Das Amtsgericht Nagold darf man derzeit nur mit Maske betreten. Darauf wird an der Eingangstür hingewiesen. Während der Verhandlung darf man sie abnehmen. Foto: Köncke

78-jähriger Angeklagte weist Vorwürfe zurück. Hat er seine Frau attackiert und seinen Sohn bedroht?

Hat er seine Frau attackiert, den ältesten Sohn bedroht und eine Pistole im Haus versteckt? Wegen Körperverletzung und anderer Delikte musste sich ein 78-jähriger Mann aus dem Raum Altensteig vor Gericht verantworten.

Altensteig/Nagold - Zur Verhandlung in Nagold waren die Ehefrau und der Sohn des Angeklagten als Zeugen geladen, sind aber nicht erschienen, weil die Nachricht an eine nicht mehr gültige Anschrift verschickt worden war.

Der Angeklagte soll seine Frau am 9. und 27. November vergangenen Jahres geschlagen, den Sohn am 18. Dezember tätlich angegriffen und einen Tag später mit einer Pistole bedroht haben.

Probleme in der Ehe

In der langjährigen Ehe gab es offenbar zunehmend Probleme. Der Rentner warf seiner Frau in der Verhandlung vor, in letzter Zeit öfter alkoholisiert gewesen zu sein. Beim Auszug aus der gemeinsamen Wohnung habe sie "in einem unbeobachteten Augenblick" das Sparbuch mit einem Guthaben von 100.000 Euro an sich genommen. Den Vorwurf, er habe seiner Frau mit der Faust einen Hieb auf das Gesäß verpasst und sie beim zweiten Vorfall mitten in der Nacht im Schlafzimmer verletzt, wies er entschieden zurück.

Streit habe es hauptsächlich wegen des ältesten Sohnes gegeben. Als der arbeitslos geworden sei, "habe ich ihm eine neue Stelle besorgt". Leider sei der Nachwuchs unzuverlässig gewesen und am Ende entlassen worden. Zu einem Gespräch über den genauen Kündigungsgrund sei er nicht bereit gewesen, sondern habe gedroht: "Ich mache dich fertig" und Anzeige erstattet.

Warum er eine Pistole mit acht Patronen im Haus aufbewahre? Die Kurzwaffe habe er vor 30 Jahren einem Kumpel abgekauft "und nie benutzt", beantwortete der Angeklagte die Frage von Richter Martin Link.

Ehefrau und Sohn fehlen bei Verhandlung

Um die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen, wurden die Ehefrau und der Sohn aufgerufen. Beide fehlten. Den Sohn erreichte Link übers Handy. Er habe keine Ladung erhalten, werde sich aber sofort auf den Weg machen und versuchen, seine Mutter zu erreichen.

Die Verhandlung wurde fünf Minuten unterbrochen. Danach schlug Verteidiger Martin Hammer vor, das Verfahren abzukürzen und gegen eine Geldauflage einzustellen. Sein Mandant wolle das Gewesene vergessen und seinen Frieden wiederfinden, deshalb habe er auch keinen Strafantrag wegen des mitgenommenen Sparbuchs gestellt. Richter Link bat Staatsanwalt Marian Jander um eine Stellungnahme. Der hielt es wegen der Fülle der Vorwürfe für problematisch, den Prozess auf diese Weise zu beenden.

Damit war die Verhandlung vorerst beendet. Der inzwischen im Gericht erschienene Sohn und ein Beamter des Polizeipostens Altensteig wurden unverrichteter Dinge nach Hause geschickt. Einen neuen Verhandlungstermin konnte der Richter auf Anhieb nicht nennen