Bundestagsabgeordneter Martin Rosemann (SPD) sprach im Wachendorfer Sportheim über Pflege. Links: Der Starzacher VdK-Vorsitzende Klaus-Dieter Weber. Foto: Steinmetz

Klaus-Dieter Weber stellte gleich zu Beginn klar: "Das ist keine Wahlveranstaltung der SPD, sondern des VdK." Der Vorsitzende der Ortsgruppe Starzach hatte den Bundestagsabgeordneten und SPD-Wahlkreiskandidaten Martin Rosemann zum Gespräch über die Pflege ins Wachendorfer Sportheim eingeladen.

Starzach-Wachendorf - Der Politiker, der am Mittwochabend mit halbstündiger Verspätung ankam, traf auf eine diskussionsfreudige Gruppe rund um den Stammtisch. Die Pflege gehe alle etwas an, sei auch Teil des Sozialstaates, der nicht kaputt gespart werden dürfe, sagte Rosemann. Er zog eine positive Bilanz zur auslaufenden Wahlperiode: Das Rentenniveau sei bis 2025 stabilisiert, die Grundrente, ein Meilenstein, sei eingeführt worden, und auch in der Pflege sei einiges gegangen. Unter anderem seien die Leistungen der Pflegeversicherung gestärkt worden. Für die SPD reiche das aber nicht aus. "Wir wollen, dass der Eigenanteil an der Pflege nicht mehr steigt, sondern gedeckelt wird." Ziel sei es, mit einer Erhöhung des Bundeszuschusses eine Vollkasko-Pflegeversicherung und eine Bürgerversicherung einzuführen.

Neben dem hohen Eigenanteil an der Pflege beklagten einige der Diskussionsteilnehmer den Fachkräftemangel in der Pflege. Die Pflegedienste seien überfordert, gerade auch in Starzach. "Ich kriege keine Hilfe", sagte eine Frau, die ihre Mutter versorgen muss. Sie forderte eine bessere Bezahlung und mehr Anerkennung für die Pflegekräfte. Kritisiert wurde, dass die Diakonie zwar dringend Fachkräfte benötigt, aber Menschen anderen Glaubens nicht anstellen dürfe. Rosemann erklärte dies mit dem kirchlichen Arbeitsrecht, er selber könne diese Haltung der Kirche nicht nachvollziehen. Ein anderes Problem sei, wie die Sozialleistungen abgerufen werden könnten und der Sozialstaat vor Ort greifbar werde. Früher waren es in den Ortschaften Ordensschwestern, die sich quasi zum Nulltarif um Kranke im kümmerten, erinnerten sich die Wachendorfer. Heute müssten Gemeindeschwestern von der Kommune bezahlt werden, aber dafür fehle in Starzach das Geld.

Für Rosemann wäre ein Bürgerservicezentrum eine Möglichkeit, Pflegebedürftige und pflegende Angehörige "auf Augenhöhe" zu unterstützen. Stärker berücksichtigen müsse man auch, dass zunehmend individuelle Pflegeleistungen, etwa in Wohngemeinschaften oder im betreuten Wohnen, gewünscht würden.

Ein weiteres Thema für den VdK-Vorsitzenden Klaus-Dieter Weber ist in Starzach die Barrierefreiheit. Daran habe man beim Bau des Wachendorfer Sportheims schon vor mehr als 20 Jahren gedacht, lobte er. Mängel sieht er dagegen bei Bushaltestellen und im Bierlinger Rathaus, in dem ein Aufzug hoch zum Sitzungssaal fehle. Jedem müsse es ermöglicht werden, einen öffentlichen Raum betreten zu können und am öffentlichen Leben teilzunehmen.