich an das Ordnungsamt in Freudenstadt.“

„Die müssen halt auch mal am Wochenende kommen – dann, wenn die Leute vor Ort sind“, forderte Gemeinderat Jochen Bier (Vereinigter Seewald). Gerhard Müller regte an, die Autonummern von auffälligen Rasern aufzuschreiben.

Verkehrsschau im Herbst kommt zu spät

„Ich bin froh, dass endlich mal jemand erscheint und das Problem hier in Seewald anspricht, das es auch an vielen anderen Stellen gibt“, sagte Carmen Lehmann (Frauenliste). Die Frauenliste setze sich für die Reduzierung und die Kontrolle der Geschwindigkeiten ein, aber nicht jeder im Gremium sehe das so.

Bürgermeister Müller versprach auch, das Thema bei der nächsten Verkehrsschau anzusprechen. „Eine Verkehrsschau im Herbst bringt doch nichts für die aktuelle Situation“, entgegnete Ursula Wolf (Frauenliste). „Es geht darum, jetzt einzugreifen. Es sind nicht nur die Bürger, sondern auch die Badegäste gefährdet.“ Sie schlug einen permanenten Blitzer vor oder das Aufstellen von Anhängern, die einige Zeit messen könnten.

„Stiefmütterlich behandelt“

„Seewald wurde da doch schon immer stiefmütterlich behandelt, das ist doch nichts Neues, es interessiert doch niemanden“, wandte Gemeinderat Werner Kappler (Vereinigter Seewald, VS) ein. Richard Koch (VS) fragte, warum zum Beispiel in Karlsruhe in jeder Ortschaft zwei stationäre Blitzer stehen würden, nur in Seewald nicht. „Der Landkreis setzt da eher auf temporäre Kontrollen, so ist die Philosophie“, erklärte Bürgermeister Müller.

„Seit Jahrzehnten gehört an dieser Stelle in der Erzgrube ein Zebrastreifen hin“, meinte wiederum Annelie Keck (Frauenliste). Dies sahen aber einige Ratsmitglieder als eher gefährlich an. „Wir brauchen sofort punktuelle Messungen, und zwar wenn ‘High Noon‘ ist, dann kann man da auch fette Beute machen“, so Ursula Wolf.

Die Bürgerin schlug noch vor, sich der Initiative „Lebenswerte Städte und Gemeinden durch angepasste Geschwindigkeiten“ anzuschließen, immerhin würden sich daran schon 742 Kommunen beteiligen. „Was ist mit Seewald?“, fragte sie.

Bürgermeister Müller sicherte zu, darüber zu beraten und auch die Geschwindigkeitskontrollen anzuregen.