Im Rathaus von Nusplingen haben die Gemeinderäte besprochen, einen zweiten Container für Flüchtlinge anzuschaffen. Foto: Archiv

Einstimmig hat der Nusplinger Gemeinderat in jüngster Sitzung beschlossen, das Angebot für einen Wohncontainer anzunehmen, in dem Geflüchtete untergebracht werden sollen. Bürgermeister Jörg Alisch warnt aber vor wachsendem Widerstand.

„Solange etwas machbar ist, muss etwas gemacht werden“, sagte Bürgermeister Jörg Alisch, als er den neunten Tagesordnungspunkt in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats aufrief. Gemeint war die Unterbringung von Geflüchteten in Nusplingen.

Gebrauchter Containerkostet 15 380 Euro

Konkret ging es um die Ergebnisse der Ausschreibungen für einen Wohncontainer, die in der Sitzung am 20. April in Auftrag gegeben worden waren. Vier Firmen waren gebeten worden, ein Angebot einzureichen; bis zum Abgabetermin am 26. Juli hatten zwei Anbieter reagiert; „verwertbar“ war laut Alisch aber nur ein Angebot. Die Angebotssumme belief sich auf 26 430 Euro; allerdings hatte der Bieter noch eine Alternative in petto: einen gebrauchten Doppelcontainer für 15 380 Euro, in dem zwischen acht und zehn Personen untergebracht werden könne.

Zweiter Container darf nicht durchgehend genutzt werden

Der Haken an der Sache: Der Container entspricht zwar laut der Gemeindeverwaltung nafast vollständig dem Leistungsverzeichnis, erreicht allerdings nicht die Dämmungsstandards, die für eine dauerhafte Nutzung nach dem Gebäude-Energie-Gesetz nötig wären; er dürfte daher höchstens zwei Jahre lang genutzt werden. Allerdings, so Alisch, gebe es eine Ausnahmeregelung für Flüchtlingsunterkünfte, wonach die Nutzungszeit auf bis zu vier Jahre verlängert werden könnte. Das billigere Alternativangebot birgt also ein gewisses Risiko – doch die Gmeinderäte fanden, dass die 11 000 Euro Preisdifferenz die Sache wert seien, beschlossen, die Ungewissheit in Sachen Nutzungsdauer in Kauf zu nehmen und entschieden sich einstimmig für den gebrauchten Container.

Signal aus Nusplingen in Richtung Landratsamt: „Wir machen was“

Aufgestellt wird der „neue“ Container neben dem bereits existierenden beim Gasthof Sternen. Vorab muss aber noch eine Bodenplatte gesetzt werden, auf die der Container dann gestellt wird.

Mit dem Beschluss, erklärte Bürgermeister Alisch in der Sitzung, wollen die Nusplinger auch in Richtung Landratsamt signalisieren: „Wir machen was.“ Aktuell sei die Gemeinde verpflichtet, insgesamt 20 Asylsuchende bei sich aufzunehmen – im vergangenen Jahr waren elf in Nusplingen untergebracht. Der Druck, nachzulegen, ist Jörg Alisch und den Gemeinderäten nicht unbekannt: Bereits 2018 hatte das Landratsamt die Gemeinde Nusplingen gedrängt, ihrer Verpflichtung nachzukommen und Raum zur Aufnahme von sechs Asylbewerbern zur Verfügung zu stellen. Die Gemeinde hatte sich damals vergeblich bemüht, Wohnraum anzumieten; danach war die Entscheidung für einen Container gefallen.

Bislang sind dem Bürgermeister keine Beschwerden zu Ohren gekommen

Allerdings verspürt Jörg Alisch nicht nur den Druck des Landratsamts, sondern auch wachsenden Druck seitens der Bevölkerung. Der Widerstand, so seine Wahrnehmung werde immer breiter – vor allem, wenn kein Ende der Lage in Sicht sei. „Man sieht ja, wie es zuletzt in Killer ausgegangen ist“, warnte Alisch. „Wir wollen nicht als ,gallisches Dorf’ gelten“, betonte er in der Sitzung. Aber es müsse eine Lösung gefunden werden, die sowohl pragmatisch als auch rechtlich tragbar sei.

Bislang sind Alisch keine Beschwerden über die Bewohner des ersten Containers – meist „Alleinreisende“ – zu Ohren gekommen. „Die Umgebung rund um den Container ist sauber und ordentlich, und die Bewohner machen keine Scherereien im Dorf.“